FXDCI Super Glide Custom: Harley bietet Big Twin für Einsteiger

Wenn Harley Davidson ein Big-Twin- Einsteigermodell anbietet, bedeutet das nicht gleichzeitig einen günstigen Preis. Aussehen und Sound der Dyna Super Glide Custom entschädigen aber für die Kosten.

Thilo Kozik

Es war schon immer etwas Besonderes, eine Harley-Davidson zu besitzen. Daher ist es nicht verwunderlich, dass das Krisen geschüttelte Marktumfeld die amerikanische Traditionsmarke nur peripher tangiert. Die Verkaufszahlen der deutschen Niederlassung sind stabil, ganz im Gegensatz zu den kräftigen Abschlägen bei europäischen und japanischen Mitbewerbern.

Damit das 2005 auch so bleibt, offeriert die Motor Company mit der FXDCI Dyna Super Glide Custom ein neues Einstiegsmodell in die Welt der Big Twins. Wobei mit «Einstieg» bei solch käuflichen Legenden immer von einem hohen Niveau ausgegangen werden muss: 13.995 Euro sind ein hoher Preis.

Vau-Motor mit mächtigem Klang

Dafür bekommt der Käufer den klassischen Vau-Zwo-Beat des mächtigen, silbern pulverbeschichteten und mit verchromten Gehäusedeckeln versehenen Twin Cam 88-Aggregats, der beim Fahren sämtlichen Stress aus dem Körper quasi wegpulsiert. Denn der 1449 ccm große, luftgekühlte Vau-Motor holt seine Kraft dank der langhubigen Auslegung aus dem Drehzahlkeller. Er verwöhnt mit einer geschmeidigen Leistungsabgabe und angenehm niederfrequenten Vibrationen, die von den Gummilagern des Motors abgemildert werden.

Gerade in unteren Drehzahlen erfreut zudem die verfeinerte Einspritzanlage mit sanftem Ansprechverhalten und ruckfreier Umsetzung. Trotz des satten Drehmoments von 102 Newtonmeter hält sich der Vortrieb in Grenzen, schließlich müssen volle sechs Zentner Leergewicht beschleunigt werden, und überbordende Drehfreude kann man von dem Stoßstangen-Zweiventiler nicht erwarten. Doch verglichen mit anderen Harleys gibt sich die Super Glide Custom fahraktiv, wozu die versammelte, sehr niedrige Sitzposition mit mittig montierten Fußrasten und breitem Beach-Bar-Lenker ebenso wie der Verzicht auf schwülstigen Zierrat beiträgt.

Mit der gebotenen Voraussicht bekommt die Floskel vom «Kurve kratzen» einen ganz neuen Sinn, denn beim flotten Serpentinen durchfahren hat die Rastenanlage recht bald Asphaltkontakt. Dabei reagieren die Federelemente recht hart auf Fahrbahnfehler und lassen das den Fahrer auch spüren.

Easy-Riding auf der Landstraße

Im Umkehrschluss bleibt die ganze Fuhre dafür recht stabil und berechenbar auch bei flotter Gangart. Doch wie alle Harleys fühlt sich auch die Super Glide Custom auf sanft geschwungenen Bögen und geraden Linien am wohlsten. Dann kommt selbst in Mitteleuropa nach wenigen Kilometern «Easy Riding»-Gefühl auf und man tourt relaxt durch die Lande.

Harley-Fahren als Anti-Stressmittel - das funktioniert, solange die Geschwindigkeit flottes Landstraßentempo nicht übersteigt. Darüber findet der Fahrer keinen rechten Halt und muss sich kräftezehrend dem Winddruck entgegen stemmen. Muss aus solchen Geschwindigkeiten gegebenenfalls heftig am Anker gezogen werden, staucht es die Harley-Gabel zusammen wie eine Keksschachtel. Doch dank der wirksamen Assistenz der Hinterradbremse verzögert die FXD stets zuverlässig und ausreichend wirksam.

Reichlich Chrom

Bei Harleys spielt noch mehr als anderen Motorrädern neben der technischen die optische Seite eine große Rolle. Und da überzeugt die Super Glide Custom nicht nur Harley-Enthusiasten mit ihrem klaren, ungekünstelten Aussehen, dem reichlich Chrom zu einem funkelnden Auftritt verhilft. Hübsche Drahtspeichenräder ergänzen die verchromten Sidepipes, glänzende Motordeckel passen zum tropfenförmigen Fat Bob Tank, der mit 17,8 Liter Fassungsvermögen gerade noch ausreichend dimensioniert ist.

Keine Frage, für ein Einstiegsmodell macht die FXDCI Dyna Super Glide Custom nicht nur von ihrer Namensgebung eine Menge her. Aber wie gesagt, das mit dem Einstieg ist eben Harley-spezifisch zu definieren.

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