Faurecia-Chef im Korruptionsskandal geständig

Pierre Levi hat nach Angaben der Staatsanwaltschaft Frankfurt seit fünf Jahren von Schmiergeldzahlungen an Autokonzerne gewusst. Die Justiz vermutet, dass es sich dabei nicht um Einzelfälle handelt.

Der Chef des französischen Autozulieferers Faurecia, Pierre Lévi, hat nach Angaben der Frankfurter Staatsanwaltschaft seit 2001 von Schmiergeldzahlungen an mehrere Autokonzerne gewusst. Er gilt in den Ermittlungen als Beschuldigter und habe gegenüber der Staatsanwaltschaft auch ein Geständnis abgelegt, bestätigte die leitende Ermittlerin Sibylle Gottwald am Freitag in Frankfurt.

Ermittlungen gegen 20 Beschuldigte

Es werde derzeit gegen insgesamt 20 Beschuldigte ermittelt, betroffen seien im Verfahren der Frankfurter Justizbehörde neben Faurecia vier weitere Zulieferer. Die Staatsanwaltschaft München habe noch sechs Firmen der Branche im Visier. Bei den Autokonzernen, an die Zahlungen geflossen seien, handelt es sich nach Gottwalds Angaben um Volkswagen, Audi und BMW. Ob zusätzliche Unternehmen in Mitleidenschaft gezogen seien, ließ die Staatsanwältin offen.

Die beschuldigten Mitarbeiter der Zulieferer sollen Bargeld in Höhe sechsstelliger Summen pro Jahr an Einkäufer der Autokonzerne gezahlt haben um Aufträge zu ergattern. Außerdem seien Möbel, Urlaubsreisen und Jobs zum Beispiel für eine Freundin eines Beschuldigten zur Verfügung gestellt worden. Prostitution sei nicht im Spiel gewesen, meinte Gottwald. Im Fall Faurecia sei das Schmiergeldsystem in Deutschland 2001 bei der Übernahme einer Firma von dieser übernommen worden. Seither wusste auch Lévi von den Zahlungen.

Schmiergeldzahlungen an der Tagesordnung

Die Justizbehörden betrachten die bisher bekannten Fälle nicht isoliert. «Es liegt der Verdacht nahe, dass es sich nicht um Einzelfälle handelt, sondern dass ähnlich, wie in der Baubranche, auch in der Autoindustrie Schmiergeldzahlungen an der Tagesordnung sind und stillschweigend geduldet werden», betonte Gottwald am Freitag.

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