Smart als «Igel der Autoindustrie»

Neuer Fortwo und ForFour in Berlin präsentiert

Smart als «Igel der Autoindustrie»
Smart-Chefin Annette Winkler und Dieter Zetsche mit dem neuen Fortwo. © dpa

Smart hat am Mittwoch in Berlin seine beiden neuen Modelle vorgestellt: den Fortwo und den ForFour. Die neuen Modelle sorgen bei den Daimler-Verantwortlichen für Zuversicht. Konzernchef Zetsche bemühte dafür sogar ein Märchen.

Von Frank Mertens

Es wird spannend im Kleinstwagen-Segment. Nachdem Smart in den zurückliegenden Jahren aufgrund fehlender Neuheiten mit seinem Absatz im Bereich von 100.000 Einheiten dahin dümpelte, kommt die Daimler-Tochter am 22. November nun gleich mit zwei neuen Modellen auf den Markt: dem zweisitzigen Fortwo und dem ForFour. Entstanden sind die beiden neuen Modelle in Kooperation mit Renault-Nissan. Mit dem Viersitzer wagen die Schwaben zugleich einen Neuanfang, nachdem dieses Modell im Jahr 2006 wegen Erfolgslosigkeit eingestellt wurde.

Doch nun dürften die Zeichen für die Kleinstwagenmarke weitaus besser stehen. Urbane Mobilität boomt – und davon hofft auch Daimler zu profitieren. Nachdem Smart im Vorjahr auf einen Absatz von immerhin 101.000 Fahrzeugen kam, dürfte die Voraussetzung mit den beiden Modellen nun ausgesprochen positiv sein, beim Absatz deutlich zuzulegen. Auch wenn an diesem Mittwochabend im Tempodrom von den Daimler-Verantwortlichen keine Absatzprognosen zu erhalten war, so versprühten sie doch reichlich Zuversicht. So sagen Prognosen aus, dass das so genannte Micro-Segment von 2014 bis 2020 um bis zu 38 Prozent wachsen solle. An diesem Wachstum wolle man teilhaben, sagte Daimler-Chef Dieter Zetsche.

Smart aus Portfolio nicht mehr wegzudenken

Der Daimler-Chef zeigte sich mit Blick auf die neuen Modelle des Smarts ausgesprochen optimistisch. Natürlich habe der Smart eine für Daimler untypische Größe. Aber dennoch sei der Smart aus dem Portfolio der Schwaben nicht mehr wegzudenken, sagte der Konzernchef. Für ihn ist der Smart dann auch „so etwas wie der Igel der Autoindustrie“, sagte Zetsche. Er sei „klein, unterschätzt, aber trotzdem oft als Erster da, wenn es um die großen Trends der Mobilität geht“, betonte der Manager. Zetsche wies darauf hin, dass bereits heute die Hälfte der Menschen in Städten leben würde – und der Trend nehme weiter zu. Vor diesem Hintergrund sei ein Auto wie der Smart mit seinen Abmessungen geradezu das ideale Fahrzeug für die innerstädtische Mobilität.

Von daher kommt es nicht von ungefähr, dass die neuen Smart-Modelle auch in Berlin vorgestellt wurden, mit 3,5 Millionen Einwohner die größte Stadt Deutschlands und zugleich der größte Standort des Carsharing-Angebots car2go, das mittlerweile von 800.000 Kunden in 26 Städten in Europa und Nordamerika genutzt wird. Ende des Jahres soll dann die eine Million-Marke geknackt werden.

Neuer Smart musste Auto für die Stadt sein

Der Smart Fortwo bei der Weltpremiere.
Der Smart ForFour in Berlin AG/Mertens

Wie Smart-Chefin Annette Winkler sagte, werde sich der Megatrend der Urbanisierung und Nachhaltigkeit weiter verstärken. Darauf habe sich die Marke bereits zu einem Zeitpunkt eingestellt, als noch kein Autohersteller daran dachte. Dabei spiele auch das Carsharing eine wichtige Rolle. Denn „Teilen ist das neue Haben“, so Winkler.

