«Opel ist das Borussia Dortmund der Autoindustrie»

Opel-Vertriebschef Matthias Seidl

«Opel ist das Borussia Dortmund der Autoindustrie»
Matthias Seidl ist Vertriebschef von Opel in Deutschland. © Opel

Opel hat im September mit einem Marktanteil von 7,8 Prozent den besten Wert der vergangenen 16 Monate erzielt. Deutschland-Vertriebschef Matthias Seidl spricht im Interview über Ziele, neue Modelle und die Elektromobilität.

Der Autobauer Opel konnte im September mit einem Absatzplus von über 13 Prozent und einem Marktanteil von 7,8 Prozent den besten Wert seit 16 Monaten erzielen. «Ein Turnaround beginnt immer damit, das Geschäft zu stabilisieren – und diese Aufgabe absolvieren wir erfolgreich», sagte Deutschland-Vertriebschef Matthias Seidl im Interview mit der Autogazette.

«Unser Ziel war es, den Abwärtstrend zu stoppen»

Nach den ersten neun Monaten dieses Jahres zeigt sich Seidl mit dem bisherigen Geschäftsverlauf zufrieden. Wie der Vertriebschef betonte, könne der Marktanteil grundsätzlich immer besser sein. «Doch wir können nach dem bisherigen Marktverlauf bis zum September sagen, dass wir uns stabilisiert haben, insbesondere nach einem schwierigen zweiten Halbjahr 2012. Unser Ziel für 2013 war den Abwärtstrend des Vorjahres zu stoppen», so Seidl. Nach den ersten neun Monaten des Jahres konnte Opel mit einem Gesamtabsatz von über 157.000 Einheiten einen Marktanteil von 7,1 Prozent erzielen.

«Monza Concept zeigt, wozu Opel fähig ist»

Autogazette: Herr Seidl, auf der IAA haben Sie gerade das Monza Concept gezeigt. Ist es mehr als nur eine Fingerübung Ihrer Designer? Schließlich wird das Auto nicht gebaut.

Matthias Seidl: Es ist natürlich mehr als nur eine Fingerübung der Designer. Mit dem Monza Concept zeigen wireinen Opel zum Träumen. Viele Designmerkmale des Monza Concept wird man in künftigen Opel-Modellen wiederfinden. Entsprechend trägt diese Studie dazu bei, unsere Marke weiter zu emotionalisieren. Das Monza Concept zeigt, wozu Opel fähig ist.

Autogazette: Zu was ist Opel denn bei der Elektromobilität noch fähig? Sie haben kurz vor der IAA den Preis des Opel Ampera um 7600 Euro auf 38.300 Euro gesenkt.

Seidl: Wir senden damit eine klare Botschaft: Opel ist Pionier im Segment der Elektromobilität und wir wollen als Pionier entsprechend ein entscheidendes Wort bei den Verkaufszahlen mitsprechen, sobald der Markt für Elektroautos an Fahrt aufnimmt. Wir haben ein tolles Fahrzeug anzubieten und können uns damit selbstbewusst dem Wettbewerb stellen.

«Bewusste Entscheidung für den Ampera getroffen»

Das Opel Monza Concept Car wird von einem Range Extender mit Erdgas angetrieben.
Das Opel Monza Concept AG/Flehmer

Autogazette: Zu diesen Wettbewerbern gehört neben dem VW E-Up auch der BMW i3, der mit Range Extender für knapp unter 40.000 Euro angeboten wird. Ist diese Preissenkung auch eine Antwort nach München?

Seidl: Wir freuen uns auf den Wettbewerb. Es ist gut, dass nun auch andere Hersteller ihre Elektroautos auf den Markt bringen und so für ein breiteres Angebot bei der Elektromobilität sorgen. Das wird der Marktdurchdringung dieser Technologie gut tun. Mit unserem Einstiegspreis von deutlich unter 40.000 Euro für den Ampera haben wir uns gegenüber dem Wettbewerb glänzend positioniert. Wir haben hier übrigens nicht auf den Preis eines BMW i3 reagiert, sondern haben eine bewusste Entscheidung für den Ampera und seine Positionierung getroffen.

Autogazette: Opel liegt in Deutschland nach neun Monaten mit über 157.00 Einheiten bei einem Marktanteil von 7,1 Prozent. Ist das Jahr angesichts eines rückläufigen Gesamtmarktes für Sie besser gelaufen als erwartet?

Seidl: Grundsätzlich kann der Marktanteil immer besser sein. Doch wir können nach dem bisherigen Marktverlauf bis zum September sagen, dass wir uns stabilisiert haben, insbesondere nach einem schwierigen zweiten Halbjahr 2012. Unser Ziel für 2013 war den Abwärtstrend des Vorjahres zu stoppen. Das ist uns gelungen. Wir haben im September einen Pkw-Marktanteil von 7,79 Prozent erreicht. Das ist der beste Wert seit 16 Monaten. Wenn wir am Ende dieses Jahres nach diesem wirklich schwierigen Jahr die Botschaft aussenden können, dass wir uns auch nur knapp im Vergleich zum Vorjahr verbessern konnten, dann ist das eine tolle Botschaft. Ein Turnaround beginnt immer damit, das Geschäft zu stabilisieren – und diese Aufgabe absolvieren wir erfolgreich.

