Masterplan

Neuvorstellung Mercedes M-Klasse

Mercedes überarbeitet eines seiner liebsten Kinder – die M-Klasse. War der Allradler aus Tuscaloosa zunächst ein wahres Problemkind, so gehört er mittlerweile zu den begehrtesten Mercedes-Modellen.

Von Stefan Grundhoff

Der Daimler fürs Grobe kommt künftig eine Spur kraftvoller daher. Dafür hat Mercedes die Optik der M-Klasse sanft überarbeitet. Das Motorenangebot bleibt bis auf weiteres jedoch unverändert; allein beim Verbrauch vermelden die Stuttgarter kleine Fortschritte. Mercedes und M-Klasse - das gehört mittlerweile fest zusammen.

R-Klasse tut sich schwer

Während sich die aus dem gleichen Werk stammende R-Klasse unverändert schwer tut und der größere GL insbesondere in den USA auf Kundenfang geht, hat sich die M-Klasse nach zweischneidigem Start zu einem der Kernmodelle im Mercedes-Portfolio entwickelt. Auch wenn sich die Schwaben rühmen, mit der Einführung der neuen M-Klasse im Jahre 1997, den Premium-SUV neu erfunden zu haben, war die Geschichte etwas anders.

Premium-Geländewagen gab es in den USA mit Modellen wie dem Chevrolet Tahoe, einem Jeep Grand Wagoneer oder einem Chevy Blazer seit langem. Und selbst im verschlafenen Europa gab es seit Anfang der 70er Jahre einen imageträchtigen Geländewagen, der Schönen und Reichen - den Range Rover.

Eine Erfolgsgeschichte

Das Logo des Mercedes ML 500 Foto: Mercedes

Was nichts daran ändert, dass die M-Klasse für Mercedes eine Erfolgsgeschichte darstellt. Stimmten die Verkäufe bereits seit der Markteinführung, war es mit der Qualität in den ersten Jahren nicht zum Besten bestellt. Der durchweg in den USA produzierte ML bot anfangs nicht die gewohnte Benz-Qualität. Preiswert anmutende Kunststoff-Oberflächen, wenig anschmiegsames Leder, klappernde Verkleidungen und Motoren, die einige Wünsche offen ließen, sorgten in Verkaufsräumen und DaimlerChrysler-Entscheidungsgremien gleichermaßen für Sorgenfalten.

Besonders die als Einstiegsvariante positionierte Version des ML 230 passte nicht in den alles andere als leichten SUV und auch der Allradantrieb ließ bis zum Jahrtausendwechsel viele Wünsche offen.

Die Seitenlinie der Mercedes M-Klasse Foto: Mercedes

Der Umschwung kam mit der Modellpflege im Jahre 2001. So wenig sich an der Optik tat, so viel Detailliebe wurde dem auch in Stuttgart lange Jahre ungeliebten ML zuteil. Der Innenraum wurde wertiger, die Verarbeitungsqualität besser und mit wichtigen Adaptionen für Fahrwerk und Allradantrieb ging es bis zur Ablösung im Jahre 2005 erfolgreich voran. «Seit Markteinführung 1997 haben wir über 900.000 Fahrzeuge an unsere Kunden ausgeliefert», berichtet Inka Halba, Produktsprecherin der Mercedes-M-Klasse, «mit bisher rund 300.000 verkauften Fahrzeugen hat die zweite Generation der ML-Klasse die Erwartungen an das neue Fahrzeugkonzept übertroffen.»

40 Prozent Verkäufe in den USA

Die Mercedes M-Klasse erfreut sich in Nordamerika und Europa einer gleichermaßen großen Beliebtheit. Knapp 40 Prozent der aktuellen Generation wurden in den USA und Kanada verkauft. Deutschland war mit einem Verkaufsanteil von 17 Prozent ebenso wichtig wie die anderen europäischen Märkte, die weitere 30 Prozent beisteuerten.

In Europa ist erwartungsgemäß der 224 PS starke ML 320 CDI die beliebteste Motorisierung. In den USA stehen die Kunden in erster Linie auf den Sechszylinder ML 350er. Das dürfte sich mit der Modellpflege nicht ändern. Denn die M-Klasse des Jahres 2008 kommt zwar frisch geliftet, aber ohne neue Triebwerke aus der Spielerkabine zurück. Während Mercedes etwa bei der aufgefrischten B-Klasse auf neue Technik-Optionen setzt (Start-Stopp-Automatik, Erdgasversion), bleibt bei den Geländewagen der M-Klasse das Motorenangebot unverändert.

