«Der neue Fabia wird richtig gut»

Skoda-Deutschland-Chefin Imelda Labbé

«Der neue Fabia wird richtig gut»
Skoda-Deutschland-Chefin Imelda Labbé. © Skoda

Skoda wächst auf dem deutschen Markt im zweistelligen Bereich. Im Interview mit der Autogazette spricht Deutschland-Chefin Imelda Labbé über den neuen Fabia, Wachstum im Flottengeschäft und darüber, weshalb effiziente Modelle wichtig für die Marke sind.

Die VW-Tochter Skoda befindet sich in Deutschland trotz eines allgemein schwächelnden Privatkundenmarktes auf Erfolgskurs und rechnet in diesem Jahr mit einem zweistelligen Wachstum. «Trotz dieser Herausforderungen gehen wir davon aus, dass wir den Trend der ersten Jahreshälfte im zweiten Halbjahr fortführen. Damit wäre ein zweistelliges Wachstum im Gesamtjahr durchaus möglich», sagte Skoda-Deutschland-Chefin Imelda Labbé im Interview mit der Autogazette. Nach den ersten sieben Monaten des Jahres konnte Skoda mit knapp über 103.000 Fahrzeugen um 15,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum zulegen.

Wachsen im Flottengeschäft

Die allgemeine Schwäche im Privatkundengeschäft will Skoda durch weiteres Wachstum im Flottengeschäft ausgleichen, «Es ist ohne Frage der Wachstumskanal für uns. Im Privatkundengeschäft liegen wir derzeit auf Rang drei. Daraus lässt sich ableiten, dass weiteres Wachstum vor allem aus Small-Fleet und Fleet kommen wird, auch wenn wir natürlich mit dem neuen Fabia im Privatkundenmarkt weiter erfolgreich sein wollen.»

«Wir sind bereits eine starke Volumenmarke»

So soll der neue Skoda Fabia aussehen.
Eine Skizze des neuen Skoda Fabia Skoda

Autogazette: Frau Labbé, Sie wollen Skoda in Deutschland zu einem etablierten Volumenhersteller machen. Wieviel Zeit haben Sie dafür vorgesehen, um auf Augenhöhe mit Opel und Ford zu liegen?

Imelda Labbé: Skoda ist bereits eine starke Volumenmarke. Wir haben keine Zeitpläne um mit Wettbewerbern gleichzuziehen oder diese zu überholen. Wir haben das Ziel weiter nachhaltig zu wachsen und konzentrieren uns auf unsere Leistung. Die erfolgreiche Umsetzung unserer Strategie haben wir im vergangenen Jahr mit einem Zuwachs von 8,7 Prozent auf fast 160.000 Einheiten erneut beweisen können und auch in diesem Jahr sind wir sehr gut unterwegs.

Autogazette: Wenn man sich die Zulassungszahlen bis Juli anschaut, dann kommt Skoda auf 103.113 Einheiten, Ford auf 127.695 Einheiten und Opel auf 132.537 Einheiten. Unerreichbar ist die Konkurrenz damit nicht...

Labbé: ...nein, das Zulassungsergebnis schaut für Skoda sehr gut aus. Wir kommen auf einen Marktanteilszuwachs von sechs Zehntel auf nun 5,7 Prozent, die neuen Modelle wie der Octavia laufen sensationell und auch im Flottengeschäft, ein wichtiger Punkt unserer Wachstumsstrategie, machen wir große Fortschritte. Ende des Jahres bringen wir zudem den neuen Fabia auf den Markt und der wird uns noch einmal ein deutliches Stück voran bringen.

Autogazette: Was verlangen Ihre Kunden denn derzeit von Ihnen, was Sie Ihnen nicht bieten können?

Labbé: Der ein oder andere Kunde fragt nach einem größeren SUV. Das ist aktuell das einzig wichtige Fahrzeugsegment, in dem wir unseren Kunden heute neben dem Yeti kein Angebot machen können. Hier besteht sicherlich Potenzial. Ansonsten bin ich überzeugt, dass wir unseren Kunden in der Breite genau das bieten können, was sie sich wünschen.

«Im Fleet-Geschäft können wir weiter wachsen»

Der Octavia ist der Bestseller von Skoda.
Der Skoda Octavia G-TEC Skoda

Autogazette: Welche Bedeutung nimmt neben dem Privatkunden-Geschäft für Ihre Wachstumsstrategie das Flottengeschäft ein?

