Notbremsassistent reduziert Zahl der Auffahrunfälle deutlich

Aktuelle Studie der IIHS

Notbremsassistent reduziert Zahl der Auffahrunfälle deutlich
Notbremsassistent im Volvo XC90. © Volvo

Notbremsassistenten machen das Autofahren sicherer. Doch nicht nur Fahrern von Oberklassemodellen steht das System zur Verfügung. Es kommt auch in immer mehr Kleinwagen wie beispielsweise dem Skoda Fabia zum Einsatz. Teils als Serienausstattung, teils mit geringem Aufpreis.

Es ist ein Moment der Unachtsamkeit, schon ist der Unfall passiert. Sei es nun der Blick des Fahrers zum Beifahrer oder der aufs Handy. Situationen wie diese führen schnell zu Auffahrunfällen. Im günstigsten Fall ist es nur ein Blechschaden, im schlimmsten Fall wurde ein Mensch verletzt. Doch die moderne Technik hilft, Unfälle im Idealfall zu verhindern oder deren Schwere abzumildern.

Das beste Beispiel dafür ist ein Notbremsassistent. Er bremst das Auto wie von Geisterhand ab, sobald die Systeme erkennen, dass der Fahrer nicht reagiert. Erst erfolgt zumeist ein optische und/oder akustische Warnung, dann die Notbremsung. Doch wer meint, dass diese Technik längst nur in größeren Fahrzeugklassen zum Einsatz kommt, irrt. Man muss nicht einen BMW, Mercedes oder Audi fahren, um diesen Sicherheitsgewinn eines Notbremsassistenten erleben zu können. Selbst in Kleinwagen wie einem VW Up oder einem Skoda Fabia gibt es diese Systeme. Beim Fabia, der beim EuroNCAP die Höchstwertung von fünf Sternen erhielt, gehört der Frontradarassistent mit City-Notbremsfunktion ab der Ausstattungsvariante Ambition zur Serienausstattung.

Besonders wirksam bei Landstraßentempo

Was Notbremsassistenten bewirken können, haben bereits zahlreiche Studien bewiesen. Die aktuellste kommt vom Sicherheitsinstitut der amerikanischen Versicherer (IIHS). Sie haben Untersuchungen zum City-Safety-System des Volvo XC60 auf Basis von Unfallberichten der US-Polizei vorgelegt. Demnach senkt der Assistent die Wahrscheinlichkeit, einen Auffahrunfall zu verursachen um 41 Prozent. Die Wahrscheinlichkeit eines Auffahrunfalls mit Verletzten nimmt sogar um 48 Prozent ab. Besonders wirksam war die Technik bei Landstraßentempo.

Der schwedische Autobauer Volvo, der bis zum Jahr 2020 die Vision Zero erreichen will (kein Schwerverletzter und Getöteter in einem Volvo), gehören gemeinsam mit Mercedes und Lexus zu den Vorreitern der Technik. Bei den Skandinaviern kam bereits 2009 das erste Modell mit City Safety in der volumenträchtigen Mittelklassebaureihe auf den Markt. Daher beschäftigen sich eine ganze Reihe von internationalen Untersuchungen auf Basis von Polizeiberichten, Crashtests oder Versicherungs-Statistiken mit den Schweden – und kommen zu ganz ähnlichen Ergebnissen.

Speziell für Deutschland hat der Gesamtverband der deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) 2011 die Wirksamkeit von Notbremshelfern über Markengrenzen untersucht und geht bei Unfällen mit Leichtverletzten von einer Reduktion um 36 Prozent aus. Das Risiko tödlicher Unfälle sinkt immerhin um 2,2 Prozent. Darüber hinaus bringt der Einsatz von Notbremsassistenten in einem Auto neben dem Sicherheitsgewinn auch einen anderen Vorteil: Der GDV stuft Autos mit einem serienmäßigen Notbremsassistenten in eine günstigere Typklasse ein. Mit Sicherheit lässt sich also Geld sparen.

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Der Weg des Systems bis hinab in die Kleinwagen wurde auch durch die Crashtest-Organisation EuroNCAP befördert. Denn die Organisation vergibt seit 2015 nur dann die Höchstwertung von fünf Sternen, wenn das Auto zumindest optional über ein Notbremssystem für den Stadtverkehr verfügt. Seit diesem Jahr muss der Notbremsassistent zudem in der Lage sein, neben Autos auch Fußgänger zu erkennen. In den USA soll ab 2022 die Technik dort Standard für alle Neuwagen werden.

Auch wenn das System in höheren Fahrzeugklassen zur Serienausstattung gehört, sind die Kosten bei Klein- und Kleinstwagen überschaubar. Beim VW Up etwa kostet die Technik im Paket mit Tempomat, Regensensor und Lichtautomatik 390 Euro. Beim Skoda Citigo ist der aktive Bremsassistent City für 150 Euro zu haben. Bis Tempo 30 km/ wird der Verkehr beim Citigo bis 10 Meter vor dem Fahrzeug überwacht und gegebenenfalls eine Notbremsung eingeleitet.

Bei allen Vorteilen des Notbremssystems: Wie aus einer Umfrage des Deutschen Verkehrssicherheitsrates (DVR) unter 1000 Neuwagenkäufer hervorgeht, stufen die Kunden dem Komfort noch eine höhere Bedeutung bei als dem der Sicherheit. So gaben 23 Prozent der Befragten an, über einen Parkassistenten zu verfügen, dem gegenüber gaben nur 13 Prozent an, auch einen Notbremsassistenten zu haben. Ist Sicherheit für den Kunden also nicht so wichtig? Nicht unbedingt. Denn 85 Prozent der Befragten stuften den Mehrwert eines Notbremsassistenten als „sehr hoch“ oder „hoch“ ein. Doch warum haben nur 13 Prozent einen Notbremsassistenten an Bord? Weil er für das Wunschfahrzeug nicht verfügbar war, so gaben es in der DVR-Umfrage 46 Prozent an. (AG)

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