Piaggio Medley 125: Souverän in fast jedem Terrain

Überzeugender Roller

Piaggio Medley 125: Souverän in fast jedem Terrain
Die Piaggio Medley 125 macht einen guten Eindruck. © Piaggio

Piaggio bringt mit der Medley 125 einen neuen Roller auf den Markt. Was die Italiener mit ihrem neusten Modell anzubieten haben, zeigt unser Fahrbericht.

Medleys sind in der Terminologie der Unterhaltungsmusik Stücke, die aus mehreren unterschiedlichen Titeln eines Musikverlages bestehen und die fließend ineinander übergehen. Ob man beim italienischen Rollerhersteller Piaggio bei der Namensgebung seines neuesten Großradrollers musikalische Inspiration zu Hilfe genommen hat, ist nicht bekannt.

Klar ist dagegen, dass der Medley den Raum ausfüllt, der zwischen dem in diesem Winter vorgestellten, kleineren Liberty 125 und dem deutlich größeren und schwereren Beverly klaffte – und in dem sich der seit Jahrzehnten höchst erfolgreiche Honda SH 125 breit gemacht hat. Ihm will Piaggio mit dem neuen Medley 125 entgegentreten und hat den Newcomer deshalb mit allen Finessen ausgestattet, die in dieser Klasse zugkräftig sind.

Gelungenes Paket

Es sind bei 125er Rollern weniger die Technik-Features, die Interessenten zu Käufern werden lassen; eine größere Rolle spielt das Gesamtpaket aus Gefallen, Praktikabilität und Fahreigenschaften. Insofern darf man den Medley nach dem ersten Fahrtag in der südlichen Toskana als ausgesprochen gelungen bezeichnen: Er schmeichelt mit gelungenen Proportionen, schönen Farben und netten Details den meisten Augen, bietet Platz in Hülle und Fülle und fährt sich insgesamt vorzüglich.

Die 100 Testkilometer über verwinkelte Innerortssträßchen, zügig zu durchfahrende Überlandstraßen und gewundene Bergrouten samt miserablen Schotterpassagen offenbarten, dass der Medley unter allen genannten Umstände souverän zu bewegen ist: Die Abstimmung der Federung ist gut gewählt, so dass sie selbst bei üblen Verhältnissen nicht durchschlägt. Genauso gut gefällt die Handlichkeit des 132-Kilo-Scooters, und selbst mit beträchtlicher Schräglage durcheilte Kurven führen beim Piloten nicht zu Unwohlsein.

Zum Wohlfühlprogramm des Fahrers trägt auch das brandneue Bosch-Zweikanal-ABS vom Typ 10.0 bei. Es spricht bestens an und regelt vorzüglich. Beim Fahrtest rund um Monte Argentario hat es in einer Kurve an einem Zebrastreifen einen ansonsten sicheren Sturz verhindert. Das ABS ist beim Medley serienmäßig verbaut.

Unterschiedliche Rädergrößen

Die Räderpaarung von 16 Zoll vorne und 14 Zoll Raddurchmesser hinten ist gut gewählt: Fahrdynamisch passt sie bestens. Erstmals ist es den Piaggio-Entwicklern zudem gelungen, das Staufach eines Großradrollers so voluminös zu gestalten, dass tatsächlich zwei Vollvisierhelme darin Platz finden. Die große Sitzbankklappe öffnet weit, so dass das Beladen leicht fällt.

Trotz der Homologation nach der neuen Emissionsnorm Euro 4, die der Medley als erster Roller seiner Klasse absolviert hat, ist er ein durchaus munterer Geselle. Erstmals verwendet Piaggio in ihm den neuen i-get-Einzylindermotor, der mit Vierventil-Zylinderkopf ausgerüstet ist (der Liberty-i-get muss mit drei Ventilen vorlieb nehmen). Lohn ist eine mit 12 (statt 11) PS etwas höhere Leistung, aber außerdem dreht das Triebwerk auch schneller hoch. Die Kombination aus Motor und CVT-Riemengetriebe arbeitet tadellos. Je nach Topographie und Temperament des Fahrers darf man mit kaum über 2 bis maximal 3 Litern pro 100 Kilometer rechnen; der Sieben-Liter-Tank ist insofern absolut ausreichend.

Gutes Start-Stopp-System

Piaggio Medley
Bietet gute Fahrleistungen, die Piaggio Piaggio

Dass die Fahrleistungen nicht gerade überbordend ausfallen, ist angesichts der Maximalleistung keine Überraschung. Für entspanntes Mitschwimmen im Verkehr bis hin zu etwa 90 km/h reicht sie aber aus. Sehr gut und ohne das lästige Startergeräusch funktioniert die von Piaggio selbst entwickelte Start-Stopp-Automatik; wer sie deaktivieren will, braucht nur einen Knopf rechts am Lenker zu betätigen.

Auch sonst ist die Bedienung des Medley einfach: Die Sitzbankklappe öffnet ebenfalls auf Knopfdruck, die Schalter für Licht und Blinker sind ergonomisch gut gestaltet. Das Instrumentarium ist einwandfrei ablesbar und spiegelt auch bei Sonneneinstrahlung nicht unziemlich. Gut sind auch die Platzverhältnisse für den Fahrer; vorteilhaft gestaltete Trittbretter verhelfen auch kleiner gewachsenen Personen zu sicherem Stand.

Mit 3390 Euro inklusive der Liefernebenkosten ist der Medley 125 rund 200 Euro günstiger als der Honda SH 125 und damit zu einem fairen Preis zu haben; er wirkt in allen Details ebenfalls wertig und stellt mit seinen Wartungsintervallen von 10.000 Kilometern keine großen Serviceansprüche. Insofern sieht alles danach aus, als wäre es Piaggio gelungen, mit dem Medley 125 eine Erfolg versprechende Melodie komponiert zu haben. (SP-X)

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