Rewaco CT 2300 T: Späte Traumerfüllung

Triumph Rocket III als Basis

Rewaco CT 2300 T: Späte Traumerfüllung
Die Rewaco CT 2300 T bereitet viel Fahrspaß. © AG/Flehmer

Die meisten Motorradfahrer lehnen eine so genannte BikeConversion ab. Dabei verleiht die Rewaco CT 2300 T, Triumph Rocket III mit zwei Rädern hinten, eine Menge Fahrspaß, allerdings auch Nachteile.

Von Thomas Flehmer

Führerschein und Auto anstatt Motorrad, so hieß die Devise mancher Eltern, die sich Sorgen machten, dass ihre Sprösslinge auf zwei Rädern dem sicheren Tod entgegen fuhren. Viele der Heranwachsenden gingen auf den Deal ein und bekommen nun im gesetzteren Alter manchmal feuchte Augen, wenn die mobile lediglich per Fahrrad oder Auto genossen werden kann.

Triumph Rocket III als Basis für Rewaco CT 2300 T

Rewaco, ein Hersteller für Spezialfahrzeuge in Lindlar nahe Köln, trocknet bereits seit Jahren diese Tränen mit Trikes und so genannten BikeConversions. Bei den dreirädrigen Spaßmobilen wird die vordere Hälfte beim jeweiligen Motorradhersteller geordert und mit zwei Rädern für hinten versehen. Der Vorteil dieses zusammen gesetzten Motorrads, wie BikeConversion übersetzt werden kann, ist für Nostalgiker ohne Motorradführerschein so etwas wie eine Wunscherfüllung. Durch die beiden hinteren Räder kann dieses Bike, wie die CT 2300 T, eine umgebaute Triumph Rocket III, auch mit dem normalen Autoführerschein gesteuert werden.

Etwas Erfahrung mit Motorrädern ist vor der ersten Ausfahrt allerdings ein Vorteil. Denn die Fußschaltung – erster Gang nach unten, anschließend hochschalten – könnte für allzu Unbedarfte im Zusammenhang mit der Handkupplung sich als komplizierter als erwartet erweisen. Denn die Triumph schaltet besonders in den ersten beiden Gängen recht hart, auch wenn man die linke sehr sanft kommen lässt – und die 78 kW/106 PS verbunden mit dem 206 Newtonmetern starken Drehmoment zerrt stark am Lenker.

Vorsichtige Kurvenfahrten mit der Rewaco CT 2300 T

Viel Fahrspaß bereitet die Rewaco CT2300 T.
Die Rewaco CT 2300 T wiegt stolze 468 Kilogramm AG/Flehmer

Geschieht der Schaltvorgang auch noch in einer Kurve, kann es schon mal eng zugehen, denn mit den drei Rädern lässt sich die Rewaco nicht in die Kurve legen, wie das bei Motorrädern der Fall ist. Die Kurve muss fast wie bei einem Pkw ausgefahren werden. So sollten die ersten Meter am besten geradeaus zurückgelegt werden, um ein erstes Fahrgefühl für die auffallende Maschine mit ihren 2,3 Litern Hubraum zu erhalten.

Am besten wird die nächste Landstraße angesteuert, um dann auch mal in den dreistelligen km/h-Bereich zu dringen und ein wenig "Born tobe wild" zu schnuppern. Dann stellt sich auch schnell der Fahrspaß ein, den das immerhin 468 Kilogramm schwere Bike bietet. Auf den obligatorischen Motorradgruß muss meistens verzichtet werden, denn die meisten Motorradfahrer würden nie . . . aber das hatten wir ja schon.

Rewco CT 2300 T mit Nachteilen in der Stadt

Trotzdem kann gefühlt werden, was die mobileren Motorradfahrer an den Ausfahrten begeistert. Die Landschaft wird anders wahrgenommen als im Auto, auch dringen die einzelnen Gerüche schneller unter den Helm als hinter die Windschutzscheibe. Und dann ist da auch noch die Beschleunigung, die trotz des hohen Gewichtes sehr viel dynamischer als bei einem vierrädrigen Mobil vonstatten geht.

Auch auf der Autobahn muss sich die Rewaco nicht verstecken. Bis Tempo 165 km/h hält sie mit, sogar sehr souverän, aber das gemütliche Cruisen passt besser zu der BikeConversion. Zudem wird dann auch der Durst etwas abgemildert. Mit zehn Litern muss aber trotzdem gerechnet werden. In der Stadt wird das Rocket-Dreirad noch mehr verbrauchen, wenn erster und zweiter Gang häufig benutzt werden. Und gerade in der Urbanität kommen die Nachteile des Dreirads zum Tragen. Das Bike ist 2,90 Meter lang und 1,48 Meter breit. Für Motorradparkplätze ist selten Platz und beim Herausfahren aus einer Parkplatzlücke kann das rechte Hinterrad schnell den linken Kotflügel des vor einem platzierten Autos touchieren – gerade in engeren Gassen.

Stattlicher Preis für Rewaco CT 2300 T

So ist der praktische Nutzen trotz Fahrspaß auf den Ausflug ins Grüne mit breiteren Land- und Bundesstraßen beschränkt, der auch meistens nur am Wochenende stattfindet und die Rewaco auf den Status Spaßmobil herabstuft. Um diesen Status zu erfüllen, müssen für die Rewaco CT 2300 T schon stattliche 33.950 Euro angelegt werden. Auch wenn der Hersteller derzeit ein spezielles Leasingangebot anbietet, werden sich nur gut betuchte Mid-Ager diesen Spaß gönnen können. Den anderen bleiben einmal mehr feuchte Augen.

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Thomas Flehmer
Der diplomierte Religionspädagoge arbeitete neben seiner Tätigkeit als Gemeindereferent einer katholischen Kirchengemeinde in Berlin in der Sportredaktion der dpa. Anfang des Jahrtausends wechselte er zur Netzeitung. Seine Spezialgebiete waren die Fußball-Nationalelf sowie der Wintersport. Ab 2004 kam das Autoressort hinzu, ehe er 2006 die Autogazette mitgründete. Seit 2018 ist er als freier Journalist unterwegs.

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