Range Rover Evoque: Scharfer Nachwuchs

Ab Mitte September

Range Rover Evoque: Scharfer Nachwuchs
Der Range Rover Evoque hat viel zu bieten, kostet aber auch viel. © Range Rover

Mit dem Range Rover Evoque betritt Land Rover das Segment der Kompakt-SUV. Rund 20.000 Vorbestellungen weltweit liegen für das Premium-Fahrzeug vor dem Marktstart vor. Die ersten Testfahrten verdeutlichten, dass der Vertrauensvorschuss des Baby-Range sich auszahlen wird.

Von Thomas Flehmer

Von Victoria Beckham war weit und breit keine Spur. Das ehemalige Spice-Girl und Frau von Starfußballer David Beckham hatte noch vor Jahresfrist bei der ersten öffentlichen Vorstellung vor dem Range Rover Evoque posiert und war als Designerin im Gespräch. In den USA hat sich die äußerst schlanke Beckham als Designerin schon einen Namen gemacht, doch trotz des großen Auflaufs blieb ihr die Handanlegung beim Evoque verwehrt.

Bruch mit Traditionen

In der "Alten Welt" ist man gewillt zu sagen "Zum Glück", denn auch ohne die Mithilfe der 37-Jährigen ist der kleinste Range Rover auffallend scharf ausgefallen und bricht mit den Traditionen des britischen Herstellers. Erstmals kommt ein SUV, das das ansonsten gewohnt klobige Gewand abgelegt hat. Die nunmehr sechste Baureihe der britischen Marke ist ganz auf Lifestyle – sprich neben den Bestandskunden auf neues und auch junges Klientel – ausgerichtet.

Während Range Rover oder Discovery eher kastenförmig herumfahren, gibt sich der Evoque, der als Drei- und Viertürer erhältlich ist, betont schnittig. Besonders die stark abfallende Dachlinie beim Coupé genannten Dreitürer besitzt Verve. Beim Viertürer ist die abfallende Linie nicht ganz so stark, dafür gewinnen die Personen auf den hinteren Plätzen mehr Kopffreiheit und der Kofferraum rund 100 Liter mehr Volumen.

Kürzer als der Opel Astra

Das Heck des Range Rover Evoque polarisiert Land Rover

Neben der Dachlinie polarisiert auch das Heck des Evoque, der 2008 in Detroit als Studie LRX debütiert hatte, mit einem Mix aus Ecken und Rundungen. Es wird nicht jedem gefallen, hat aber auf alle Fälle einen gewissen Charme. Aber das ist eigentlich nichts Neues bei Range Rover. Trotz der stilistischen neuen Merkmale ist der Evoque als reiner Range Rover erkennbar, allein schon durch den Frontabschnitt. Dort reiht sich das kleinste und leichteste Familienmitglied, das in Konkurrenz zum BMW X1 und Audi Q5 begibt, ein.

Auch im Innenraum wird man gleich in der luxuriösen Range Rover-Welt empfangen. Ledersitze, Lederverkleidungen, eine stattliche Mittelkonsole mit leicht bedienbaren Schaltern und Instrumenten – das sieht nicht nur elegant aus, es lässt sich auch so leben. Vorne fühlen sich die Insassen sehr wohl und das nicht erst, wenn der vom Jaguar XF bekannte Drive Select nach dem Starten hochfährt. Die Sitze sind gut konturiert und trotzdem bequem. Auch hinten gibt es genügend Beinfreiheit und Platz. Dabei ist der Evoque mit 4,35 Metern sieben Zentimeter kürzer als ein Opel Astra.

Eingeschränkte Sicht nach hinten

Der Innenraum ist typisch für einen Range Rover Land Rover

Auch der Einstieg beim Dreitürer kann ohne Beulen oder Kratzer gelingen und trotz der abfallenden Dachlinie bleibt genügend Sitzkomfort, auch wenn die Aussicht durch das kleine Fenster ein wenig beschränkt ist. Das geht auch dem Fahrer so, der durch das Heckfenster den nachfolgenden Verkehr beobachten möchte. Land Rover hat dafür sehr große Außenspiegel installiert, die für 400 Euro mit einem Totwinkel-Assistenten bestückt werden können. Und wer ganz sicher gehen möchte, legt weitere 810 Euro für die Park Distance Control und die Rückfahrkamera auf den Tisch, damit der zwischen 1595 und 1710 Kilogramm schwere Evoque vor Schäden bewahrt bleibt.

