Der Autokredit in Krisenzeiten

Interview mit Hermann-Josef Tenhagen

Drei von vier Autos werden heute finanziert. Ob man von solcherlei Bankunterstützung derzeit besser die Finger lassen sollte, sagt der Chefredakteur der Zeitschrift Finanztest Hermann-Josef Tenhagen im Interview der Autogazette.

Autokredite sind in Zeiten der weltweiten Finanzkrise weiter sicher. Im Interview mit der Autogazette spricht Hermann-Josef Tenhagen, Chefredakteur der Zeitschrift Finanztest, über mögliche Risiken bei der Aufnahme eines Autokredits.

Sorgen um Arbeitsplatz

Autogazette: Hat die Finanzkrise jetzt auch den Autokäufer erreicht?

Hermann-Josef Tenhagen: Könnte man angesichts der starken Kaufzurückhaltung so sehen. Aber der Zusammenhang ist wohl eher indirekt.

Autogazette: Warum indirekt? Vier von fünf Autos werden heute doch schon mit Hilfe einer Bank finanziert.

Tenhagen: Indirekt, weil sich die Kunden wohl eher um die eigene Situation, den Arbeitsplatz und die künftigen finanziellen Lasten durch die Krise sorgen, weniger, dass ihr Autofinanzierer Pleite machen könnte.


Autogazette: Was würde denn passieren, wenn meiner Autobank die Luft ausgeht?

Tenhagen: Das ist nicht besonders wahrscheinlich. Aber nehmen wir den Fall ruhig mal an. Dann würden Sie Ihre Rate nicht mehr an die Bank, sondern an deren Insolvenzverwalter überweisen. Ist vielleicht mit etwas Papierkrieg verbunden, aber das war es dann auch schon. Solange Sie Ihren Teil des Finanzierungsvertrages einhalten, sollte es da kein Problem geben. Dass man seine Raten pünktlich zahlen kann, darüber musste man sich ja auch schon vor der Finanzkrise Gedanken machen.

«Restschuldversicherung unnötig»

Autogazette: Worauf sollte man beim Abschluss eines Finanzierungsvertrages achten?

Tenhagen: Nach unseren Recherchen kümmert man sich in den Autohäusern nicht so genau darum, ob der Kunde die finanzielle Last überhaupt tragen kann, sondern sichert sich lieber mit einer sogenannten Restschuldversicherung ab. Die ist recht teuer und braucht der Kunde eigentlich nicht, weil die Bank ja bei Zahlungsunfähigkeit schon das Auto als Sicherheit hätte. Darum genau prüfen, was man sich leisten kann.

Autogazette: Also ist der Autokauf im Grunde nicht schwieriger geworden als vor der Krise?

Tenhagen Unter Umständen wird er sogar leichter, finanziell gesehen. Denn wenn die Autohersteller ihre Fahrzeuge jetzt schlechter loswerden sollten, reagieren sie wahrscheinlich mit dem Preis. So dass man sein Wunschauto vielleicht sogar etwas günstiger bekommt.

Autogazette: Wenn es denn existiert.

Tenhagen: Ja, natürlich. Denn das ist der anderer Teil der aktuellen Käuferzurückhaltung, das Warten auf spritsparende Modelle, während die Spritschleudern stehenbleiben.

Das Interview mit Hermann-Josef Tenhagen führte Martin Woldt

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