Deshalb wolle Smart auch Schrittmacher bleiben, wenn es um die Mobilität in den Megacitys gehe. Deshalb habe man sich bei der vor fünf Jahren begonnenen Entwicklung des Smart davon leiten lassen, dass auch der neue Smart ein auf die Bedürfnisse immer voller werdender Städte ausgelegte Auto sein müsse. So kommt der Fortwo auf eine Länge von 2,69 Metern und der ForFour auf 3,49 Meter.

Mit diesen Maßen, so Winkler, sei der Smart ausgesprochen agil. Der Zweisitzer komme auf einen Wendekreis von 6,95 Meter, der ForFour auf 8,65 Meter. "Das ist schon eine Sensation. Wir sind Weltmeister des Wendekreises." Obwohl die Länge beim Zweisitzer gleich geblieben ist, bietet der Smart mehr Platz. Denn mit 1,66 Meter ist er in der Breite um zehn Zentimeter gewachsen.

Auf neue Zeiten müssen sich Smart-Fahrer ab Ende des Jahres dann auch beim Schalten einstellen: denn die Zeiten des nervigen Ruckelns sind vorbei. "Wir haben auf unsere Kunden gehört. So wird es den Smart mit zwei neuen Getriebevarianten geben: einem Fünfgang-Schaltgetriebe und einem Sechsgang-Doppelkupplungsgetriebe. Zum Start wird der Smart mit einem 71 PS starken Dreizylindermotor erhältlich sein. Er soll sich beim Fortwo mit einem Verbrauch von 4,1 Liter (CO2: 93 g/km) auf 100 Kilometern zufrieden geben. Daneben wird es zu einem späteren Zeitpunkt noch eine Variante mit 60 und 90 PS geben.

2016 kommen E-Versionen

Smart Fortwo
Der neue Smart Fortwo AG/Mertens

Vor diesem Hintergrund spielt der neue Smart auch für Daimler mit Blick auf die Erreichung der von der EU verschärften CO2-Grenzwerte von 95 g/km bis zum Jahr 2021 eine wichtige Rolle. Zusammen mit den Elektro- und Hybridfahrzeugen der Stuttgarter wird der Kleinstwagen in der Lage sein, diesen Wert leichter zu erreichen, auch wenn der Daimler-Chef sagt, dass jede Marke für die Erfüllung dieses Ziels selbst verantwortlich ist. Im Jahr 2016 wird es dann auch Elektro-Versionen von den beiden neuen Modellen geben.

Mit Blick auf die Verteilung zwischen den beiden Modellen gehen Zetsche und Winkler davon aus, dass auf den Zweisitzer wohl rund zwei Drittel und auf den Viersitzer ein Drittel der Verkäufe entfallen werden. Für Zetsche ist der Smart mit seit 1997 weltweit verkauften 1,5 Millionen Einheiten ein Erfolgsgeschichte. Und dass der Absatz zuletzt bei um die 100.000 Autos stagnierte, sei ebenso nicht zu kritisieren. „Wir haben unseren Absatz nicht mit Rabatten erkauft", so Winkler.

Der Preis für den Zweisitzer beläuft sich auf 10.340 Euro, der Viersitzer wird nur 650 Euro teurer sein. Das ist eine Ansage an die Konkurrenz. Die sieht man mit Blick auf den Viersitzer beim Fiat 500, dem VW Up oder auch dem Renault Twingo. Beim Zweisitzer ist da vielleicht noch der zweitürige VW Up, aber eigentlich gebe es für den "Smart Fortwo "keinen richtigen Wettbewerber", so Winkler.

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Frank Mertens
Nach dem Studium hat er in einer Nachrichtenagentur volontiert. Danach war er Sportjournalist und hat drei Olympische Spiele begleitet. Bereits damals interessierten ihn mehr die Hintergründe als das Ergebnis. Seit 2005 berichtet er über die Autobranche.

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