Labbé: Es ist ohne Frage der Wachstumskanal für uns. Im Privatkundengeschäft liegen wir derzeit auf Rang drei. Daraus lässt sich ableiten, dass weiteres Wachstum vor allem aus Small-Fleet und Fleet kommen wird, auch wenn wir natürlich mit dem neuen Fabia im Privatkundenmarkt weiter erfolgreich sein wollen. Doch gerade im Fleet-Geschäft können wir weiter wachsen, wie wir bereits mit dem neuen Octavia bewiesen haben. Hier wollen wir unser Volumen noch etwas ausbauen.

Autogazette: Wo lag der Fleet-Anteil im ersten Halbjahr 2014?

Labbé: Wir liegen derzeit bei den Small Commercials bei 6,9 Prozent Marktanteil, im Vorjahr lagen wir noch bei 5,2 Prozent. Hier liegen wir bereits vor Ford und Opel auf dem fünften Platz. Und auch bei Flotten über zehn Fahrzeugen haben wir zugelegt: Nach 4,3 Prozent im Vorjahr liegen wir nun bei 6,1 Prozent.

Autogazette: Skoda will sich auch als grüne Marke positionieren, setzt auf effiziente Fahrzeuge mit geringem CO2-Ausstoß. Ist das ein Vorteil für das Flottengeschäft?

Labbé: Absolut, in der Flotte spielt der Verbrauch eine ganz entscheidende Rolle, zum anderen die Restwerte und natürlich ein gutes Raumangebot. Hierzu haben wir das perfekte Produktangebot. Entsprechend ist unser Octavia auch ein überaus erfolgreiches Flottenfahrzeug.

Autogazette: Welches Fahrzeug ist für Sie unter den Neuheiten das Überraschungsmodell?

Labbé: Sicherlich der Rapid Spaceback, der unserem Absatz weitere Dynamik gibt. Aber auch der Octavia RS, der auf einen Anteil von knapp 30 Prozent innerhalb der Baureihe kommt. Dieser hohe Anteil zeigt, dass unsere Kunden auch Emotionalität von uns erwarten – und die bieten wir ihnen mit dem RS.

«Emotionalität rückt in den Fokus»

Das Sondermodell Style+ vom Skoda Rapid Spaceback.
Der Rapid Spaceback Skoda

Autogazette: Der Fabia ist das erste Fahrzeug, dass die neue Designsprache spricht, die man mit dem Konzeptfahrzeug Vision C gezeigt hat. War die Marke mit Blick auf das Design bislang etwas zu bieder?

Labbé: Keineswegs. Das Design ist eines der wichtigsten Parameter bei der Kaufentscheidung des Kunden und wir sehen in unseren Befragungen, dass unsere Kunden einen hohen Zuspruch zum Design unserer Modelle zeigen. Design muss aber weiterentwickelt werden. Wir haben jetzt mit dem Vision C gezeigt, wie wir uns kommende Skoda Modelle vorstellen können und haben darauf sehr positive Resonanz bekommen. Beim neuen Fabia wird man dies bereits sehen. Der Handel kann es kaum erwarten, den neuen Fabia seinen Kunden zu präsentieren. Der neue Fabia wird richtig gut.

Autogazette: Wie wichtig ist denn das Thema Emotionalität, um neue Kunden zur Marke zu bringen, die nicht nur auf ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis aus sind?

Labbé: Sicherlich eine wichtige, deshalb wird dieser Aspekt von uns auch verstärkt in den Fokus genommen. Denn er spielt für die Eroberung neuer Kunden eine wichtige Rolle.

«Konnektivität ist ein genereller Markttrend»

Autogazette: Trifft das auch auf die Konnektivität zu? Der neue Fabia wird ja das erste vernetzte Fahrzeug von Skoda sein.

Labbé: Konnektivität ist ein genereller Markttrend, der in allen Segmenten zu beobachten ist und nicht nur für jüngere Kunden wichtig ist. Da werden wir mit dem neuen Fabia ganz weit vorne sein.

Autogazette: Inwieweit kann der neue Fabia helfen, das Durchschnittsalter Ihrer Kunden von etwas über 51 Jahren zu reduzieren?

Labbé: Sehr stark. Denn wir spielen nicht nur mit Design, Konnektivität, sondern auch mit frischen Farben und diversen Ausstattungsalternativen. Der neue Fabia wird auch jüngere Kunden und vermehrt Frauen ansprechen. Wichtig ist aber auch, dass wir unsere bestehenden Kunden erneut überzeugen. Ich bin sehr zuversichtlich, dass uns dies gelingen wird.

Autogazette: Sie sagten unlängst, dass Sie sich immer Gedanken machen würden, wie man neue Kunden zur Marke bringen kann. Verraten Sie uns einige?

