Freelander: Der kleine Lord kehrt zurück

Pünktlich zum zehnten Geburtstag kommt ein neuer Freelander. Nach Range Rover und Discovery bringt Land Rover zur Jahreswende ihn gründlich überarbeitetet zu den Händlern. Eleganter und noch tauglicher fürs Gelände.

Von Jürgen Wolff

Die treue Kundschaft wird an dem neuen Einstiegs-Offroader der Briten vieles wieder erkennen, vieles neu entdecken - und so manches Liebgewonnene schmerzhaft vermissen. Als mit dem Freelander 1997 einer der ersten Konkurrenten von Toyotas Kompakt-SUV RAV4 auf den Markt kam, war noch vieles möglich, was heute auf dem Index steht. Der offen montierte Reservereifen am Heck zum Beispiel - Sinnbild von Safari, Afrika und Abenteuer. Dem haben die Bürokraten mittlerweile den Garaus gemacht und brav versteckt ihn Landrover beim Freelander 2 nun auch ganz konventionell unter dem Boden des Laderaumes.

Eigenständigen Charakter verloren

Freelander-Fans werden aber nicht nur den Reifen vermissen - ohne Gummi am Heck konnten die Konstrukteure nun auch auf die zur Seite schwingende Hecktür verzichten. Wie bei jedem anderen Allerweltsauto auch, öffnet sich die Heckklappe nun nach oben. Das ist fürs Beladen sicher praktischer - nimmt dem Freelander aber auch einiges von seinem bis dato doch noch in vielem eigenständigen Charakter.

Der hat das Facelift auch an anderen Stellen nicht überstanden. Die Seitenansicht etwa haben die Designer rund um Geoff Upex optisch gestreckt. Wo der alte Freelander noch klar strukturiert war und deutlich erkennbar B-Säule und D-Säule zeigte, dazwischen nichts als Fenster, macht der neue Freelander nun auf Länge. Die B-Säule ist dunkel eingefärbt und fasst so die beiden Seitenfenster optisch zu einer Einheit zusammen. Gleiches bei der Heckpartie: Zusammen mit den hinteren Fenstern und der dunklen D-Säule zieht sich optisch nun ein Fensterband panoramaartig rund ums Heck.

Mix aus Range Rover Sport und Discovery

Imposante Seitenlinie Foto: Werk

Der Freelander 2 mischt einige Design-Komponenten von Range Rover Sport und Discovery. Vorne prägt ein vergitterter Kühlergrill die Optik. Dazu kommen Scheinwerfereinheiten, die an den Range Rover erinnern - genau so, wie die großen, transparent verglaste Rückleuchten.

An den Seiten fallen vor allem die neuen, markanten Kiemen mit integrierten Blinkern hinter den vorderen Radkästen auf. Ein paar optische Komponenten hat Upex allerdings auch beibehalten. Das gestufte Dach zum Beispiel oder die ebenfalls gestufte Motorhaube über die ganze Breite, die den Freelander-Fahrern immer präzise angezeigt hat, wo ihr Auto vorne aufhörte.

Trend zur Größe

Ansonsten folgt der Freelander 2 dem allgemeinen Trend zur Größe. Künftig wird es ihn nur noch als Fünftürer geben. Damit sind auch Hard- oder Softtop gestorben. In der Länge sind zwar im Vergleich zum Vorgänger nur fünf Zentimeter dazu gekommen. Aber die lassen innen doch ein größeres Raumgefühl entstehen.

Die Sitze bieten Platz nach allen Seiten. Und wer in der zweiten Reihe sitzt, der sitzt etwas erhöht und hat so einen besseren Blick nach vorne. Das Kofferraumvolumen ist auf 755 Liter gewachsen - 38 Prozent mehr. Bei umgeklappter Rückbank sind es sogar 1.670 Liter.

Innenraum aufgewertet

Der beim Vorgänger eher enge, wenig komfortable und ziemlich einfallslos gestaltete Plastikinnenraum wurde deutlich aufgewertet. Dazu gibt es serienmäßig sieben Airbags, eine Zweizonen-Klimaaanlage und auf Wunsch unter anderem Panoramadach und Digitalradio. Die Instrumente sind gut ablesbar und logisch angeordnet, die Schalter groß genug, dass man sie auch mit Handschuhen problemlos bedienen kann. Auch gestartet wird per Knopfdruck.

Unter der Fronthaube wird es zu Anfang zwei neue Motoren zur Auswahl geben: Der 3,2-Liter große, quer montierte Reihensechszylinder leistet 171 kW/233 PS und maximal 317 Nm und wird - um ein paar Offroad-Modifikationen leichter - bereits im Volvo S80 eingebaut. Er beschleunigt den Freelander 2 in 8,9 Sekunden auf 100 km/h und sorgt für eine Höchstgeschwindigkeit von 200 km/h. Als Verbrauch gibt Land Rover 11,2 Liter an.

Fast doppelt so stark wie Vorgänger

Voll geländetauglich Foto: Werk

Der Vierzylinder-Diesel entstammt der Kooperation von Ford, Peugeot und Citroën und leistet aus 2,2 Litern Hubraum 118 kW/160 PS und ist damit fast doppelt so stark wie sein Vorgänger. Die maximal 400 Nm (ab 2.000 U/min.) beschleunigen den Freelander 2 in 11,7 Sekunden auf Tempo 100, Schluss ist bei 181 km/h. Ein Partikelfilter soll es serienmäßig geben und der Verbrauch bei 7,5 Liter liegen. Den Benziner gibt es ausschließlich zusammen mit einer Sechsgang-Automatik, der Diesel kommt serienmäßig mit einem manuellen Sechsgang-Getriebe und nur gegen Aufpreis mit der Automatik.

Der von Haldex entwickelte Allradantrieb lässt sich einfach und unkompliziert mit einem Drehknopf an der Mittelkonsole auf die Beschaffenheit des Untergrundes (Normal, Gras/Schnee, Schlamm oder Sand) einstellen - «Terrain Response» heißt das System. Auf dem Land Rover-Testgelände bei Birmingham zeigt der Freelander 2, dass er damit ein voll tauglicher Geländewagen ist, nicht nur ein modischer SUV für die Flaniermeile: 50 Zentimeter Wattiefe, 210 mm Bodenfreiheit - der neue kommt nun durch Terrain, vor dem der alte passen musste.

Marktführerschaft verloren

Gelegentlich helfen da auch weitere elektronische Systeme nach: An steilen Hängen etwa wird der Bremsdruck mit einer zusätzlich zu den Scheibenbremsen eingebauten Trommelbremse an den Hinterrädern bis zu drei Sekunden gehalten und so ein ungewolltes Zurückrollen verhindert. Eine Bergabfahrkontrolle sorgt dafür, dass der Freelander ohne Bremsen oder Gasgeben des Fahrers optimal den Berg hinunter kommt.

Über Jahre hinweg war der Freelander in Europa der erfolgreichste SUV. Das ist längst vorbei - zu verlockend ist die jüngere Konkurrenz. Ob der überarbeitete Freelander 2 die verlorene Marktführerschaft wieder zurückholen kann, wird sich zeigen - und nicht zuletzt auch am Preis liegen. Weniger als die bislang für den günstigsten Fünftürer fälligen 28.800 Euro dürften es wohl kaum werden. Erstmals öffentlich zu sehen sein wird der neue Freelander Ende Juli auf der Motorshow in London.

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