Von den blauen Olivenbäumen zum Dolce Vita

Auf den Wegen der Mille Miglia

Von den blauen Olivenbäumen zum Dolce Vita
Mit dem Porsche 911 auf der Suche nach dem Dolce Vita © AG/Flehmer

Michael Kröher und Wolfgang Groeger-Meier haben sich erneut auf den Weg gemacht. Nachdem zunächst den Spuren der französischen Route Nationale 7 gefolgt wurde, machte sich das Duo auf die Suche nach dem italienischen Lebensgefühl.

Goethe war der Vorreiter. Spätestens seit der große deutsche Dichter Italien per Kutsche bereist hatte, avancierte das Land auf der Appenin-Halbinsel zum Urlaubsort für viele Nachfolger – gar zum „Sehnsuchtsort“, wie es Michael Kröher und Wolfgang Groeger-Meier in ihrem neuen Buch „Tausend Meilen Dolce Vita – Eine Rundfahrt durch das Land der Lebensfreude“ beschreiben. Nachdem sich der Journalist und der Fotograf zuvor auf der Route Nationale 7 von Paris nach Südfrankreich auf die Suche nach den blauen Olivenbäumen gemacht hatten, wollte das Duo nun auf den tausend Meilen der legendären Rallye Mille Miglia das berühmte Dolce Vita, das süße Leben, erkunden.

Diente in Frankreich für die Erkundung ein betagter Opel Kapitän als fahrbarer Untersatz, so wurden die tausend Meilen mit einem 130 PS starken Porsche 911 aus dem Jahr 1966 angegangen. Anders als die Rallyefahrer nahmen sich der Journalist Kröher und der Photograf Groeger-Meier heraus, die Wege der traditionellen Strecke auch mal zu verlassen und abseits der befahrenen Wege das süße Leben zu erfahren.

Essen, Kultur, Auto

Traditionell gestartet wurde in Brescia. Über den Gardasee, Verona und Ostküste Italiens geht es bis nach Rom. Von dort aus über Siena, Bologna und Parma an der Westküste wieder hoch nach Brescia. Allein die Namen stacheln die Sehnsucht an. Und die Bilder von Groeger-Meier verstärken diesen Faktor um ein Mehrfaches.

Neben den verschiedenen Sorten Gelatti und als Wegzehrung dürfen natürlich Abstecher wie in den berühmten Weinort Soave nicht fehlen, um rein kulinarisch das Dolce Vita zu erschmecken. Aber auch die kulturelle Note wie der Besuch der Fondazione Bisazza mit ihren zumeist überlebensgroßen Ausstellungsstücken. Und natürlich liegt zum Ende der Strecke auch die Region, in der sich Italiens Autobauer vor Jahrzehnten niedergelassen haben – egal ob nun Ferrari, Maserati, Lamborghini oder die Motorroller-Schmiede von Vespa.

Sehnsucht nach dem leichten Lebensgefühl

Doch die Erkundungen der kulturellen und automobilen Güter ist das eine. Die Menschen und die Lebensart, das Leben selbst, das sich häufig erst spätabends auf den einzelnen Plätzen der verschiedenen Orte entfaltet, ist es, das den Leser mitnimmt auf die Reise und dabei selbst Sehnsüchte nach dem leichten Lebensgefühl hervorruft. Und der 50 Jahre alte Porsche war in dem automobilverrückten Land auch häufig ein Türöffner zum Dolce Vita.

Wie in ihrem ersten Buch „In die Sonne, in die Ferne“ unterbrechen Kröher und Groeger-Meier ihre Reise durch zahlreiche Exkurse zur Geschichte, Politik und Wirtschaft Italiens. Und gerade die derzeitige soziale Lage bringt es mit sich, dass viele Einwohner bei der Frage nach dem Dolce Vita höhnisch auflachen, weil sie es sich nicht leisten können. „Glaubt mir, das Dolce Vita ist so ziemlich das Letzte, worüber ich nachdenke“, sagt ein Elektroingenieur, der nicht nur an den Unterhaltszahlungen leidet.

Dolce Vita als köstliches Dessert

Doch die beiden Autoren durften auf ihrer fast dreiwöchigen Reise das Dolce Vita genießen, „mehr oder weniger fast täglich.“ Für Kröher und Groeger-Meier ließ sich das süße Leben „aber nicht bestellen oder programmieren; es taucht auf und will dann so genommen werden, wie es sich im jeweiligen Moment gerade darstellt. Als ein köstliches Dessert oder als ein dramatisch beleuchteter Wolkenturm über den Hügeln der Toskana.“ Man müsse sich nur bewegen und Augen und Ohren offenhalten, um dieses Gefühl zu spüren – und dann zu genießen. (AG/TF)

(Michael Kröher/Wolfgang Groeger-Meier: Tausend Meilen Dolce Vita - Eine Rundfahrt durch das Land der Lebensfreude; Corso-Verlag; Hardcover; 192 Seiten; 26.90 Euro)

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Thomas Flehmer
Der diplomierte Religionspädagoge arbeitete neben seiner Tätigkeit als Gemeindereferent einer katholischen Kirchengemeinde in Berlin in der Sportredaktion der dpa. Anfang des Jahrtausends wechselte er zur Netzeitung. Seine Spezialgebiete waren die Fußball-Nationalelf sowie der Wintersport. Ab 2004 kam das Autoressort hinzu, ehe er 2006 die Autogazette mitgründete. Seit 2018 ist er als freier Journalist unterwegs.

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