Insolvenz «ist wahrscheinlich»

GM-Chef Fritz Henderson

General Motors arbeitet unter Hochdruck an den Vorbereitungen für eine Insolvenz. Der Mutterkonzern von Opel zog deshalb schon Zahlungen vor.

Der Opel-Mutterkonzern General Motors (GM) rechnet mit einem Gang in die Insolvenz. «Das ist wahrscheinlich», sagte GM- Chef Fritz Henderson am Donnerstag in einem TV-Interview der US- Wirtschaftsagentur Bloomberg. Der US-Autobauer sei zuversichtlich, das Verfahren schnell durchziehen zu können. Geschwindigkeit sei für einen Erfolg entscheidend, sagte Henderson.

Ultimatum bis Ende Mai

Ende Mai läuft ein Ultimatum von US-Präsident Barack Obama ab. Bis dahin muss GM einen tragfähigen Rettungsplan vorlegen. Andernfalls gilt wie bereits beim Wettbewerber Chrysler die Insolvenz als sicher. Davon wäre auch Opel massiv betroffen. Zum Schutz bereitet die Bundesregierung eine vorübergehende Treuhandlösung für Opel vor. Diese soll Zeit für den geplanten Einstieg eines Investors geben.

Das laufende Chrysler-Insolvenzverfahren komme schnell voran, sagte Henderson. Obama und Chrysler dringen auf einen Abschluss binnen höchstens 60 Tagen - das wäre bis Ende Juni. Auch GM würde ein solches ungewöhnlich hohes Tempo anstreben. Je länger der Prozess dauert, desto unwahrscheinlich wird laut Experten eine erfolgreiche Sanierung. Die Verkaufszahlen würden dann wohl zu stark einbrechen.

Streit mit Gläubigern

Größte Hürde für GM ist derzeit ein Streit mit Tausenden von Gläubigern. Bisher gebe es keine Einigung, sagte Henderson. GM bietet ihnen für einen milliardenschweren Schuldenverzicht zehn Prozent am Unternehmen. Die Mehrheit soll künftig der Staat halten, den Rest die Gewerkschaft. Die Gläubiger müssten nach den bisherigen Plänen bis spätestens 26. Mai zustimmen.

GM arbeitet unter Hochdruck an den Vorbereitungen für eine Insolvenz. Je mehr bereits vorher geregelt ist, desto schneller kann es später gehen. So zog der Konzern auch seine nächsten anstehenden Zahlungen an viele US-Zulieferer um einige Tage von Anfang Juni auf Ende Mai vor, wie ein GM-Sprecher der Zeitung «Detroit Free Press» bestätigte. Die Zahlungen sind so noch vor dem zum Monatsende erwarteten Insolvenzantrag möglich.

Trennung von Händlern

In dem Verfahren würden alle offenen Rechnungen zunächst nicht beglichen. Ein Zahlungsausfall könnte bei Zulieferern eine Pleitewelle auslösen. Dies wiederum hätte laut der Branche dramatische Folgen für andere Autobauer in den USA, darunter auch ausländische Hersteller wie etwa die deutschen Konzerne BMW und Daimler.

Henderson kündigte zudem die erste große Welle von Einschnitten im Händlernetz an. GM will sich von rund einem Drittel seiner noch mehr als 6000 Händler trennen - voraussichtlich weit schneller als bisher geplant. (dpa)

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