«Gesundes Wachstum geht vor Größe»

Skoda-Chefin Imelda Labbé

«Gesundes Wachstum geht vor Größe»
Skoda-Deutschlandchefin Imleda Labbé. © Skoda

Skoda wird in Deutschland auch in diesem Jahr erfolgreichster Importeur sein. Im Interview mit der Autogazette spricht Geschäftsführerin Imelda Labbé über Wachstumsziele, neue Modelle und den Abgasskandal.

Der tschechische Autobauer Skoda wird trotz des VW-Abgasskandals in diesem Jahr auf dem deutschen Markt wieder mehr Autos als im Vorjahr absetzen und damit erneut erfolgreichster Importeur sein. «Ich rechne mit einem Absatz von rund 180.000 Einheiten», sagte Deutschland-Chefin Imelda Labbé im Interview mit der Autogazette. Als nächstes großes Ziel peile man mittelfristig über 200.000 Einheiten an.

Für die Managerin gehört Skoda in Deutschland aber bereits heute zu den etablierten Volumenmarken. Entsprechend würde man sich auch mit Marken wie beispielsweise Ford oder Opel messen. «Bei den gesunden, profitablen Kanälen sind wir bereits auf dem Niveau der genannten Wettbewerber. Da wir uns mit Eigenzulassungen bewusst sehr zurückhalten, liegt unser Jahresvolumen noch unter diesen beiden Konkurrenten.»

Keine Auswirkungen auf Verkäufe

Der VW-Abgasskandal, von dem auch Fahrzeuge von Skoda betroffen sind, habe bislang keine Auswirkungen auf die Verkäufe gehabt. «Ich gehe auch nicht davon aus, dass sich das noch einstellen wird.» Wie Labbé weiter sagte, befinde man sich nicht erst seit dem Abgasskandal im intensiven Dialog mit den Kunden. «Nachdem wir mit Blick auf die CO2-Werte Entwarnung geben konnten, konzentrieren wir uns jetzt auf die Werkstattaktion mit unserem Handel. Die ersten der betroffenen Fahrzeuge werden wir im ersten Quartal des kommenden Jahres in die Werkstätten bitten.» Die Serviceaktion werde sich voraussichtlich über das gesamte kommende Jahr erstrecken.

Eine Überforderung des Handels durch diesen Rückruf sieht Labbé nicht. «Diese Aktion nimmt deutlich unter fünf Prozent aller anfallenden Servicearbeiten ein. Wir rechnen pro Auto mit einem Aufwand von 30 Minuten bis maximal einer Stunde.»

«Stehen per November bei Marktanteil von 5,7 Prozent»

Auch der Skoda Fabia Combi erhält die Cool Edition-Variante.
Der Fabia Combi Skoda

Autogazette: Frau Labbé, als Sie vor zwei Jahren Ihren Job als Geschäftsführerin von Skoda antraten, haben Sie das Ziel ausgegeben, die Marke zu einer etablierten Volumenmarke zu machen. Wie weit sind Sie Ihrem Ziel schon näher gekommen?

Imelda Labbé: Ein sehr gutes Stück. Wir stehen momentan per November bei einem Marktanteil von 5,7 Prozent und haben es geschafft, einmal mehr gesund zu wachsen und neue Modelle wie zuletzt den Fabia Combi und den neuen Superb vom Start weg gut im Markt zu etablieren. Derzeit bereiten wir uns auf die Einführung eines weiteren neuen Modells vor...

Autogazette: ...damit meinen Sie einen weiteren SUV oberhalb des Yeti, der im Herbst kommenden Jahres auf dem Autosalon Paris vorgestellt werden soll...

Labbé: ...ja, es wird sich um ein größeres SUV handeln. Damit sind wir bei der Segmentabdeckung mit Blick auf die Volumenmarken fast am Ziel. In diesem Jahr sind wir vor allem im Gewerbegeschäft gewachsen. Gerade in diesem Bereich zeigt der Octavia, welches Potenzial in ihm steckt.

«Abstand nach hinten größer als der nach vorn»

Autogazette: Ab welchem Volumen ist man ein etablierter Volumenhersteller? Im Vorjahr kamen Sie auf einen Absatz von fast 174.000 Fahrzeugen. Gehören Sie damit nicht schon dazu?

Labbé: Ja, das würde ich schon sagen. Vor allem, wenn Sie sich den Abstand zur nächsten Importmarke anschauen, dann sehen sie, dass der Abstand nach hinten deutlich größer ist als der nach vorn.

Autogazette: Messen Sie sich denn noch mit anderen Importmarken als vielmehr mit Volumenmarken wie Ford oder Opel?

