Lkw-Bauer erwarten mehr Gewinn

Die Nutzfahrzeugmesse IAA in Hannover steht im Schatten der Gespräche um die Übernahme von Scania. Insgesamt erwartet die Branche wachsende Gewinne.

Die boomende Nutzfahrzeugbranche erwartet trotz eines scharfen Wettbewerbs und steigender Rohstoffpreisen auch weiterhin gute Geschäfte und wachsende Gewinne. Das wurde vor Beginn der Messe IAA Nutzfahrzeuge am Dienstag in Hannover deutlich. Allerdings wird im nächsten Jahr mit einem leichten Abschwung gerechnet. Die Pläne von MAN zur Übernahme des schwedischen Konkurrenten Scania, die für erheblichen Wirbel in der Branche sorgen, spielten eher hinter den Kulissen die Hauptrolle.

DaimlerChrysler gibt sich gelassen

MAN-Nutzfahrzeugchef Anton Weinmann äußerte sich bei der IAA- Pressekonferenz des Konzerns nicht konkret dazu. Auch der Chef der Nutzfahrzeugsparte von VW, Bernd Wiedemann, wollte nichts dazu sagen. Volkswagen ist größter Scania-Einzelaktionär und hatte am Montag eine Scania-Übernahme durch MAN vorerst abgelehnt.

Der weltgrößte Lkw-Bauer DaimlerChrysler zeigte sich gelassen. Er werde im Fall einer Übernahme von Scania durch MAN seine Strategie nicht ändern, kündigte der Stuttgarter Branchenprimus an. DaimlerChrysler will mit seinen Lastwagen und Bussen in diesem Jahr mehr Gewinn einfahren und 2007 trotz eines erwarteten Abschwungs den Mindestrendite-Anspruch des Konzerns von 7 Prozent nach Steuern erfüllen.

DaimlerChrysler sei weltweit so aufgestellt, dass man sich nicht an Aktionen von Wettbewerbern orientieren müsse, sagte Konzernchef Dieter Zetsche zum Übernahmepoker um Scania. «Die Nutzfahrzeugsparte hat sich zu einer stabilen Ertragssäule von DaimlerChrysler entwickelt», betonte Zetsche. Nutzfahrzeug-Vorstand Andreas Renschler sagte, der Gewinn der Truck Group werde 2006 trotz eines erwarteten leichten Absatzrückgangs höher als im Vorjahr (1,6 Mrd Euro) ausfallen.

Abschwung in den USA erwartet

In Europa erwartet Renschler eine nur leichte Abschwächung des Nutzfahrzeuggeschäfts. In den USA dürfte der Abschwung allerdings stärker ausfallen, jedoch nicht so dramatisch wie 2001, als es einen Einbruch von fast 50 Prozent gab. In Japan werde der Rückgang etwa zwischen den Werten von Europa und den USA liegen.

DaimlerChrysler richtet im Lastwagen- und Busgeschäft das Augenmerk stark auf die wachsenden Märkte in China und Indien. In China prüft der Konzern nach Renschlers Worten eine Beteiligung an dem Nutzfahrzeughersteller Foton. Aus Konzernkreisen war zu erfahren, dass darüber schon in wenigen Tagen ein Entscheidung fallen könnte. Auch der italienische Lastwagen- und Motorenbauer Iveco will sein Engagement in China kräftig ausbauen.

Optimistisch Richtung 2007

Der MAN-Konzern erwartet ebenfalls eine «äußerst positive» Entwicklung seines Nutzfahrzeug-Geschäfts. Zwar werde 2006 voraussichtlich der Höhepunkt des derzeitigen Lkw-Booms erreicht sein, sagte Weinmann. «Wir blicken aber äußerst optimistisch ins Jahr 2007.» Im laufenden Jahr erwartet die MAN-Nutzfahrzeugsparte Rekordzahlen beim Absatz von Lastwagen und Bussen.

Kräftig Gas geben will auch die Nutzfahrzeugsparte von Volkswagen. Am Ende der Jahrzehnts plant das Unternehmen weltweite Auslieferungen von 600.000 Fahrzeugen, nach einem Absatz 2005 von 401.000 Stück. Markenvorstand Bernd Wiedemann sagte, künftig seien die Wachstumschancen der Nutzfahrzeugmärkte größer als die der Pkw- Märkte. In diesem Jahr erwartet Volkswagen Nutzfahrzeuge (VWN) erneut einen Absatzrekord, der um zehn Prozent über dem Vorjahr liegen könnte.

Zehn Prozent Absatzanstieg

In den ersten acht Monaten stieg der Absatz um 10,7 Prozent auf 281.000 Fahrzeuge. Gründe für das Plus sind etwa eine erneuerte Produktpalette sowie das steigende Transportaufkommen.

Die Ford-Werke haben im ersten Halbjahr 2006 mit 166.000 Nutzfahrzeugen in Europa sechs Prozent mehr verkauft als in dem entsprechenden Vorjahreszeitraum. Am besten laufe das Geschäft traditionell in Großbritannien und der Türkei, sagte der Vorsitzende der Geschäftsführung von Ford in Köln, Bernhard Mattes. Opel sieht weiteres Wachstumspotenzial insbesondere bei kleineren Modellen bis 3,5 Tonnen.

Auch Zulieferer zufrieden

Der weltgrößte Automobilzulieferer Bosch will das für 2006 angepeilte Wachstumsziel von rund fünf Prozent erreichen und den Umsatz auf rund 43,5 Milliarden Euro steigern. Bosch-Geschäftsführer Bernd Bohr sagte, in der Kraftfahrzeugtechnik werde das Wachstum aber schwächer mit drei bis vier Prozent auf 27 Milliarden Euro ausfallen. Die Dynamik der Märkte in Asien könnte die strukturellen Probleme der US-Autoindustrie nicht ausgleichen.

Der Autozulieferer ZF Friedrichshafen steigerte seinen Umsatz in den ersten acht Monaten kräftig um neun Prozent auf 7,68 Milliarden Euro. ZF-Vorstandschef Siegfried Goll erwartet für 2006 ein Umsatzwachstum von sieben Prozent auf 11,6 Milliarden Euro.

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