30 Jahre Konkurrenz für S-Klasse

BMW 7er Reihe

Der neue 7er BMW der Generation F01 steht in den Startlöchern. Die potentiellen Kunden sind fast so aufgeregt wie die Konkurrenz. Seit drei Jahrzehnten begeistert der innovative Bayer die Automobilwelt.

Von Stefan Grundhoff

Als sich die BMW-Verantwortlichen Anfang der 70er Jahre entschieden hatten, einen echten Konkurrenten für die übermächtige Konkurrenz aus Stuttgart zu kreieren, wussten sie, worauf man sich eingelassen hatten. Die S-Klasse war nicht nur in Deutschland, sondern auch in Europa und den USA der Maßstab, wenn es um das hochpreisige Luxussegment ging. Könige, Politiker, hoch gestellte Persönlichkeiten und erfolgreiche Geschäftsleute schworen zumeist einhellig auf die Nobelklasse aus Stuttgart. Dagegen wollten die Münchner ein Luxusmodell stellen, das nicht nur gut aussah, und jeglichen Luxus bot, sondern auch mit Innovationen und Fahrspaß glänzte. Denn genau hierin glaubte man, die Schwachstelle im nahezu vollkommenen Sindelfinger Wohlfühlpaket entdeckt zu haben.

Erster Versuch Ende der 60er Jahre

Nachdem der erste Versuch Ende der 60er Jahre mit dem BMW E3 für kaum mehr als ein schwäbisches Schmunzeln gesorgt hatte, sollte beim ersten 7er BMW alles anders werden. Die Fahrdynamik eines BMW gepaart mit Luxusausstattung, üppigen Dimensionen und dem größtmöglichen Langstreckenkomfort sollte den erhofften Erfolg bringen. Unter dem internen Code E23 wurde der erste echte Konkurrent der Mercedes S-Klasse entwickelt. Ein bulliger Auftritt mit kraftvollen Karosserieelementen, großen Rädern, der charakteristischen Doppelniere und Doppelscheinwerfern sollten auf der Autobahn vielen Vorausfahrenden Angst machen und nicht nur in Grünwald für Applaus sorgen.

Im Jahre 1977 feierte der 4,86 Meter lange und rund 1,6 Tonnen schwere 7er BMW seine Weltpremiere. Nicht nur das Außendesign mit dem rundlichen Heck und dem Hofmeister-Knick sorgten für Aufsehen. Während in Stuttgart bei der 116er Baureihe noch immer auf Chrom im Überfluss gesetzt wurde, ging der erste 7er BMW deutlich zurückhaltender an Fensterrahmen und Stoßstangen mit dem edlen Metall um. Stattdessen gab es versenkte Türgriffe, Kunststoffelemente, eine Motorelektronik und einen scharfen Blick, der vielen nicht mehr aus dem Sinn gehen sollte.

Drei Motoren zum Start

Der Innenraum des BMW 733i, damals galt er als sehr chick Foto: press-inform

Zur Publikumspremiere im Frühjahr 1977 gab es drei Motorvarianten. Die Versionen 728 und 730 leisteten 170 bzw. 184 PS und mussten mit einem Vergasermotor auskommen. Deutlich besser war das Paket beim 733i, der mit seinem modernen Einspritzer immerhin 197 PS und 280 Nm bei 4.300 U/min leistete. Das reichte für knapp 215 km/h und einen Spurt 0 auf 100 km/h in neun Sekunden. Bereits vor der Produktion des neuen 7ers hatte BMW mit zahlreichen Wirtschaftskonzernen und der Politik gesprochen, um den Neuling vom Start weg ins Gespräch zu bringen. Für die bayrische Regierung gab es sogar das nur in einer Kleinserie produzierte Exportmodell des BMW 725 sowie später Panzerversionen mit denen sich zunächst nur Franz-Josef Strauß, später jedoch auch andere bayrische Persönlichkeiten, sicher chauffieren lassen durften.