Saubermann-Variante

Doch der US-Markt darf sich über die zweite Generation der Saubermann-Diesel Bluetec freuen. Hier hatte der E 320 Bluetec im Oktober 2006 den Anfang gemacht. Die zweite Generation, die zeitgleich mit R-, ML- und GL-Klasse startet, schafft Dank Harnstoff-Einspritzung die amerikanische Bin-5-Abgasnorm und die europäische Euro-6-Norm. Der 211 PS starke Mercedes GL 320 Bluetec verbraucht trotz stattlicher Dimensionen auf 100 Kilometern nur 9,5 Liter Diesel.

Zur Verbrauchsersparnis tragen unter anderem eine geänderte Motorelektronik mit Drehmomentoptimierung (maximal 540 Nm), geänderte Kolben und ein auf 16,5:1 reduziertes Verdichtungsverhältnis bei. Die Einhaltung der scharfen Abgasgrenzwerte wird durch die Einspritzung der Harnstofflösung in den Abgasstrom ermöglicht. Das dadurch freigesetzte Ammoniak wird im nachgeschalteten Katalysator bis zu 80 Prozent zu Stickstoff und Wasser umgewandelt. Der zusätzliche Harnstofftank fasst je nach Modell zwischen 28 und 32 Liter. Durch die minimale Einspritzung von 0,1 Litern pro 100 Kilometern wird der Zusatztank im Rahmen der normalen Wartungsintervalle aufgefüllt.

Bleibt die neue Dieseltechnik zumindest bis Frühjahr 2009 nur den USA vorbehalten, so bekommt die M-Klasse weltweit eine Modellpflege. «Die neue Generation zeigt mehr Muskeln», freut sich Mercedes. Die Frontansicht ist geprägt vom neu gestalteten, robusten Stoßfänger und Scheinwerfern mit einer ausgeprägten Stufe in der Unterkante. Diese Stufe setzt sich nach unten und rund um den Kühler mit markanten Konturen fort. Auch beim Unterfahrschutz setzt Mercedes auf etwas mehr optische Breite.

Neue Heckschürze

Heckschürze und Rückleuchten (auf Wunsch mit LED-Technik) wurden ebenfalls neu gestaltet, die Außenspiegel vergrößert. Beim Interieur fällt das neue Vierspeichen-Leder-Multifunktionslenkrad mit Schaltpadalen. Kaum zu glauben, dass eine Laderaumabdeckung bisher Aufpreis kostete - ab sofort ist sie ebenso serienmäßig wie die Dachreling. Die überarbeitete M-Klasse hat zudem die aktuelle Generation des Mercedes-Entertainment-Systems an Bord. Eine Bluetooth-Freisprecheinrichtung und ein Aux-in-Anschluss, zum Beispiel für den iPod, gehören ebenfalls zum Serienumfang. Ein neues Media-Interface mit externem Musikspeicher kostet dagegen Aufpreis.

Wuchtig - der neue Mercedes ML Foto: Mercedes

Aufgewertet wurde zudem die bereits ordentliche Sicherheitsausstattung der M-Klasse. Der präventive Insassenschutz Pre-Safe mit den Neck-Pro-Kopfstützen ist serienmäßig. Die Kopfstützen werden bei einem Heckaufprall in Millisekundenschnelle nach vorn geschoben und sollen so das Risiko für die Passagiere verringern, ein Schleudertrauma zu erleiden. Die M-Klasse ist serienmäßig mit permanentem Allradantrieb und einer Siebengang-Automatik ausgerüstet.

Fünf Motoren zur Auswahl

Zur Auswahl stehen fünf verschiedene Motoren von 190 bis 388 PS. Den Verbrauch der Aggregate hat Mercedes nach eigenen Angaben um durchschnittlich 0,4 Liter pro 100 Kilometer gesenkt. Im Angebot bleibt auch der ML 63 AMG mit 510 PS. Optisch hat sich bei der Top-Version der M-Klasse etwas getan - es gibt neue Front- und Heckschürzen mit verchromtem Unterfahrschutz und einen neuen Kühlergrill. Der Einstieg in die ML-Welt kostet mit 51.527 Euro rund 750 Euro mehr als bisher. Das Topmodell ML 63 AMG startet bei 101.804 Euro. Marktstart wird im Herbst sein.

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