Labbé: Wir messen uns in jedem Segment, das wir bespielen. Sei es im Gewerbe-, Privatkunden- oder Flottengeschäft. Wir beweisen, dass wir in allen drei Kanälen erfolgreich spielen können.

Autogazette: Ihre Konkurrenten wie Opel oder Ford lagen im Vorjahr bei 219.000 beziehungsweise 209.000 Einheiten. Ab wann sehen Sie sich auf Augenhöhe?

Labbé: Bei den gesunden, profitablen Kanälen sind wir bereits auf dem Niveau der genannten Wettbewerber. Da wir uns mit Eigenzulassungen bewusst sehr zurückhalten, liegt unser Jahresvolumen noch unter diesen beiden Konkurrenten. Wir setzen auf ein kontinuierliches Wachstum, wie wir es auch in diesem Jahr wieder bewiesen haben.

«Rechne mit Absatz von 180.000 Einheiten»

Der Skoda Superb verfügt über ein intelligentes Lichtsystem.
Der Superb ist das Flaggschiff der Marke Skoda

Autogazette: Wie schauen denn Ihre mittelfristigen Ziele aus?

Labbé: Als nächstes großes Ziel peilen wir mittelfristig, also in den nächsten Jahren, über 200.000 Einheiten an, sofern es zu keinen unplanbaren Marktveränderungen kommt. Gesundes Wachstum geht vor Größe.

Autogazette: Nach elf Monaten liegen Sie bei 167.585 Einheiten. Mit welchem Gesamtabsatz werden Sie das Jahr beenden?

Labbé: Ich rechne mit einem Absatz von rund 180.000 Einheiten.

Autogazette: Auch Skoda ist vom Abgasskandal betroffen. Haben Sie keine Auswirkungen auf die Verkäufe gespürt?

Labbé: Nein, bislang nicht. Ich gehe auch nicht davon aus, dass sich das noch einstellen wird. Wir befinden uns nicht erst seit dem Abgasskandal im intensiven Dialog mit unseren Kunden. Nachdem wir mit Blick auf die CO2-Werte Entwarnung geben konnten, konzentrieren wir uns jetzt auf die Werkstattaktion mit unserem Handel. Die ersten der betroffenen Fahrzeuge werden wir im ersten Quartal des kommenden Jahres in die Werkstätten bitten. Wir gehen davon aus, dass diese Aktion sich über das gesamte kommende Jahr erstrecken wird

«Keine Überforderung des Handels»

Der Octavia RS230 Skoda

Autogazette: Wird Ihr Handel durch die Serviceaktion im Zuge des Abgasskandals nicht überfordert?

Labbé: Nein, diese Aktion nimmt deutlich unter fünf Prozent aller anfallenden Servicearbeiten ein. Wir rechnen pro Auto mit einem Aufwand von 30 Minuten bis maximal einer Stunde.

Autogazette: Wenn Sie sich das Privatkundengeschäft in diesem Jahr anschauen: War es ein Desaster?

Labbé: So weit würde ich nicht gehen. Aber der Privatkundenmarkt ist eingebrochen; er liegt klar unter Vorjahr. Für uns als Nummer drei im Privatkundenmarkt ist das keine gute Entwicklung. Wir stellen fest, dass es beim Privatkundengeschäft eine Verschiebung in den taktischen Kanal gibt, der wächst.

Autogazette: Taktischer Kanal heißt ja nichts anderes, als dass die Hersteller satte Rabatte geben. Das trifft ja auch auf Sie zu.

Labbé: Die Kunden erwarten attraktive Angebote und von uns ein attraktives Preis-Leistungsverhältnis – und das in jedem Kanal. Doch im Vergleich zum Wettbewerb sind wir deutlich zurückhaltender unterwegs.

«Skoda ist historisch eine Privatkundenmarke»

Autohaus von Skoda
Autohaus von Skoda im neuen Design Skoda

Autogazette: Was bedeutet das konkret? Auch Sie setzen ja auf Eigenzulassungen.

Labbé: Ja, das stimmt. Doch wir sind hier im Vergleich zur Konkurrenz moderat unterwegs. Nach Zahlen des Markforschungsinstituts DataForce ist der Anteil der Eigenzulassungen an den Neuzulassungen in Deutschland in den ersten elf Monaten auf bis zu 55,8 Prozent angestiegen. Während der Durchschnittswert der Eigenzulassungen bei 30,7 Prozent lag, kommen wir auf gerade einmal 23,7 Prozent. Auch ein Grund dafür, weshalb sich unsere Händler über eine gute Rendite freuen können.

