Seat Alhambra: Gebeutelter Lastesel

Besser als der Sharan

Seat Alhambra: Gebeutelter Lastesel
Der Seat Alhambra als Sondermodell Style Viva von 2012 © Seat

Der Seat Alhambra lässt bei der HU seinen Genspender hinter sich. Und doch ist der Familienvan als Gebrauchter anfällig für gewissen Macken – angesichts seiner intensiven Nutzung auch kein Wunder.

Der Seat Alhambra ist ein typisches Familienauto: ein Van mit bis zu sieben Sitzen, viel Stauraum und Schiebetüren, die Blechschäden in Parklücken durch ungestüme Kinder vorbeugen. Das Modell der spanischen Volkswagentochter ist nahezu baugleich mit dem VW Sharan. Und doch schneidet der Alhambra bei der Kfz-Hauptuntersuchung (HU) besser ab als der Sharan. Aber auch er hat seine Marotten, die auf die intensive Nutzung des Fahrzeugs zurückzuführen sind.

«Viele Familien reisen gern im vollgepackten Alhambra in den Urlaub. Das wirkt sich auf Fahrwerk und Bremsen aus», schreibt der «TÜV Report 2017» über das 4,85 Meter lange Auto, das auf einer verlängerten Plattform des Passat 3C rollt, der bis 2010 gebaut wurde. «Die aus dem Passat übernommenen Teile sind dem höheren Gewicht offenbar nicht gewachsen», mutmaßt der Report. Insgesamt würden beim Alhambra ausgeschlagene Achsen sieben Mal häufiger beanstandet als beim Durchschnitt aller getesteten Modelle. Teils gehen die Klimakompressoren kaputt, oder die Kupplung streikt.

Zulassungszwerg Seat Alhambra

Als zweite große Schwachstelle aber identifiziert der Report die schnell verschleißenden Bremsscheiben. Die Mängelquote ist hier schon bei der ersten HU um das Dreifache erhöht. Ebenfalls nach drei Jahren taucht am Fahrwerk hin und wieder Rost auf. Sehr haltbar sind dagegen die Lenkung und die Auspuffanlage. Gegenüber dem VW Sharan ist der Seat Alhambra ein Zulassungszwerg. Aufgrund der vergleichsweise wenigen Exemplare auf den Straßen hat der ADAC das spanische Schwestermodell deshalb nicht in seine Pannenstatistik aufgenommen.

Die bisherigen Erfahrungen des Autoclubs mit dem Van deuten jedoch darauf hin, dass er auch in Sachen Pannenanfälligkeit keine Medaille verdient: Dem ADAC sind vor allem Motorprobleme bei Fahrzeugen der Baujahre 2011 und 2012 aufgefallen. Der Alhambra fährt mittlerweile in zweiter Generation. Das aktuelle Modell, der Typ 7N, kam 2010 heraus und erhielt 2016 sein Facelift. Es bescherte ihm einen neuen Kühlergrill, Rücklichter, die mittels LED-Technik strahlen und adaptive Dämpfer.

Erneuert haben die Ingenieure auch Multimedia-Funktionen sowie die Sicherheitsausstattung. Schon von Anfang an gehörten sieben Airbags und ESP zur Serienausstattung. Beim Euro-NCAP-Crashtest heimst er die Höchstwertung von fünf Sternen ein. Das Stauvolumen beträgt regulär 809 Liter und lässt sich auf 2297 Liter erweitern. Ist allerdings die dritte Sitzreihe eingebaut, bleiben dahinter nur 267 Liter.

Gebrauchter Alhambra ab knapp 12.000 Euro

Den Alhambra befeuern konventionelle Verbrenner. Im aktuellen Modell kommen je nach Ausführung Benziner zum Zuge, die aus 1,4 Litern Hubraum 110 kW/150 PS oder aus 2,0 Litern 147 kW/200 PS beziehungsweise 162 kW/220 PS beziehen. Die stärkste Ottovariante ist allerdings erst seit 2015 im Handel. Wer einen Diesel sucht, kann aus 2,0-Liter-Aggregaten wählen, die von 85 kW/116 PS bis 135 kW/184 PS leisten. Allrad gibt es nur in Verbindung mit einigen Dieselmodellen.

Gebrauchtwagenkäufer werden in Sachen Seat Alhambra (Typ 7N) ab 11.700 Euro fündig. Diesen aus Verkäufen ermittelten Durchschnittswert nennt die Schwacke-Liste für den 1.4 TSI Ecomotive Start & Stop Reference mit 110 kW/150 PS vom Baujahr 2010 und geht dabei von 98.800 Kilometern Laufleistung aus. Diese liegt im Fall des 2.0 TDI Ecomotive Reference vom gleichen Baujahr (103 kW/140 PS) mit 129.400 Kilometer höher, für den Schwacke 13.050 Euro notiert.

Wer aufgrund der möglichen Mängel ein jüngeres Modell favorisiert, muss zum Beispiel im Falle des Alhambra 2.0 TDI Start & Stop Style mit 135 kW/184 PS von 2015 noch 24.600 Euro einplanen (47.500 Kilometer). Das sind immerhin über 12.000 Euro unter Neupreis. (dpa/tmn)

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Thomas Flehmer
Der diplomierte Religionspädagoge arbeitete neben seiner Tätigkeit als Gemeindereferent einer katholischen Kirchengemeinde in Berlin in der Sportredaktion der dpa. Anfang des Jahrtausends wechselte er zur Netzeitung. Seine Spezialgebiete waren die Fußball-Nationalelf sowie der Wintersport. Ab 2004 kam das Autoressort hinzu, ehe er 2006 die Autogazette mitgründete. Seit 2018 ist er als freier Journalist unterwegs.

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