Test AN24

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Ford Mustang Shelby GT 500 © Foto: press-inform

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Von Stefan Grundhoff

In Europa bietet Ford derzeit kaum mehr als müde Hausmannskost. In Amerika sieht das ganz anders aus. Prunkstück ist der Ford Mustang Shelby - eine 500 PS starke Legende von morgen.

Zündelnde Kobra auf dem Grill

Beim Mustang Shelby denkt jeder an Steve McQueen und den 350 PS starken Boliden, der 1968 über die Leinwand fegte. Seit ein paar Wochen ist in den USA der Nachfolger auf dem Markt. In Deutschland ist der Shelby nur bei Importspezialisten wie US Cars24 zu bekommen. Dieter Thiel und sein Team mit Sitz in Wuppertal haben den ersten GT 500 nach Deutschland geholt.

«Der Ford Mustang läuft bei uns seit über zwei Jahren exzellent», erklärt Dieter Thiel nicht ohne Stolz, «wir sind in Deutschland die ersten, die nun auch den Mustang Shelby anbieten.» Mustang und Shelby, das heißt jede Menge Erinnerungen und Kraft im Überfluss. Jetzt liegt es an uns zu zeigen, was der Mega-Ford kann.

Die allseits bekannte blaue Ford-Pflaume braucht man auf der schnittig schwarzen Karosserie gar nicht erst zu suchen. Auf dem dunklen Gitterkühlergrill thront eine zündelnde Kobra, gleiches auf den vorderen Kotflügeln. Eine Augenweide sind die breiten Walzen und die wuchtige Motorhaube. Keine Frage - das ist kein gewöhnlicher Mustang. Rennsportlegende Caroll Shelby hat dem Kraftprotz aus Nordamerika seinen Namen gegeben. Die SVT-Leute von Ford hauchten dem Mustang jene Gene ein, die Autofans schwindlig werden lassen.

Kompressor greift schnell ein

Innenraum vom Mustang Shelby GT 500 Foto: press-inform

Der 5,4 Liter große Achtzylinder des Mustang Shelby wird über einen Kompressor bereits aus niederen Drehzahlen zwangsbeatmet. So zerren 368 kW / 500 PS und bis zu 650 Nm wild an der Hinterachse und lassen den Fahrer spüren was passieren würde, wenn man einen wilden Mustang und eine Kobra in der Tierwelt kreuzen würde. Die Schlupfregelung ausgeschaltet und der mehr als 1,8 Tonnen schwere Mustang trampelt wie von der Tarantel gestochen los.

Der Pilot sollte Herr seiner Sinne sein und sich nicht nur in der Fahrschule mit ausbrechenden Hecks und einem festen Griff am Steuer befasst haben. Shelbys Mustang will geritten werden. Die kernige Sechsgang-Handschaltung verlangt nach einer geübten Hand und präziser Führung. Hilfestellung gibt ein orangefarbener Pfeil, der die einzelnen Schaltpunkte signalisiert. Bereits bei geringen Drehzahlen von unter 2.500 Touren setzt der Kompressor ein und katapultiert den Hecktriebler auf Tempo 100. Die 285er Reifen am Heck und einer 3,31:1-Übersetzung sorgen dafür, dass man sich im Spurt gegen keinen Porsche oder Maserati verstecken muss. 0 auf 100 km/h in deutlich unter fünf Sekunden sind in jedem Fall drin.

Aussehen ein Genuss

Die Tachoskala endet bei 260 km/h - muss ein Irrtum sein, denn 500 PS und 650 Nm sprechen eine ganz andere Sprache. Je nach Getriebe sollten auch trotz kantiger Aerodynamik locker mehr als 280 km/h drin sein. Allein der Dauerregen verhindert die Probe aufs Exempel. Doch wer die ersten Gasstöße gesetzt hat, hegt keinen Zweifel am Potenzial des Vollblut-Amerikaners. Bereits Sound und Design versetzen die Umgebung in helle Aufregung.