Labbé: Wir haben sehr viele Kunden über unsere Roadshows erreicht; ein Konzept, dass sich auch in unserem Handel etabliert hat. Unsere Händler gehen mit der Roadshow also dorthin, wo die Kunden sind und warten nicht ab, bis sie zu ihnen in den Showroom kommen. Die Nähe zum Kunden allgemein: das ist ein zentrales Element unserer Strategie.

«Produkte perfekt inszenieren»

Auch der Skoda Yeti ist betroffen.
Der Skoda Yeti Skoda

Autogazette: Ihr Handel muss in den nächsten zwei Jahren die Betriebe auf das neue Markendesign umstellen. Überfordern Sie damit nicht kleinere Händler, auf die Kosten von 40.000 bis 100.000 Euro je nach Größe des Betriebs zukommen?

Labbé: Nein, denn der Handel bekommt von uns hier entsprechende Unterstützung mit einem großen Team von Spezialisten bei der Umsetzung. Das Feedback unserer Händler zeigt uns, dass sie diesen Weg überzeugt und gerne gehen. Durch die Umstellung auf dieses neue Markendesign steigern wir das Erlebnis im Showroom des Händlers. Unsere Produkte lassen sich in diesem neuem Umfeld perfekt inszenieren. Wir haben nun bereits 35 Betriebe umgerüstet, Ende des Jahres werden es schon 100 sein. Alle unsere 580 Händler sind einig, dass diese Umstellung erfolgen muss.

Autogazette: Im Vorjahr kamen Ihre Händler auf eine Umsatzrendite von 1,7 Prozent. Wird es in diesem Jahr besser werden?

Labbé: Es läuft auf den Vorjahreswert hinaus. Im Wettbewerbsvergleich liegen wir damit sehr, sehr gut.

Autogazette: Reicht Ihre Markenbekanntheit schon aus, um eine etablierte Volumenmarke zu werden?

Labbé: Knapp die Hälfte der Deutschen kennt bei ungestützten Befragungen die Marke Skoda. Das ist ein guter Wert. Ist der ausbaufähig? Ja, und daran arbeiten wir.

«Zweistelliges Wachstum durchaus möglich»

Autogazette: Sie engagieren sich in Deutschland in der Gesellschaft beispielsweise als Mobilitätspartner bei kulturellen Veranstaltungen oder als Förderer von Radsportveranstaltungen. Können Sie damit die Marke wirklich nachhaltig bekannter machen?

Labbé: Ganz klar: ja. Die Präsenz und die Verankerung in der Gesellschaft sind für die Marke Skoda sehr wichtig. Wir wollen damit nahe am Kunden sein. Wir platzieren Themen mit einer Topsponsoringaktivität wie beispielsweise der Tour de France und aktivieren dies auf nationaler Ebene, zum Beispiel in Form der bekannten Jedermann-Radrennen in diversen deutschen Großstädten. Dabei ist uns wichtig, dass wir bei diesen Gelegenheiten unsere Fahrzeuge präsentieren. Das haben wir in diesem Jahr auch bei vielen bekannten Preisverleihungen und gesellschaftlichen Veranstaltungen getan, als wir unsere Modelle in einem medial wirksamen Umfeld gezeigt haben. Mit diesen Engagements erreichen wir unterschiedliche Zielgruppen.

Autogazette: Nach den ersten sieben Monaten kommen sie mit 103.113 Pkw-Zulassungen auf ein Wachstum von 15,5 Prozent. Wird es Ende des Jahres ein zweistelliges Wachstum geben nach den 160.000 Einheiten des Vorjahres?


Labbé: Wir sind in den ersten sieben Monaten super gewachsen. Wir haben einen tollen Lauf mit dem Octavia, doch der Privatkundenmarkt schwächelt allgemein. Das aktuelle Wachstum des Gesamtmarkts kommt aus den gewerblichen Zulassungen. Das trifft uns etwas, da wir eine starke Privatkundenmarke sind. Trotz dieser Herausforderungen gehen wir davon aus, dass wir den Trend der ersten Jahreshälfte im zweiten Halbjahr fortführen. Damit wäre ein zweistelliges Wachstum im Gesamtjahr durchaus möglich.

Das Interview mit Imelda Labbé führte Frank Mertens

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Frank Mertens
Nach dem Studium hat er in einer Nachrichtenagentur volontiert. Danach war er Sportjournalist und hat drei Olympische Spiele begleitet. Bereits damals interessierten ihn mehr die Hintergründe als das Ergebnis. Seit 2005 berichtet er über die Autobranche.

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