Renault Scenic Energy dCi 130: Sparen mit der Formel 1

Stopp-Start-Premiere bei Renault

Hohe Ziele hat Renault beim Spritsparen. Um zur Nummer eins in Europa mit dem niedrigsten CO2-Flottenausstoß zu avancieren, klopften die Ingenieure beim neuen Motor für den Scenic bei den Kollegen von der Formel 1 an.

Von Thomas Flehmer

Die EU-Normen machen es möglich. Bis 2020 dürfen die Flotten der jeweiligen Hersteller im Durchschnitt nicht mehr als 95 Gramm pro Kilometer in die Luft jagen. "Die Modellpalette Renault wird bereits 2016 deutlich weniger als 100 Gramm CO2 ausstoßen", sagt Reinhard Zirpel, Kommunikations-Vorstand des deutschen Ablegers der Franzosen.

Maßnahmen-Paket zur Kraftstoff-Senkung

Zur Erreichung des Ziels – nebenbei will Renault in Europa zum Hersteller mit dem geringsten CO2-Ausstoß der Flotte avancieren – sollen nicht nur die seit langem angekündigten Elektroautos – auf diesem Gebiet wollen die Franzosen gar Weltmarktführer werden – beitragen, sondern vor allem besonders sparsame Verbrennungsmotoren. Den Anfang macht der Energy dCi 130 im Renault Scenic, und der Anfang ist kein schlechter.

Der Turbodiesel mit nur noch 1,6 Litern Hubraum und immerhin 95 kW/130 PS verbraucht im Vergleich zum gleichstarken und nun 300 Euro günstigeren 1.9 dCi 130 mit 4,4 Litern über einen Liter auf 100 Kilometern weniger als das hubraumstärkere Aggregat. Ein ganzes Paket von Maßnahmen trägt zum Minderverbrauch bei. Das nötige Know-How holten sich die Ingenieure von den Formel 1-Kollegen.

Vier Ventile pro Zylinder

Rund 20 Prozent spart der neue Renault Scenic ein Renault

So werden die Brennräume des seit 2006 konzipierten Aggregats ebenso optimal gefüllt wie der Zylinderkopf dank doppelten Wassermantels gekühlt wird. Zudem wurde die Reibung vermindert. Alles Elemente, die den Verbrauch senken und in der Königsklasse des Motorsports seit Jahren zum Einsatz kommen.

Zudem arbeiten nun vier statt zwei Ventile pro Zylinder, es gibt schnellere Ansprechzeiten bei niedrigen Drehzahlen (wichtig beim Anfahren ohne Gas geben zu müssen), eine geringere Verdichtung und einen höheren Einspritzdruck. Rund 20 Prozent Verbrauch und Ausstoß werden somit gegenüber dem 1.9 dCi eingespart. Insgesamt wurden im Vergleich zum Vorgänger-Selbstzünder 75 Prozent neue Komponenten eingesetzt.

Kein Lärm im Innenraum

In den Innenraum des Renault Scenic dringen kaum Geräusche Renault

Das Ergebnis kann sich sehen, aber nicht hören lassen. Denn die Dämmstoffe lassen Motorengeräusche nicht oder kaum in den Innenraum dringen. Dass unter der Haube ein Commonrail-Diesel arbeitet ist nicht vernehmbar und macht die Fahrt komfortabel. Dazu gehört auch, dass der mindestens 1505 Kilogramm schwere Familientransporter dank seiner 130 PS und einem Drehmoment von 320 Newtonmetern, die bei 1750 Umdrehungen pro Minute anliegen, sich mächtig ins Zeug legen kann. Innerhalb von 10,3 Sekunden wird schon die 100 km/h-Marke passiert.

Und keine Angst beim Gasgeben. Wer auf die Tube drückt und beim Erreichen des maximalen Drehmoments hochschaltet, fährt günstiger und verbrauchsärmer als diejenigen, die es betulich angehen lassen und nur langsam anfahren. Lieber ein bisschen mehr als sehr viel weniger, lautet die Devise.

Sparen im Schubbetrieb

Erstmals kommt auch ein Stopp-Start-System zum Einsatz Renault

Wer zudem genug Schwung hat kann den Wagen Richtung roter Ampel ausrollen lassen, dann wird im Schubbetrieb zum einen kein Kraftstoff benötigt, zum anderen auch Energie zurückgewonnen. An der Ampel selbst tritt – erstmals bei Renault - das Stopp-Start-System in Kraft und sorgt für weitere Einsparungen.

Sicher kann der Scenic ständig bis Tempo 195 km/h gepeitscht werden, doch viel Zeitersparnis bringt das auch nicht gegenüber einer besonnenen Fahrweise. Dafür spart die vorausschauende Fahrweise nicht nur Kraftstoff ein, sondern schont auch die Nerven.

Start bei 25.500 Euro

Bevor Nerven und Umwelt geschont werden können, müssen mindestens 25.500 Euro für die Version "Dynamique" ausgegeben werden. Die Topvariante "Luxe" beginnt bei 28.600 Euro. Wer kein so großes Auto mit dem neuen Diesel fahren möchte, muss sich bis zum nächsten Jahr gedulden. Dann hält der Energy Einzug in die Megane-Baureihe – damit die hoch gesteckten Ziele auch schnell erfüllt werden.

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Thomas Flehmer
Der diplomierte Religionspädagoge arbeitete neben seiner Tätigkeit als Gemeindereferent einer katholischen Kirchengemeinde in Berlin in der Sportredaktion der dpa. Anfang des Jahrtausends wechselte er zur Netzeitung. Seine Spezialgebiete waren die Fußball-Nationalelf sowie der Wintersport. Ab 2004 kam das Autoressort hinzu, ehe er 2006 die Autogazette mitgründete. Seit 2018 ist er als freier Journalist unterwegs.

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