Unser Modell ist tiefschwarz mit den obligatorischen weißen Doppelstreifen - so muss ein Shelby aussehen - dann ist einem der visuelle Applaus der Umgebung gewiss. Mächtige 18-Zöller stehen satt in den Radhäuser und wirken doch so verloren, dass die Tunergilde sicher noch zwei Zoll drauflegen dürfte. An Seite und Heck glänzen Logos und Schriftzüge mit dem sanften Hinweis auf Caroll Shelby und seinen GT 500. Das Aussehen ist ein Genuss - immer wieder geht man um den Shelby herum und genießt den coolen Retro-Look mit modernen Stylingelementen. Das Heck ist höher als mancher Sportwagen und die mächtigen knallroten Leuchten zeigen, wenn die Brembo-Hochleistungsbremsanlage zupackt.

Betagte Technik

Ford Mustang Shelby GT 500 Foto: press-inform

Ford und Mustang - das heißt bewährte, wenn nicht gar betagte Technik. Der Langhuber sieht beim Öffnen der Motorhaube einfach klasse aus. Mächtig liegt er über der Vorderachse. Die Gewichtsverteilung von 57:43 Prozent spürt man nur bei schnellen Lastwechseln. Dann wird das Heck leicht und leicht bockig.

Das liegt insbesondere an der Starrachsen-Konstruktion, die in Europa längst im Museum ihr Dasein fristen müsste. Die Amerikaner schrecken vor nichts zurück. So muss sie - leicht modifiziert - satte 500 Pferde auf die Straße bringen. Bei Regen freut man sich zumindest über die serienmäßige Anti-Schlupf-Regelung. ESP ist ebenso wenig zu bekommen wie Xenonlicht und Kopfairbags.

Innenraum überrascht

Der Innenraum überrascht mit einer gelungenen Verarbeitung. Klar, an einem Audi oder einem BMW lässt sich der Mustang kaum messen, doch man vermisst abgesehen vom Navigationssystem nichts wirklich Wichtiges. Die elektrischen Ledersitze passen gut, allein das nur in der Höhe verstellbare Steuer verhindert die perfekte Sitzposition.

Die Instrumente mit ihren sechs Runduhren erinnern an die gute alte Zeit, als Kraftstoff noch zu Dumpingpreisen floss. Apropos - der Mustang soll sich im Drittelmix zwischen 14 und 17 Litern auf 100 Kilometer genehmigen. Angesichts von 500 PS durchaus annehmbar. Das straffe Fahrwerk zeigt gerade europäische Tugenden. Die Lenkung ist extrem direkt, die Bremse bissig und die Federung für einen Sportwagen nicht unkomfortabel.

Für immer ein Coupe

Ford Mustang Shelby GT 500 Foto: press-inform

Wer sich für einen Mustang interessiert, wird den Shelby lieben. Er ist eine Kanonenkugel, die von einer geübten Hand im Zaum gehalten werden will und von endlos langen Landstraßen gar nicht genug bekommt.

Sein Spaßpotenzial ist in dieser Klasse wohl unerreicht. Das gilt auch für den Preis. In den USA wird der Mustang Shelby GT 500 ab sensationellen 42.975 Euro angeboten - zumindest offiziell. «Der Wagen wird in den USA derzeit rund 20.000 Dollar über Liste gehandelt», so Dieter Thiel, «in entsprechender Ausstattung mit Transport, Zoll und entsprechender Umrüstung bieten wir den Wagen ab 72.000 Euro an.»

Von Preis und Leistung kann da allenfalls noch eine Corvette mithalten. Auch die bietet Historie, aber eben nicht den Namen Caroll Shelby. Für die ganz unbelehrbaren gibt es sogar eine Cabrioversion. Doch für echte McQueen-Fans wird ein Mustang Shelby immer ein Coupe bleiben.

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