Schweißperlen im Elektroauto bei ADAC eRallye

Königsetappe über 148 Kilometer

Schweißperlen im Elektroauto bei ADAC eRallye
Nissan Leaf vor dem Start auf dem Waltherplatz in Bozen. © AG/Flehmer

Am zweiten Tag der ADAC eRallye Südtirol mussten die Elektrofahrzeuge Höchstarbeit verrichten. Letztendlich schafften alle Teams auf der längsten Etappe die 148 Kilometer über die Dolomiten.

Von Thomas Flehmer

Die Reichweite ist bei Elektrofahrzeugen das Argument für oder gegen den alternativen Antrieb. Viele Kunden scheuen neben dem hohen Einstiegspreis den Kauf eines Elektroautos aus Angst, auf der Strecke liegen zu bleiben. In der Stadt ist die Reichweite für die meisten aller Personen kein Thema. Schwieriger wird es für Pendler, die außerhalb des urbanen Arbeitsraumes wohnen.

Keine Reichweitenängste beim Opel Ampera

Die Königsetappe der von ADAC und Südtirol Marketing Gesellschaft (SMG) veranstalteten eRallye Südtirol von Bozen über Wolkenstein, Grödnerjoch, Sellajoch nach Bozen zurück könnte die Ängste vertreiben. Knapp 148 Kilometer mussten die 19 Teams am Montag zurücklegen und konnten dabei neue Erfahrungen mit der Elektromobilität machen. Ziemlich cool findet Melanie Baltheiser, die die zweite Etappe mit einem Smart Electric Drive absolvierte. "Es ist super leise und man kann es lässig angehen lassen", sagt die 24 Jahre alte Jura-Studentin aus München, "es macht einfach Spaß, zu versuchen, mit sparsamer Fahrweise die Batterie wieder aufzuladen."

In Wolkenstein wurden die Fahrzeuge während der Mittagspause wieder aufgeladen. Allerdings fällt die Mittagspause auf der Rallye länger aus, da drei Stunden für den Ladevorgang der 19 Fahrzeuge vorgesehen sind, um nicht irgendwann liegen zu bleiben. "Wir wussten, dass wir zum Abendessen wieder zurück sein würden", sagt Sabine Langer. Die Düsseldorferin hat gut lachen, war sie doch mit einem Opel Ampera unterwegs. Das Fahrzeug hat einen so genannten Range Extender an Bord. Wenn der Akku leer ist, schaltet sich ein Benzin-Motor ein, der als Generator fungiert und Strom für die Batterie produziert.

Kompromiss zwischen Rekuperation und Fahrspaß

Einzelne Fahrer von Smart, Nissan Leaf und Peugeot iOn, die sich mit dem Elektromotor und somit begrenzter Reichweite begnügen müssen, hatten hingegen vor dem Start zur Königsetappe "Schweißperlen vor der Stirn". Deren Reichweite liegt zwar bei um die 150 Kilometer, doch auf dem Weg in die Dolomiten nimmt die Reichweite überproportional ab, ehe bergab per Rekuperation die Akkus wieder aufgeladen werden können. Aber der Weg zum Gipfel muss erst einmal geschafft werden, ehe die Schweißperlen abgewischt werden können.

Als „gewöhnungsbedürftig beschreibt Sabine Langer deshalb den alternativen Antrieb. "Es ist ein Kompromiss zwischen Rekuperation und Spaß", sagt die passionierte Kart- und Motorradfahrerin, die PS-stärkeren Fahrzeugen den Vorzug erteilt. "Ich mag es lieber ein bisschen sportlicher."

Elektroaustos wecken Spieltrieb

Den hat Matthias Bühler auch mit Elektroautos. "Sie wecken den Spieltrieb", sagt der Marketingmanager eines Unternehmens für Wärmepumpen. "Den Anzug und die Geschwindigkeit würde ich gerne mal unter Voraussetzungen ausprobieren, bei denen man nicht unter Sparzwang steht, um den Fahrspaß länger genießen zu können." Doch ums Sparen geht es bei der Rallye in Südtirol nun mal. Die fünf Etappen sollen mit einem möglichst geringen Energieverbrauch bewältigt werden.

Auf der ersten Etappe stellte sich das jüngste Team aller Teilnehmer am geschicktesten an. Die beiden Fahrer sind gerade mal 18 und 19 Jahre alt und wollen "die Zukunft erfahren". Die Premiere war für die beiden sehr geglückt. Doch auch die anderen Teams haben sich auf die Elektrofahrzeuge eingestellt. Die Königsetappe beendeten alle Fahrzeuge auf dem Waltherplatz in Bozen - und immer noch mit genügend Akkuleistung für viele Kilometer.

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Thomas Flehmer
Der diplomierte Religionspädagoge arbeitete neben seiner Tätigkeit als Gemeindereferent einer katholischen Kirchengemeinde in Berlin in der Sportredaktion der dpa. Anfang des Jahrtausends wechselte er zur Netzeitung. Seine Spezialgebiete waren die Fußball-Nationalelf sowie der Wintersport. Ab 2004 kam das Autoressort hinzu, ehe er 2006 die Autogazette mitgründete. Seit 2018 ist er als freier Journalist unterwegs.

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