Als zur Einführung der neuen Mercedes S-Klasse (Baureihe 126) im Jahre 1979 auch beim 7er BMW neue Triebwerke eingeführt wurden, hatte sich der Münchner bereits einen Namen gemacht. Mit 728i, 732i oder gar 735i wurde es noch eine Ecke sportlicher und die Luft für die an sich deutlich kraftvoller motorisierten S-Klassen dünner denn je. Das Topmodell 745i war mit einem turboaufgeladenen Reihensechszylinder mit 185 kW / 252 PS und 380 Nm ausgestattet. Der sollte ab 1980 den 500 SE und seinen noch potenteren Vorgänger, den Mercedes 450 SEL 6.9, vergessen machen. Für ihn hatten sich die BMW-Oberen entschieden, da der Plan eines mächtigen Zwölfzylinders zunächst noch in der Schublade bleiben sollte. Der kam fünf Liter große Zwölfender erst Ende der 80er mit dem 300 PS starken E32. Seit seiner ersten Generation glänzte der Oberklasse-BMW jedoch mit seinen fahrdynamischen Qualitäten. In Deutschland wurde Kriminaloberinspektor Derrick zur wichtigsten Werbeikone. Er fuhr in den meisten der 281 Folgen mit einem Modell der BMW 7er-Reihe durch Grünwald und Bogenhausen.

Mysteriöse M-Versionen

Dabei bliebt der BMW 745i in Europa das unangefochtene, aber umstrittene Topmodell. Immer wieder gab es Probleme mit überhitzten Triebwerken und Motorelektronik. In den USA gab ebenso keine Turboversion wie in England. Hier war mit dem 218 PS starken 735i Schluss, der noch viele Jahre in den zahlreichen BMW-Versionen verbaut wurde.

In Südafrika gab es eine Sonderedition vom M 745i, der mit dem Aggregat des Supersportlers BMW M1, modifizierte 286 PS leistete. Auch in der Münchner Konzernzentrale soll es ein paar der scharfen «M 7 Versionen» gegeben haben. Bis heute sträubt sich der BMW-Vorstand, einen echten M7 auf den Markt zu bringen und setzt beim Thema Sportversionen stattdessen auf M5, M6 und den geneigten Veredler Alpina.

Eine Frage der Ehre

Polster statt Leder Foto: press-inform

Bis heute positioniert sich ein 7er BMW als ultimative Fahrlimousine. Wer einen 7er BMW der ersten Generation gegen eine Mercedes S-Klasse aus den späten 70er Jahr fuhr, weiß schnell, was damit gemeint ist. Die direkte Lenkung, die präzise Handschaltung und sportliche Fahrleistungen bei einem gesunden Gewichtsmix machten gerade bei den Einstiegsmodellen den feinen Unterschied. Doch für die Fahrer war es eher eine Frage der Ehre.

Entweder man fuhr den neuen 7er, der fünf Innovationen, Fahrspaß und coole Lockerheit stand. Kaum einer der neuen 7er Kunden hätte sich wieder für die etablierte und betont mondän positionierte S-Klasse von Mercedes begeistern können. Bis heute ist es eher eine Frage der automobilen Anschauung, in welchem der beiden aktuellen Konkurrenten man sich am besten bettet. BMW spielt bei der Produktpositionierung bis heute die Karte der lässig-dynamischen Luxuslimousine mit Sportwagengenen, um sich von Audi A8, Mercedes S-Klasse oder Lexus LS 460 abgrenzen.

Designschock im Jahr 2001

Der verpackte 7er BMW Foto: Press-Inform

Was die Verkaufszahlen angeht, ohne echten Erfolg. Denn so erfolgreich die erste 7er-Generation E23 war, so groß war der Abstand zum übermächtigen Konkurrenten. Das änderte sich auch bei den folgenden Generationen E32 (ab Herbst 1986) und E38 (ab Herbst 1994) nicht. Wie innovationsfreudig man auch in der Luxusliga sein kann, zeigte BMW beim auslaufenden Modell der Generation E65. Als der im Jahre 2001 erstmals enthüllt wurde, glaubten Experten und Kunden ihren Augen nicht zu trauen. War das sportliche Design über 20 Jahre das Markenzeichen eines jeden 7er BMW gewesen, so entpuppte sich die zweifellos exzellente Fahrlimousine der Generation E65 als wahrer Designschocker.

Das wird sich beim neuen 7er BMW, der in den nächsten Wochen weine Weltpremiere feiert und im Herbst 2008 auf den Markt kommt, nicht wiederholen. Kraftvoll, bullig und so innovativ wie der E23 im Jahre 1977 wird er wieder auf Kundenfang gehen und die wohl beste Alternative zur Mercedes S-Klasse bleiben. Eine Frage der Anschauung ist es für die Kunden jedoch nach wie vor - egal ob in Tokio, Peking, Los Angeles oder Frankfurt. Einfach wird es der 7er auch mit seinen zahlreichen Innovationen nicht haben.

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