Licht aus – Spot an!

Neue Scheinwerfersysteme

Die Automobilindustrie ist unterwegs in eine strahlend helle Zukunft. Was der BMW 750iL im Jahre 1990 mit seinen Xenonscheinwerfern einläutete, findet mit den modernen LED-Scheinwerfern seine logische Fortsetzung.

Wer an Automobilscheinwerfer denkt, der erinnert sich an Osram und Hella, dicke Glühfäden und dunkle Landstraßen. Doch müde Funzeln und gelblich schimmernde Nebelscheinwerfer gehören längst der Vergangenheit an. Lichtstarke Xenonlampen haben sich trotz hoher Aufpreise oberhalb der Kompaktklasse durchgesetzt. Kaum ein Autohersteller kann sich noch erlauben, seinen Kunden das strahlend weiße Scheinwerferlicht vorzuenthalten.

LED-Technik im Trend

Doch nachdem die gleißend hellen Xenonscheinwerfer in Flugzeugbau und Rennsport ihre Einführung erlebten und mit dem 7er BMW der Baureihe E32 Anfang der 90er Jahre ihre Serienpremiere feierten, hat sich viel getan. Im Straßenbild fallen die weißen Frontleuchten längst nicht mehr auf. Doch die moderne LED-Technik könnte den Gasentladungslampen schon bald den Rang ablaufen.

Lichtstarke Frontscheinwerfer nehmen der so gefährlichen Dunkelheit einen großen Teil ihres Schreckens. Nachts ereignen sich dreimal so viele schwere Autounfälle wie am Tag. Doch die Tendenz geht leicht zurück. Neben der besseren Straßenbeleuchtung und reflektionsstarken Fahrbahnbegrenzungen haben die modernen Scheinwerfer daran einen entscheidenden Anteil. „Wir konnten nachweisen, dass es einen statistisch signifikanten Einfluss des Xenonlichts auf die Unfallhäufigkeit gibt“, so TÜV-Rheinland-Experte Dr. Hendrik Schäbe, „und zwar unabhängig von anderen technischen Neuerungen wie Anti-Blockiersystem oder elektronischem Stabilitätsprogramm.“

Der TÜV geht noch weiter: Wären alle in Deutschland zugelassenen Fahrzeuge mit Xenonlicht statt mit Halogenlicht ausgestattet, ließen sich bei Nachtfahrten auf Landstraßen über 50 Prozent der schweren Unfälle vermeiden, auf Autobahnen mehr als 30 Prozent.

Tagfahrlicht setzt sich durch

Scheinwerfer am Cadillac Escalade Foto: Cadillac

Noch besser sieht es bei LED-Lampen aus. Die überaus kleinen, lichtstarken und hoch effizienten Leuchtdioden hielten zuerst am Fahrzeugheck Einzug. Alfa Romeo 166 oder die Mercedes S-Klasse der Baureihe W220 machten es Ende der 90er Jahre vor. LED-Rückleuchten wurden zum einen Designelement, zum anderen bestechen sie durch Langlebigkeit und ein schnelles Ansprechverhalten. Ein LED-Bremslicht bringt dem nachfolgenden Verkehr bei einer Bremsung aus 100 km/h einen Distanzvorteil von bis zu sechs Metern. Audi, Trendmarke der letzten Jahre, setzte die LED-Rückleuchten stärker als jeder andere in der Automobilwirtschaft als Designelement ein. Viele Ingolstädter erkennt man durch das Tagfahrlicht nicht nur von vorn, sondern durch die LED-Kreationen auch von hinten.

Jetzt gehen Audi und General Motors noch einen Schritt weiter. Den glasklar einzugrenzenden LED-Schein gibt es seit geraumer Zeit beim Tagfahrlicht von Audi-Modellen wie A4, A5, A8, S6 / RS6 oder Porsches 911 Turbo auch im Gesicht. Opel zieht mit dem Vectra-Nachfolger Insignia ab September nach. Doch waren diese Modelle oder der innovative Luxusklassen-Lexus LS 600h bisher nur mit LED-Tagfahrlicht ausgestattet, so bekommen Audi R8 und der neue Cadillac Escalade ab Frühjahr auch ein Abblendlicht in LED-Technik. Während bei der Xenon- bzw. Gasentladungslampe ein Lichtbogen zwischen zwei Wolfram-Elektroden in einem mit Xenon gefüllten Kolben brennt, bringen bei den neuen LED-Leuchten angeregte Dioden ein Kristall zum leuchten. Die Designer jubeln. „Der Trend ist ganz ähnlich wie bei Computern oder der Unterhaltungselektronik, „so Malcolm Ward, Designer bei General Motors, „kleiner ist edler. Und statt nach allzu filigraner Detaillierung streben wir nach raffinierter Einfachheit.“

Bessere Haltbarkeit

Scheinwerfer am neuen Opel Insignia Foto: Opel

Doch es geht nicht nur um Design, Lichtstärke und eine variable Ausleuchtung der Fahrbahn. Den ungefähr dreifachen Kosten stehen eine bessere Haltbarkeit und ein deutlich geringerer Stromverbrauch gegenüber. Während Leuchtenexperte Hella die LED-Frontscheinwerfer für den im Sommer auf den US-Markt kommenden Luxus-SUV Cadillac Escalade Platinum entwickelte, setzt Audi beim R8 auf die Kompetenz von Philips und Automotive Lighting. Stand-, Abblend- sowie Fernlicht und Blinker werden zukünftig von lichtstarken LED-Leuchten gespeist, die die Fahrbahn punktgenau ausleuchten. Die Lichtstärke von bis zu 6.000 Kelvin kommt dabei fast an das gleißend helle Tageslicht heran.

Bis die LED-Technik flächendeckend Einzug in die Modellfamilien der Autohersteller hält, dürfte kaum so viel Zeit vergehen, wie bei der Einführung des Xenonlichts. Trotzdem setzen die meisten Hersteller zumindest mittelfristig auf Xenonleuchten. Halogenbirnen werden nach Ansicht von Experten in den nächsten Jahren nur noch in unteren Fahrzeugklassen eine Bedeutung haben. Doch Xenonlicht ist nicht gleich Xenonlicht. Längst bieten viele Hersteller die Kombination aus lichtstarker Gasentladung und Kurven- sowie Abbiegelicht. Die Leuchtweite passt sich variabel der Geschwindigkeit und den äußeren Umständen an. Schließlich will man nicht nur bei Geradeausfahrt gut sehen. Die Zukunft strahlt heller denn je.

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