Assistenzsysteme verringern Unfallfolgen

Sekundenbruchteile entscheiden über die Schwere von Verkehrsunfällen. Sinnvolle Fahrassistenzsysteme könnten dabei sehr hilfreich sein, um die Verletzungsgefahr zu vermindern.

Mehr Fahrassistenzsysteme in Autos und Lastwagen könnten zur Verringerung der Unfallzahlen beitragen. Wie wirksam elektronische Helfer bei der Unfallvermeidung sowie der Verringerung von Unfallfolgen für die Insassen sind, stellten jetzt Crash-Versuche der Dekra in Wildhaus in der Schweiz unter Beweis.

Sekundenbruchteil genügt

Bei den Tests wurden zwei Fahrzeuge mit Tempo 60 auf zwei davor stehende Autos zubewegt. Ein Auto wurde um 0,5 Sekunden früher als das andere abgebremst, was laut Dekra dem Effekt eines eingreifenden Bremsassistenten entspricht. Der Wagen prallte dadurch mit geringerer Geschwindigkeit gegen das Hindernis: Statt 50 Stundenkilometer (km/h) war der Wagen beim Aufprall nur noch 25 km/h schnell. Bereits dieser Bruchteil von Sekunden genüge, um die Verletzungsgefahr der Insassen herabzusetzen, lautet das Fazit der Dekra-Sachverständigen.

Viele Autofahrer bremsen laut Dekra in Notsituationen nicht rasch genug oder zu zaghaft, was den Bremsweg verlängert. Rund 65 Prozent aller Auffahrunfälle könnten vermieden werden, wenn der Autofahrer nur eine halbe Sekunde früher bremsen würde. Bei dem Crash-Versuch verkürzte sich der Bremsweg aus Tempo 60 heraus um rund acht Meter. «Der Einsatz des Bremsassistenten würde dem Fahrer helfen, im Notfall schneller zu bremsen», erklärt Dekra-Unfallforscher Jörg Ahlgrimm. Das System erkennt, ob eine Vollbremsung bevorsteht, und stellt auch bei schwachem Pedaltritt blitzschnell maximalen Bremsdruck bereit.

ESP verringt Unfallzahl um bis zu 40 Prozent

Ähnliche Vorteile bieten laut Dekra Abstandsregelsysteme, die mit Hilfe von Sensoren drohende Auffahrunfälle eher bemerken als ein Fahrer und sogar eigene Maßnahmen zur Unfallvermeidung einleiten können. Der Sicherheitsgewinn wäre bei Auffahrunfällen mit Lastwagen besonders hoch, urteilen die Unfallforscher: «Je größer die Masse des unfallverursachenden Fahrzeugs, desto kleiner die Überlebenschancen für die anderen Verkehrsteilnehmer.» Beim Crash-Versuch mit einem 70 km/h schnellen Kleintransporter mit beladenem Anhänger auf eine stehende Fahrzeugkolonne wurde das hintere Auto durch die hohe Aufprallenergie vollständig zusammengedrückt.

Ein weiterer Versuch demonstrierte die Gefahren von Schleuderkollisionen bei Fahrzeugen ohne ABS und ESP: Während der mit elektronischen Helfern ausgerüstete Testwagen beim Bremsen auf glatter Fahrbahn die Spur hielt, geriet das ohne sie bestückte Vergleichsfahrzeug ins Schleudern und prallte seitlich in ein Fahrzeug auf der Gegenspur. Laut Dekra wird ein Viertel der Unfälle mit Schwerverletzten durch Schleudern verursacht. Der flächendeckende Einsatz von ESP könnte nach Ansicht der Unfallforscher die Anzahl folgenschwerer Unfälle um 30 bis 40 Prozent verringern.

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