Der Peugeot Expert Tepee Vagabond ist eine Mischung aus Transporter und Campingmobil. Mit dem über fünf Meter langem Dickschiff können aber selbst Fürsten dem grauen Alltag entfliehen.
Von Thomas Flehmer
Fred Bertelsmann hätte seine Freude gehabt. Der Schlagersänger aus der Wirtschaftswunder-Zeit erhöhte in den 50er Jahren das Vagabundendasein, in dem er vocal durch Südeuropa trampte und die hiesigen Schönheiten gleich reihenweise vernaschen konnte. Gut 60 Jahre später hätte Bertelsmann noch lauter lachen können, denn die früher eher beschwerliche Reise in sonnige Gegenden ist heute natürlich einfacher, vor allem, wenn man sein Dach über dem Kopf hat.
Flotte Beschleunigung
Doch während viele Wohnmobile nicht unbedingt über eine hohe Leistung verfügen, könnte Bertelsmann nun auf den Peugeot Expert Tepee zurückgreifen, der eine Mischung aus Campingfahrzeug und Pkw oder Kleintransporter ist. Dank eines 2,0 Liter großen Dieselmotors mit 120 kW/163 PS geht es mit dem 5,15 Meter langen Dickschiff recht flott über den Asphalt.
Eine Beschleunigung von 12,7 Sekunden von 0 bis 100 km/h ist für den knapp 2,1 Tonnen schweren Vagabunden recht ansehnlich. So kann auch der Alltagsverkehr recht gut bewältigt werden, wenn nicht die Suche nach einem Parkplatz wäre, die sich angesichts der Maße etwas schwieriger gestaltet als bei einem 107.
Campingatmosphäre im Innenraum
Und auch der Aufenthalt im Innenraum gestaltet sich anders. Während der Fahrt dringen die Motorengeräusche vernehmlich nach innen. Gespräche werden zwar nicht nachhaltig gestört, doch die Atmosphäre eines Campingurlaubes ist doch ziemlich greifbar.
Intensiviert werden die Gefühle durch diverse Klappereien an verschiedenen Stellen sowie das nicht immer leichte Einlegen des gerade geeigneten Ganges. Wer aber Camping genießt, kann bereits bei der Anfahrt die Vorfreude spüren. Beim Zwischenhalt kann auf einer Schiene im Mittelgang ein Klapptisch eingerichtet werden, so dass die Zwischenmahlzeit auf den bequemen Sitzen eingenommen wird.
Zwei Schlafplätze
Am Zielort angekommen kann der Urlaub recht schnell beginnen, wenn bestimmte Voraussetzungen erfüllt werden. Zwei Schlafplätze für theoretisch vier Personen sind im Innern versteckt. Zum einen kann die Rückbank in ein dreigliedriges Bett verwandelt werden. Dann sollten etwas dickere Unterlagen gewählt werden, ansonsten drücken die Gliedmaßen nicht nur den Rücken. Zudem ist die Rückbank recht hart. Zum anderen kann das Dach hochgeschoben werden mit einem eigentlich einfachen Mechanismus, wenn es auch eine Anleitung auf deutsch gäbe. Wer nicht fließend französisch spricht, schafft es trotzdem irgendwann, das Dach anzuheben, es dauert halt beim ersten Mal etwas länger.
Durch eine kleine Einstiegsluke landet man dann auch einer etwas schmaleren, durchgängigen Matratze, auf der es sich bequemer liegen lässt. Dann sollten die Temperaturen in der Nacht aber den Gefrierpunkt überschritten haben, da die Schlafgäste an den Stoffseitenwänden des Klappdaches liegen, die nicht nur frische, sondern dann auch sehr kalte Luft in das Wageninnere lassen. Und die Standheizung kann dann nicht bemüht werden, weil die Lautstärke des Aggregates den ganzen Campingplatz strammstehen lässt – und mit der Ruhe wäre es dann vorbei.
Wohin mit dem Gepäck?
Allerdings ist die Ruhe auch gefährdet, wenn mehr als zwei Personen die Schlafgelegenheiten nutzen. Es ist dann doch arg begrenzt, zumindest für ältere Frischluftliebhaber. Zudem muss das Gepäck, das von Beginn an nicht allzu üppig ausfallen darf, auf den Fahrersitzen untergebracht werden oder – falls auf das im Kofferraum optional befindliche Küchenelement mit Spüle und Arbeits- und Kochplatte verzichtet wurde, im hinteren Teil des Fahrzeugs. Denn wenn die Betten aufgeklappt sind, ist trotz zahlreicher und sinnvoller Ablageflächen kaum noch Platz für irgendwelche Taschen vorhanden. Also gehört bei mehr als zwei oder drei Erwachsenen ein weiteres Zelt zur Ausstattung dazu, entweder, um dort selbst zu nächtigen oder das Gepäck unterzubringen.
Für den Urlaub mit dem Surfbrett oder Fahrrädern zu zweit ist der Vagabund gut geeignet, wenn ein wenig Abenteuerromantik die Reise umgeben soll. Dabei ist die Topvariante der langen Version und dem Topdiesel der kleinen Maschine mit lediglich 88 kW/ 120 PS vorzuziehen. Mindestens 40.180 Euro kostet dann der Aufpreis für die nächtlichen Freuden nach einem Tag auf dem Surfbrett oder auf den Spuren von Fred Bertelsmann, um kostenlos in Spanien Wein zu erhalten, Fürsten aus dem grauen Alltag entfliehen zu helfen oder eine bunte Welt zu erleben.