Peugeot 508: Größe ist nicht alles

Flaggschiff in der Mittelklasse

Peugeot 508: Größe ist nicht alles
Der Peugeot 508 SW kommt am 12. März in den Verkauf © Peugeot

Peugeot hat den 407 und 607 aussortiert. Der neue 508 verfügt nicht über die zahlreichen technischen Assistenten wie bei manchen deutschen Herstellern, das neue Flaggschiff bietet dafür einen günstigen Einstieg in die Mittelklasse.

Von Thomas Flehmer

Böse Zungen behaupten, dass es kein Zufall ist, dass Peugeots Abschied von der Oberklasse in die Regentschaft von Nicolas Sarkozy fällt. Der französische Staatspräsident ist von der Statur eher kleiner gewachsen und würde sich in einer Staatskarosse der Oberklasse verlaufen. Für den Politiker wäre daher der neue 508, der zugleich den 407 und das bisherige Flaggschiff 607 ersetzt, ein ideales Gefährt.

Eleganter Kühlergrill statt Löwenmaul

Die Front ist dabei von dem im letzten Jahr vorgestellten noblen Konzeptfahrzeug SR-1 abgeleitet worden. Das ehemals große Löwenmaul ist einem schmaleren Kühlergrill gewichen. Der neu gestalte Peugeot-Löwe prangt auf dem vorderen Teil der Motorhaube. Wem das nicht reicht, kann darunter auf dem Kühlergrill erkennen, dass es sich um einen Peugeot handelt. Der Schriftzug auf den oberen Streben macht einen unauffälligen, aber eleganten Eindruck. Rechts daneben prangt noch die genaue Modellbezeichnung am Gitter.

Die Scheinwerfer sind nach hinten gezogen, die Dachlinie fällt bei der Limousine coupéhaft ab, bei der besonders in Deutschland sw genannten Kombiversion hält sich das Abflachen zum Heck in Grenzen. Der 508 reiht sich dabei unauffällig in die Passatklasse ein ohne groß aufzufallen. Doch die anvisierte Zielgruppe über 50 Jahre mag es auch eher eleganter in den 4,79 Meter langen Limousinen oder den um zwei Zentimetern längeren Kombis.

Massage für den Fahrer

Der Peugeot 508 verfügt über einen übersichtlichen Innenraum Peugeot

Die Eleganz setzt sich auch im Innenraum fort, vor allem mit den serienmäßigen Ledersitzen in den beiden obersten Ausstattungsvarianten Allure und GT, bei denen der Fahrersitz auch eine Massagefunktion besitzt. Zudem sind die Sitzflächen länger ausgefallen als sonst von französischen Sitzen gewohnt. Man kann sich also wohlfühlen.

Die Instrumente sind übersichtlich gestaltet, die Mittelkonsole nicht so mit Knöpfen und Schaltern übersät wie beim 407, bei dem selbst erfahrene Piloten ihre Schwierigkeiten gehabt hätten. Der Bildschirm des Navigationssystems ist allerdings so konzipiert, dass beim ersten Sonnenstrahl die Sichtbarkeit gegen Null tendiert. Vor allem dann, wenn die elektrische Jalousie zurückgefahren wird und das ab der zweiten Ausstattungsversion Active serienmäßige Panoramaglasdach die Sicht zum Himmel freigibt.


Automatische Parklückenausmessung

Eine Einparkhilfe ist beim Peugeot 508 SW recht sinnvoll Peugeot

Recht sinnvoll ist auch der Einsatz der Einparkhilfe, da besonders die Sicht nach hinten durch die Fensterkonstruktion zwischen B- und C-Säule äußerst knapp ausgefallen ist. Auch der Blick durch das Heckfenster ist aufgrund der Schräge nicht ganz optimal.

Bei dem 350 Euro teuren System, das nur für die beiden höheren Varianten angeboten wird, ist zudem ein Parklücken-Assistent dabei, der die parkende Fläche ausmisst und dem Fahrer Bescheid gibt, ob das Auto hineinpasst oder nicht. Vor der Heckscheibe stehen zwischen 560 und 1598 Liter Kofferraumvolumen beim SW und bis zu 1381 Liter bei der Limousine zur Verfügung. Genug, um eine Reise mit mehreren Personen anzutreten.

Komfortables Fahrwerk

Die Limousine des Peugeot 508 ist zwei Zentimeter kürzer als die Kombiversion Peugeot

Zum Start in den Urlaub oder in den Alltag stehen zwei Benziner und vier Diesel bereit. Neben dem Einstiegs-Benziner mit 88 kW/120 PS wird der ebenso große 1,6 Liter-Motor mit 115 kW/156 PS aus der Kooperation mit BMW angeboten, den Peugeot unter den Ottomotoren als Volumenmodell erachtet. Mit einem Sprintvermögen von 8,6 Sekunden und einer Höchstgeschwindigkeit von 224 km/h ist der 508 damit ausreichend ausgestattet. 6,4 Liter soll das neue Flaggschiff auf 100 Kilometern dabei verbrauchen. Die Fahrt selbst gestaltet sich angenehm. Der bis zu 1,6 Tonnen schwere Mittelklässler liegt gut auf der Straße und bügelt Unebenheiten komfortabel aus ohne dabei die französischen Chaiselonguetugenden vergangener Jahrzehnte zu unterstützen.

Während sich der Ottomotor recht spritzig gibt, geht es mit dem 1.6 l e-HDi FAP mit Stopp-Start-System zäher zu. Knappe zwölf Sekunden dauert es, bis die 100 km/h-Marke passiert wird, es wirkt etwas langatmig. Umso besser funktioniert das automatische Ab- und Anschalten an der Ampel. Und eine Höchstgeschwindigkeit von 197 km/h ist ebensowenig zu verachten wie der Verbrauch von 4,4 Litern.

Genügend Platz für Carlas Beine

Auch die Limousine des Peugeot 508 verfügt über 500 Liter Kofferraumvolumen Peugeot

Ganz erfreulich ist aber der Preis von 23.050 Euro für den Einstiegsbenziner mit 88 kW/120 PS, die Kombiversion beginnt bei 24.100 Euro. Der Basisdiesel mit dem Stopp-Start-System kostet schon 24.950 Euro. Trotz des Fehlens von Fahrassistenzsystemen wie den Abstandstempomaten, der unter anderem im 3008 schon arbeitet, ist der 508 von Anfang an gut ausgestattet und kostet somit nicht viel mehr als ein gleich motorisierter Golf.

Monsieur Sarkozy würde wohl eher die Topvariante 508 GT HDi FAP mit 2,2 Litern Hubraum und 150 kW/204 PS wählen, für den immerhin schon mindestens 37.650 Euro gezahlt werden müsste. Doch sparen muss auch der oberste Mann im Staat. Und trotz des Verzichts auf die Oberklasse hätten die langen Beine der First Lady auch im Fond des 508 genügend Platz.

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Thomas Flehmer
Der diplomierte Religionspädagoge arbeitete neben seiner Tätigkeit als Gemeindereferent einer katholischen Kirchengemeinde in Berlin in der Sportredaktion der dpa. Anfang des Jahrtausends wechselte er zur Netzeitung. Seine Spezialgebiete waren die Fußball-Nationalelf sowie der Wintersport. Ab 2004 kam das Autoressort hinzu, ehe er 2006 die Autogazette mitgründete. Seit 2018 ist er als freier Journalist unterwegs.

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