«Sehen derzeit keine Auswirkungen aufs Geschäft»

Seat-Deutschland-Chef Bernhard Bauer

«Sehen derzeit keine Auswirkungen aufs Geschäft»
Bernhard Bauer verantwortet das Deutschlandgeschäft von Seat. © Seat

Weltweit sind bei der VW-Tochter Seat 700.000 Fahrzeuge vom Abgasskandal betroffen. Auf den deutschen Markt entfallen davon 86.033 Fahrzeuge, wie Seat-Deutschland-Chef Bernhard Bauer im Interview mit der Autogazette sagte.

Bei der VW-Tochter Seat sind weltweit 700.000 Fahrzeuge vom Abgasskandal betroffen. Davon «entfallen 86.033 Fahrzeuge auf Deutschland», wie Seat-Deutschland-Chef Bernhard Bauer im Interview mit der Autogazette sagte. Der Abgasskandal habe bislang den Absatz der Marke in Deutschland nicht beeinträchtigt.

Wachstumsziele bleiben bestehen

«Wir sehen derzeit keine Auswirkungen aufs Geschäft. Wir können mit Blick auf den September feststellen, dass wir weiterhin so erfolgreich sind wie im bisherigen Jahresverlauf. Bisher waren wir mit einem Wachstum zwischen vier und fünf Prozent unterwegs, im September lagen wir sogar bei 7,5 Prozent. Derzeit können wir sagen, dass die Auftragseingänge nicht zurückgehen», sagte Bauer weiter. «Aber wir sind auch eine Marke, deren Dieselanteil an den Gesamtverkäufen überschaubar ist. Wir kommen auf zwei Drittel Benziner und ein Drittel Diesel.»

Auch für das Restjahr erwartet Bauer keine negativen Auswirkungen und geht davon aus, seine Wachstumsziele wie geplant erreichen zu können. «Wir haben uns vorgenommen, in diesem Jahr um drei bis vier Prozent zu wachsen. Nach neun Monaten liegen wir kumuliert bei fünf Prozent, sind also gut unterwegs. Ich glaube fest daran, dass wir dieses Jahr auch in dieser Größenordnung abschließen werden.» Dass der Rückruf der betroffenen Fahrzeuge erst im kommenden Jahr stattfinde, wird von Bauer verteidigt. «Hier gilt die Aussage des neuen VW-Chefs Matthias Müller: Die Sorgfalt geht hier vor der Schnelligkeit. Was jetzt geschieht, sollte in der Qualität und Ausführung dauerhaft Wirkung haben.»

«Sorgfalt geht hier vor Schnelligkeit»

Dieselmotor von Volkswagen.
Dieselmotoren der Marken VW, Audi, Skoda und Seat sind betroffen dpa

Autogazette: Herr Bauer, weltweit sind 700.000 Fahrzeuge von Seat vom VW-Abgasskandal betroffen. Wie viele Autos davon betreffen den deutschen Markt?

Bernhard Bauer: Von den 700.000 weltweit betroffenen Fahrzeugen entfallen 86.033 Fahrzeuge auf Deutschland. Seit Dienstag haben unsere Kunden auf der Seite Seat.de die Möglichkeit, durch die Eingabe der Fahrgestellnummer zu überprüfen, ob auch Ihr Fahrzeug betroffen ist. Sollte das der Fall sein, dann brauchen sich die Kunden keine Gedanken über die Sicherheit machen. Die Autos sind absolut sicher und verkehrstüchtig. Wir werden die Kunden zudem bald anschreiben und einladen, ihr Fahrzeug überarbeiten zu lassen.

Autogazette: Können Sie bereits sagen, wie viele Kunden von dieser Internetabfrage Gebrauch gemacht haben?

Bauer: Uns liegen dazu noch keine aktuellen Zahlen vor. Doch im Vorfeld der Internetabfrage gingen bei uns pro Tag um die 20 Anrufe von Kunden ein, die wissen wollten, ob ihr Fahrzeug betroffen ist.

Autogazette: Welche Kosten werden durch den bevorstehenden Rückruf auf Seat Deutschland zukommen?

Bauer: Zu möglichen Kosten können wir zum jetzigen Zeitpunkt nichts sagen.

Autogazette: Der Rückruf der betroffenen Dieselfahrzeuge mit dem Motor des Typs EA 189 soll erst im kommenden Jahr stattfinden und sich je nach Modell bis zur zweiten Jahreshälfte hinziehen. Ist eine derart lange Zeitspanne überhaupt vermittelbar?