«Der Insignia bringt Premium in die Mittelklasse»

Der Opel Insignia wurde komplett erneuert.
Der Opel Insignia Country Tourer Opel

Autogazette: Ist der neue Opel Insignia das Auto, mit denen Ihnen eine nachhaltige Stabilisierung gelingen kann?

Seidl: Der neue Insignia ist ohne Frage das Auto, von dem wir uns eine ganze Menge erhoffen. Die Mittelklasse ist ja kein Nischenmarkt, und der Insignia ist bereits die Nummer zwei in seinem Segment. Zugleich ist er das Flaggschiff der Marke und wir bieten die klassensparsamsten Benziner und Diesel. Und gerade auch mit Blick auf das Thema Konnektivität und seinem neuen Infotainmentsystem mit innovativer Bedienführung zeigen wir, was wir anzubieten haben. Der Insignia bringt Premium in die Mittelklasse.

Autogazette: Mit dem neuen Infotainmentsystem bieten Sie den Kunden die Möglichkeit, das Smartphone mit dem Auto zu vernetzen. Können Sie dadurch auch jüngere Kunden zur Marke bringen?

Seidl: Wir sehen das als einen wichtigen Aspekt an, als moderne, als eine trendige und technikaffine Marke in Erscheinung zu treten. Auch in der Zielgruppe des Insignia gibt es ganz, ganz viele Kunden, die das nicht nur als Gimmick ansehen, sondern es als deutliche Steigerung des Nutzwertes anerkennen. Entsprechend werden wir nicht nur unseren bestehenden Kunden einen Mehrwert bieten, sondern wir machen uns auch für jüngere Käufer attraktiv. Das haben wir bereits beim Opel Adam mit dem Intelli-Link-System gezeigt. Hier haben wir bereits eine Einbaurate von 70 Prozent mit dem IntelliLink-System.

Autogazette: Opel versucht mit dem Thema Konnektivität also ein wenig Staub vom Blitz zu pusten?

Seidl: Auch das. Wir zeigen nicht nur Modernität, sondern bringen auch ein hohes Maß Funktionalität in unsere Fahrzeuge. Damit schaffen wir wieder Vertrauen der Kunden: sie sehen, was diese Marke leistet, die sich an den Kundenbedürfnissen ausrichtet und dabei immer bodenständig agiert. Unsere Innovationen stiften großen Nutzen und sind bezahlbar.

«Haben Aufmerksamkeit für Marke Opel gesteigert»

Der Opel Adam LPG.
Der Opel Adam Opel

Autogazette: Ist das Ziel aufgegangen, mit dem Opel Adam jüngere Kunden zu erreichen?

Seidl: Ja, das Durchschnittsalter des Adam-Kunden liegt bei etwa 39 Jahren und wir kommen auf eine Eroberungsrate von knapp 50 Prozent. Auch die Kunden von Premiumherstellern wechseln zu uns. Der Adam, der bereits rund 50.000 Mal bestellt wurde, bereitet uns viel Freude.

Autogazette: Sie setzen seit dem vergangenen Jahr wieder aufs Fußball-Sponsoring. Konnten Sie dadurch einen deutlichen Imagegewinn erzielen?

Seidl: Wir werden in den Befragungen ganz klar als eine der Marken genannt, die sich im Fußball engagieren. Durch unsere Kampagne mit Dortmunds Trainer Jürgen Klopp haben wir deutlich die Aufmerksamkeit und die Sympathie für die Marke Opel gesteigert. Die Parallelen liegen hier ja auf der Hand: Auch Borussia Dortmund kommt aus schwierigen Zeiten, gehört nun aber zu den erfolgreichsten Klubs. Der Klub ist der Gegenpol zum Establishment. Und Opel ist das Borussia Dortmund der Autoindustrie.

«Vertrieb mit Partnern optimieren»

Sieben Opel Astra OPC Cup-Teams starten am Nürburgring.
Der Opel Astra OPC Cup Opel

Autogazette: Was wollen Sie marketingtechnisch tun, um das Image der Marke weiter zu verbessern?

Seidl: Wir sind ja auch im Motorsport engagiert – und hierdurch erreichen wir, wie auch beim Fußball, dass wir als sportliche Marke von unseren Kunden wahrgenommen werden.

Autogazette: Gibt es bei Ihnen Ideen, auch Autos im Internet zu verkaufen?

Seidl: Wir haben hier andere Prioritäten. Wir haben ein vertrauensvolles Verhältnis zum Handel, entsprechend spielt das Thema Internet in diesem speziellen Fall keine außergewöhnlich wichtige Rolle. Vielmehr wollen wir den Vertrieb mit unseren Partnern optimieren. Hier liegt der Fokus unserer Arbeit. Doch das heißt nicht, dass wir unsere Kunden nicht auch durch das Internet ansprechen, hier benutzen wir bereits heute alle Möglichkeiten, die uns das WorldWideWeb bietet. Der Verkauf wird letztlich aber unserem Handel überlassen.

Das Interview mit Matthias Seidl führte Frank Mertens

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