Autogazette: Wie hoch wird Sie denn ausfallen?

Labbé: Sie wird bei etwa 1,8 Prozent liegen. Das ist im Branchenvergleich ein sehr guter Wert.

Autogazette: Liegt im Rückgang des Privatkundengeschäfts auch der Grund, dass Sie das Flottengeschäft stärken wollen?

Labbé: Nein, das Flottengeschäft ist zentraler Bestandteil unserer Wachstumsstrategie. Wir bauen die idealen Produkte für diesen Kanal. Schauen Sie sich nur den aktuellen Superb an: er kommt im Auftragseingang auf einen Flottenanteil um die 80 Prozent. Das gleiche gilt für den Octavia.

Autogazette: Wo liegt der Anteil des Flottengeschäfts an Ihrem Gesamtabsatz?

Labbé: Er liegt bei mehr als einem Drittel.

Autogazette: Dieser Anteil soll gesteigert werden?

Labbé: Dieser Anteil wird durch ein gesteigertes Volumen beim Superb noch weiter wachsen. Er ist in den vergangenen zwei Jahren durch den enormen Erfolg des Octavias bereits gestiegen.

Autogazette: Wie zu hören war, wollen Sie bei den bundesweit 580 Vertriebspartnern rund 100 Großkundenleistungszentren einrichten. Reicht die bisherige Vertriebsstruktur nicht aus, diese Kunden anzusprechen?

Labbé: Skoda ist historisch eine Privatkundenmarke. Jede Marke, die Flottenkunden bedienen will, insbesondere größere Fuhrparks, muss mit ihrer Handelsstruktur sicherstellen, den Anforderungen dieser Kunden gerecht zu werden. Und das tun wir damit.

«Es geht auch um die Markenpositionierung»

Der Skoda Octavia G-Tec.
Erdgas-Octavia an der Tankstelle Skoda

Autogazette: Skoda hat sich mit seinen GreenLine - aber auch Erdgasmodellen - als grüne Marke positioniert, doch richtig große Stückzahlen machen sie mit diesen Autos nicht. Interessiert die Kunden ein geringer CO2-Ausstoß nicht?

Labbé: Die abgesetzten Stückzahlen bewegen sich in unserer Planung. Natürlich ist das Volumen nicht extrem hoch, aber wir zeigen mit solchen Modellen, dass wir die Technik-Kompetenz haben, solche Autos anzubieten. Es geht hier auch um die Markenpositionierung.

Autogazette: Sie haben sich vor dem Marktstart des neuen Fabia viel von diesem Modell versprochen. Ist diese Hoffnung in Erfüllung gegangen?

Labbé: Wir sind sehr zufrieden mit dem Segmentanteil, konnten hier deutlich zulegen und sogar das Treppchen erklimmen. Wir haben den Fiesta überholt und stehen auf Rang 3. Mit dem Skoda Fabia Kombi verkaufen wir mehr als die Hälfte aller Kombimodelle im Segment. Schaut man sich den November an, dann sieht man mit Blick auf die Top Ten des KBA, dass wir dort mit dem Octavia und dem Fabia nunmehr mit zwei Modellen vertreten sind.

Autogazette: Skoda hat 2014 damit angefangen, seinen Markenauftritt zu modernisieren. Bis Ende dieses Jahres soll er abgeschlossen sein. Wie viele Händler werden bis dahin ihren Betrieb umgestaltet haben?

Labbé: Von unseren 580 Händlern werden knapp 400 Händler noch in diesem Jahr auf die neue CI umstellen. Die anderen werden neu bauen, aber aufgrund der erheblichen Baumaßnahmen dies nicht in diesem Jahr schaffen.

Autogazette: Spüren Sie durch die Umstellung bereits positive Auswirkungen auf den Absatz?

Labbé: Die ersten Stimmen aus dem Handel und von Kunden dazu sind sehr positiv. Unsere Händler und wir sind nun bereit, neues Wachstum zu generieren und dabei nachhaltig die Kundenzufriedenheit zu steigern. Mit dem neuen Auftritt und unserem Produktportfolio sind wir gemeinsam gut gerüstet für das neue Jahr 2016.

Das Interview mit Imelda Labbé führte Frank Mertens

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Frank Mertens
Nach dem Studium hat er in einer Nachrichtenagentur volontiert. Danach war er Sportjournalist und hat drei Olympische Spiele begleitet. Bereits damals interessierten ihn mehr die Hintergründe als das Ergebnis. Seit 2005 berichtet er über die Autobranche.

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