Bauer: Hier gilt die Aussage des neuen VW-Chefs Matthias Müller: Die Sorgfalt geht hier vor der Schnelligkeit. Was jetzt geschieht, sollte in der Qualität und Ausführung dauerhaft Wirkung haben.

«Wir kommunizieren täglich mit unserem Handel»

Der Seat Leon ST 4Drive verfügt über Grip in fast jeder Lage.
Der Leon ST ist nicht vom Skandal betroffen Seat

Autogazette: Welches Feedback haben Sie seit dem Bekanntwerden des Abgasskandals aus dem Handel bekommen?

Bauer: Unsere Händler haben wenig Anfragen an uns gestellt. Doch gerade im Flottenbereich, wo Diesel eine starke Rolle spielt, haben wir eine stärkere Anfrage als aus dem privaten Bereich. Dort, wo die Dieselquoten höher sind, sind auch die Anfragen höher. Doch auch hier herrscht keine Panik. Wir kommunizieren täglich mit unserem Handel.

Autogazette: Spüren Sie bereits eine Kaufzurückhaltung der Kunden?

Bauer: Wir sehen derzeit keine Auswirkungen aufs Geschäft. Wir können mit Blick auf den September feststellen, dass wir weiterhin so erfolgreich sind wie im bisherigen Jahresverlauf. Bisher waren wir mit einem Wachstum zwischen vier und fünf Prozent unterwegs, im September lagen wir sogar bei 7,5 Prozent. Derzeit können wir sagen, dass die Auftragseingänge nicht zurückgehen. Aber wir sind auch eine Marke, deren Dieselanteil an den Gesamtverkäufen überschaubar ist. Wir kommen auf zwei Drittel Benziner und ein Drittel Diesel.

Autogazette: Auch wenn derzeit keine Kaufzurückhaltung feststellbar ist: Erwarten Sie so etwas für den weiteren Jahresverlauf?

Bauer: Eigentlich erwarte ich für das Restjahr keine negativen Auswirkungen mehr. Allerdings sind wir in einem hart umkämpften und gesättigten Markt unterwegs. Dabei ist der Privatmarkt verhaltener geworden, der sich rückläufig entwickelt. Dafür sehen wir, dass sich der Flottenmarkt positiv entwickelt. Bis zum September haben wir hier einen Zuwachs von 17 Prozent. Mit dem Seat Leon ST haben wir auch erstmals ein Fahrzeug im Angebot, das auch in großen Flotten gut funktioniert.

«Glaube nicht, dass unsere Ziele beeinträchtigt werden»

Der Seat Alhambra spendet genügend Platz für die Familie.
Der Seat Alhambra Seat

Autogazette: Nach neun Monaten liegt das Wachstum von Seat mit über 72.000 Fahrzeugen bei fünf Prozent. Wird der Abgasskandal im weiteren Jahresverlauf Ihre Wachstumsziele beeinträchtigen?

Bauer: Wir sind als Konzern stark, wir sind als Marke stark, das Thema in den Griff zu bekommen. Entsprechend glaube ich nicht, dass unsere Ziele beeinträchtigt werden.

Autogazette: Im Vorjahr kam Seat in Deutschland auf einen Gesamtabsatz von knapp über 93.000 Einheiten. Wo wollen Sie dieses Jahr landen?

Bauer: Wir haben uns vorgenommen, in diesem Jahr um drei bis vier Prozent zu wachsen. Nach neun Monaten liegen wir kumuliert bei fünf Prozent, sind also gut unterwegs. Ich glaube fest daran, dass wir dieses Jahr auch in dieser Größenordnung abschließen werden.

Autogazette: Ist das nicht erkauftes Wachstum? So lagen Sie im Juli bei einer Eigenzulassungsquote von fast 46 Prozent?

Bauer: Das ist eine isolierte Betrachtung. Bei den Eigenzulassungen sind wir realistisch unterwegs. Zum Juli muss man sagen, dass in diesem Monat sehr stark die neuen Modelle zugelassen wurden, die Händler den neuen Ibiza zugelassen haben. Der Abverkauf lief sehr erfolgreich. Im September haben wir die Eigenzulassungen bereits wieder deutlich reduziert.

Das Interview mit Bernhard Bauer führte Frank Mertens

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Frank Mertens
Nach dem Studium hat er in einer Nachrichtenagentur volontiert. Danach war er Sportjournalist und hat drei Olympische Spiele begleitet. Bereits damals interessierten ihn mehr die Hintergründe als das Ergebnis. Seit 2005 berichtet er über die Autobranche.

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