Abnehmen ist ein Problem

Das Gewicht eines Fahrzeugs schlägt sich direkt auf den Spritverbrauch nieder. Doch viele Automobilhersteller bekommen das Problem bei ihren Modellen einfach nicht in den Griff.

Von Stefan Grundhoff

Dick stand es in Boulevard- und Qualitätsmedien. Die deutschen Männer sind zu dick - immerhin 48 Prozent. Vorbildlich dagegen die zumeist gertenschlanken Skandinavier. Doch auch immer mehr Autos leiden unter Fettleibigkeit. Viele Autobauer bekommen das Übergewicht nicht in den Griff. Das kostet Geld, Kraftstoff und ist schlecht für die Umwelt.

Logische Konsequenz

Mazda MX-5 Foto: Press-Inform

Ärzte und Gesundheitsberater wird die Gewichtszunahme bei deutschen Männern wohl mehr alarmieren, als dicke Oberschenkel und Bäuche von Fahrzeugen aller Kategorien; weit reichende Nachteile hat beides. Selbst betont sportlich und dynamisch positionierte Fahrzeuge wie der neue Alfa Romeo Spider, ein Peugeot 207cc oder der Nissan 350Z Roadster wiegen weit mehr als ihre Vorgänger und belasten somit nicht nur die Umwelt, sondern auch den Fahrspaß des Piloten. Die Gründe für die jahrelangen Gewichtszunahmen liegen auf der Hand. Schärfere Crashvorschriften, gestiegene Komfortbedürfnisse und gewachsene Fahrzeugdimensionen fordern ihre schwergewichtigen Opfer.

Wogen kompakte Modelle wie ein VW Golf Ende der 70er Jahre gerade einmal 900 Kilogramm, so ist in der Kompaktklasse unter 1,3 Tonnen kaum etwas zu machen. Spaßroadster wie ein Mazda MX-5 oder ein Fiat Spider brachten seinerzeit ebenfalls nicht viel Gewicht auf die Waage und begeisterten mit grenzenlosem Fahrspaß. Das zugegeben gefährliche Unfallverhalten gab es obendrein. Die meisten Modelle wuchsen über verschiedene Fahrzeuggenerationen Schritt für Schritt über die eigenen Stoßstangen und Seitenschweller hinaus. Doch unter den Hauben gab es über Jahre kräftige Leistungszuschläge und so wurde das Übergewicht ebenso wie durch extravagante Designkniffe dezent verschleiert.

Keine Trendwende in Sicht

Peugeot 207cc Foto: Werk

Doch die Zeiten haben sich geändert. Während Automobilhersteller mit Hightech-Anspruch den Trend zum motorisierten Übergewicht vor Jahren erkannten und nach Weight-Watchers-Manier gegensteuerten, liefen Marken wie zum Beispiel Alfa Romeo, Peugeot oder Nissan mit einigen Modellen ins offene Messer. Kaum zu glauben, dass kernige Spaßroadster wie Alfas brandneuer Spaß-Spider ebenso wie der immer noch junge Nissan 350Z Roadster oder ein offener Lamborghini Gallardo mehr als 1,7 Tonnen auf die Waage bringen - beides sind Zweisitzer. Auch Peugeot blickt durchaus selbstkritisch auf den neuen Star in der Produktpalette, den 207cc. «Das Problem mit dem hohen Gewicht des 207cc ist uns bekannt. Hier müssen wir ansetzen», so Olivier Dardard, Geschäftsführer von Peugeot Deutschland über seinen neuesten Star in der Produktpalette. Aufgrund von ausgeklügelten Fahrwerken und üppigen Motorleistungen können sich viele Piloten mit dem Mehrgewicht auf den ersten Blick anfreunden. Fest steht jedoch: wären die Autos leichter, würden die Verbräuche signifikant sinken und das Herz des ambitionierten Piloten würde ebenfalls jubeln.

Reine Kostenfrage

VW Touareg Foto: Werk

Besonders schwer trifft es jedoch die SUVs. Viele Dickschiffe wiegen längst nicht mehr 2000 Kilogramm, sondern orientieren sich in Richtung 2,5 Tonnen. Mercedes ML-Klasse, BMW X5, VW Touareg oder Volvo XC90 können beladen fast drei Tonnen auf die Waage bringen. Große Geländewagen wie der Land Rover Discovery III oder ein Mercedes GL liegen bereits leer über der magischen 2,5-Tonnen-Marke. Besserung verspricht angesichts der immer weiter steigenden Kundenansprüche allenfalls der Einsatz von Hightechmaterialien. Hochfeste Stähle, Aluminiumteile, Karbon- oder Magnesiumkomponenten sind längst nicht neu, derzeit aber in preissensiblen Massenproduktionen kaum zu verwirklichen. «Sicher wäre es möglich, die Autos deutlich leichter zu machen», so der Ingenieur eines großen deutschen Autoherstellers, «aber den Preisaufschlag würde kein Kunde bezahlen und die Konkurrenz würde sich ins Fäustchen lachen.»

Fest steht, dass mit Leistungssteigerungen und sparsameren Triebwerken in den nächsten Jahren nur ein halber Innovationsschritt zu machen ist. Das Thema Gewichtsreduzierung wird einen elementaren Bestandteil im Automobilbau haben.

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