Autosalon Genf auf der Suche nach Strom

Fehlende E-Mobilität

Autosalon Genf auf der Suche nach Strom
Renault präsentiert in Genf das Zoe e-Sport Concept © Renault

Jahrelang war der Autosalon in Genf der grüne Daumen unter den Automessen. In diesem Jahr haben die Autohersteller aber den Stecker nicht gefunden.

Pionier Tesla schwänzt die erste große Messe des Jahres auf europäischem Boden gleich ganz. Aber die anderen der E-Gilde sind natürlich alle da: Der BMW i3, der Renault Zoe und sein japanisches Schwestermodell Nissan Leaf. Auch die beiden elektrisch angetriebenen Smart-Versionen zeigen sich und bei VW steht der E-Golf zwar nicht im Mittelpunkt, aber auch nicht im Abseits. Ihnen allen ist gemein, dass sie jetzt theoretisch zwischen 300 und 400 Kilometer weit fahren können, ehe die Batterie schlapp macht. Der Newcomer Opel Ampera-e schafft sogar gut 500 Kilometer.

Als einer der wenigen Hersteller forciert Renault das Thema. Doch auch die Sportvariante des Zoe mit zwei Elektromotoren und einer Kraft von 462 PS sowie einer Beschleunigung von 3,2 Sekunden von Null auf Hundert und einer Höchstgeschwindigkeit von 210 Stundenkilometern wird wohl nie den Asphalt des Alltags erreichen. Denn der mit Genen vom Renault e.dams-Team aus der Formel E bestückte Zoe e-Sport steht in den Palexpo-Hallen nur als Concept Car zur Ansicht.

Mehr Alibi als Beitrag zur Elektromobilität

Eine Messe ohne Neuheiten im immer noch wichtigsten Zukunftsthema. Keine Anreize vor allem für die deutschen Kunden, die staatlichen Zuschüsse zu nutzen. Stattdessen wieder Ausblicke auf die Zukunft. VW-Chef Müller träumt vom autonomen Fahren in der E-Studie Sedric, die Jahre von einer möglichen Serie entfernt ist. Realer ist der schon bekannte I.D., der in zwei Jahren zu den Händlern kommen soll. Auf den Elektro-Bulli I.D. Buzz muss bis etwa 2025 gewartet werden. Solange bleibt es also beim altbekannten E-Up und eben dem Akku-Golf.

Anderswo das gleiche Bild. Elektroversionen von Ford Focus oder Mercedes B-Klasse sind mehr Alibi als ernsthafter Beitrag zur E-Mobilität. Blackout herrscht in ganz Italien, der neue Opel-Besitzer Peugeot-Citroen baut wie bisher auf Leihgaben von Mitsubishi mit bescheidener Reichweite und Schwedens einzig verbliebener Autohersteller Volvo setzt voll auf die sogenannten Plug-in-Hybriden.

Mogelpackung Plugin-Hybride

Den Porsche Panamera gibt es auch als Hybridvariante
Der Porsche Panamera S E-Hybrid kostet 108.000 Euro Porsche

Die allerdings sind in Genf auf vielen Ständen zu entdecken. Die Kombination aus Verbrennungsmotor mit einem erstarkten E-Triebwerk gilt als die technische Brücke zum endgültigen elektrischen Zeitalter. Die Batterie wird bei dieser Technik an der Steckdose geladen. Dabei sichert sich Porsche mit dem Panamera S E-Hybrid (340 kW/462 PS) die Genfer Poleposition, der Allradler kostet mindestens 108.000 Euro und kann gut 50 Kilometer weit auf den 2,9-Liter-Sechszylinder verzichten. Der elektrische Kollege (100 kW/136 PS) ist für bis zu 140 km/h gut. Auch für den neuen BMW 5er Touring ist ein solcher Antrieb zu haben. Premiere in der Plug-in-Herde feiern auch die beiden Kia-Modelle Niro und Optima, die sogar ein paar Kilometer weiter kommen als der dreimal so teure Porsche.

Dennoch bleiben die aufladbaren Teilzeit-Stromer umstritten. Wer keine Geduld zum Nachladen hat, ist lieber mit einem klassischen Verbrenner unterwegs, der im Fall des Panamera dank 243 kW/330 PS kein Kind von Traurigkeit ist. Aus Norwegen wird etwa berichtet, dass zahlreiche Eigner eines mit Prämien geförderten Plug-in-Modells ihr Auto monatelang nicht nachladen. (AG/SP-X)

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