Roboterautos auch bis Ende 2030 kein Alltag

Unfallzahlen sinken

Roboterautos auch bis Ende 2030 kein Alltag
Autonomes Fahren ist das Thema in der Autoindustrie © dpa

Der Weg ins autonome Fahren ist ein langer. Experten der Versicherungsbranche glauben nicht, dass Roboterautos auch Ende des nächsten Jahrzehntes zum Alltag auf deutschen Straßen gehören werden. Dafür werden die Unfallzahlen sinken.

Die selbstfahrende Zukunft lässt auf sich warten: Vollautomatische Roboterautos auf Deutschlands Straßen werden in Deutschland auch Ende des nächsten Jahrzehnts nicht Alltag sein, glauben Autoexperten aus der Versicherungsbranche. Doch könnten die Unfallzahlen schon vorher mit zunehmender Technisierung des Autofahrens sinken - und Kfz-Versicherungen billiger werden.

Der Wandel aber wird langsam kommen. Denn Autos sind langlebig. «Wir haben circa 55 Millionen Fahrzeuge plus etwa sieben Millionen Anhänger auf der Straße in Deutschland», rechnet Stefan Schulz vor, Chef der Autofachleute beim Rückversicherer Munich Re. «Jedes Jahr werden ungefähr drei Millionen neue Fahrzeuge zugelassen und circa zwei Millionen aus dem Verkehr gezogen.» Die langsame Erneuerung des Fahrzeugbestands bedeutet, dass noch über viele Jahre Autos ohne High-Tech an Bord in Betrieb sein werden. «Deshalb durchdringen neue Technologien den Verkehr nur schrittweise», sagt auch Joachim Müller, Chef der Sachversicherung bei der Allianz.

Gut fahrende Autofahrer

Viele Bürger haben in Sachen Verkehrssicherheit ohnehin keinen Aufrüstungsbedarf. «Es gibt sehr viele Menschen, die richtig gut Auto fahren», sagt Schulz. «Rund vierzig Prozent der Autofahrer sind in der Kfz-Haftpflicht in der höchsten Schadenfreiheitsklasse.» Ein zweiter wesentlicher Faktor: Noch ist die Technologie des Roboterautos nicht ausgereift. «Die Sensorsysteme funktionieren nicht, wenn es stark regnet oder schneit», meint etwa Schulz.

Autonome Fahrzeuge wird es daher laut Einschätzung der Münchner Rück zuerst in abgegrenzten Bereichen geben. Die HUK Coburg - in der Kfz-Haftpflicht Nummer eins in Deutschland - teilt dies: «Es ist noch ein weiter Weg zu vollautomatischen Autos auf deutschen Straßen», sagt ein Sprecher. «Wir werden keinen radikalen Umbruch erleben.» Allianz und HUK Coburg erwarten dennoch in nicht allzu ferner Zukunft einen spürbaren Effekt der Technisierung - weniger Unfälle. Allianz-Sachversicherungsvorstand Müller sagt voraus, dass es dank zunehmender Verbreitung von Parkassistenten, Spurhaltesystemen, Bremsautomatik und mehr voraussichtlich weniger Schäden geben wird.

Unfälle werden teurer

Doch dafür könnten Unfälle teurer für Versicherungen werden. «Ich gehe davon aus, dass unser durchschnittlicher Aufwand für Fahrzeugschäden tendenziell steigen wird», meint Müller. «Sensoren, wie Radarsensoren oder Kamerasysteme, werden die Reparaturen in Einzelfällen deutlich teurer machen.» Das sieht auch HUK Coburg so: «Wenn umfangreiche Elektronik eingebaut ist, wird der Schaden teurer», sagt der Sprecher.

So könnten die Ausgaben der Versicherungen für Schäden zunächst steigen, doch langfristig dürfte bei sinkenden Unfallzahlen die Kfz-Haftpflicht für Autofahrer billiger werden. «Uns erscheint ein Rückgang der Prämien in der Größenordnung von circa 15 Prozent bis 2025 möglich», sagt Wolfgang Hach, Finanz- und Versicherungsexperte bei der Unternehmensberatung Roland Berger.

Die Münchner Rück ist da anderer Ansicht. «Ich denke nicht, dass die Prämien groß runtergehen», meint Autofachmann Schulz. Er erwartet im Jahr 2030 einen Mischverkehr mit teilautonomen und normalen Fahrzeugen. «Tendenziell könnte es sogar eher mehr als weniger Unfälle geben, weil Maschinen nicht wie Menschen denken.» Die selbstfahrenden Autos von Google etwa seien bei Versuchsfahrten in 17 Unfälle verwickelt gewesen, 16 davon von anderen Fahrzeugen verursacht. «Hundert Prozent Unfallfreiheit wird es nicht geben, denn auch autonome Fahrzeuge haben einen Bremsweg.» (dpa)

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Frank Mertens
Nach dem Studium hat er in einer Nachrichtenagentur volontiert. Danach war er Sportjournalist und hat drei Olympische Spiele begleitet. Bereits damals interessierten ihn mehr die Hintergründe als das Ergebnis. Seit 2005 berichtet er über die Autobranche.

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