Ohne jegliche Schäden geht die Fahrt vonstatten. Dank eines glänzenden Fahrwerks und einer bei richtigem Luftdruck sehr gut funktionierenden Lenkung entpuppt sich der Evoque als äußerst komfortables Reisemobil. Wie bei Land Rover traditionell sind auch die Geländeeigenschaften vollauf gegeben. Auf den ersten Testfahrten durch Matsch und Schlamm punktete das Kompakt-SUV vollauf.

Kräftiger Diesel als Volumenmotor

Der Range Rover Evoque ist voll geländetauglich Range Rover

Dank des so genannten Terrain Response-System kann der Evoque für jeden Untergrund präpariert werden, stark geneigte Abfahrten bremst das System automatisch ein, der Fahrer brauch nur noch lenken. Die große Bodenfreiheit und die guten Böschungswinkel machen aus der anspruchsvollen Geländefahrt fast schon einen Spaziergang.

Auf der Straße wiederum spielt der 2,2 Liter große Turbodiesel seine Kraft aus. Der Kooperationsmotor von Ford und PSA Peugeot Citroen mit 140 kW/190 PS wird laut Land Rover zum Volumenmodell avancieren. Bei 1750 Kurbelwellenumdrehungen anliegende 420 Newtonmeter Drehmoment sorgen in Verbindung mit der Sechsgang-Wandlerautomatik von ZF für einen Sprint bis zur 100 km/h-Marke in 8,5 Sekunden. Die Schaltvorgänge bleiben dabei fast unbemerkt. Bis zu 195 km/h zieht der Evoque hoch, ehe ihn die Kräfte verlassen. Rund 6,5 Liter soll der kleinste Range dabei nur verbrauchen und avanciert damit zum verbrauchsärmsten Fahrzeug der Marke.

Coupé 1000 Euro teurer als Viertürer

Das Range Rover Evoque Coupé kostet 1000 Euro mehr Land Rover

Insgesamt 20.000 Kaufanträge sind weltweit schon vor dem Marktstart eingegangen. Land Rover rechnet damit, dass sich 90 Prozent aller Käufer in Deutschland ab dem 16. September für den Diesel entscheiden werden, der größte Teil von ihnen für den potenten Selbstzünder mit 190 PS. Dreiviertel aller Kunden wird zudem den Viertürer dem Coupé vorziehen, das heißt, sie müssen mindestens 37.700 Euro auf den Tisch legen. Da die meisten zudem noch die höheren Ausstattungsvarianten bevorzugen, steigt der Preis weiter an. Das Coupé verfügt zwar über zwei Türen weniger, ist aber 1000 Euro teurer, da hier für das noch extremere Design hinzukommt und damit viel Prestige.

Der ab März 2012 zur Verfügung stehende Einstiegsdiesel, der nur mit Frontantrieb ausgestattet ist, startet bei 33.100 Euro. Und irgendwann, so heißt wird Victoria Beckham dann doch beim Evoque auftauchen. Es heißt, dass eine Sonderserie aufgelegt werden könnte. Spicy wäre ein passender Name.

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Thomas Flehmer
Der diplomierte Religionspädagoge arbeitete neben seiner Tätigkeit als Gemeindereferent einer katholischen Kirchengemeinde in Berlin in der Sportredaktion der dpa. Anfang des Jahrtausends wechselte er zur Netzeitung. Seine Spezialgebiete waren die Fußball-Nationalelf sowie der Wintersport. Ab 2004 kam das Autoressort hinzu, ehe er 2006 die Autogazette mitgründete. Seit 2018 ist er als freier Journalist unterwegs.

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