Elefant im Porzellanladen

Aston Martin Lagonda

Es gibt schönere Autos als den Aston Martin Lagonda. Da macht die auf dem Genfer Salon vorgestellte Studie keinen Unterschied zur 1976 vorgestellten Sportlimousine. Doch die Aufmerksamkeit ist gigantisch – gestern wie heute.

Von Stefan Grundhoff

Als Aston-Martin-Chef Ulrich Bez am Morgen vor Monatsfrist das Tuch von der Genf-Studie zog, ging ein Raunen durch die zu diesem Zeitpunkt spärlich gefüllte Messehalle. Viele hatten es lange für ein Gerücht gehalten, dass Aston Martin die Lagonda-Idee wiederbeleben wollte. Doch da stand er nun der neue Aston Martin Lagonda - gigantisch groß, geradezu unförmig und schaute aus seinen gleißend hellen LED-Lampen irritiert auf seine Umgebung. Die Besucher blickten die Lagonda-Studie ebenso verdutzt an wie Jahrzehnte zuvor. Im Jahre 1976 hatte der letzte Aston Martin Lagonda das Licht der Automobilwelt erblickt. Seine ebenso gestreckte wie kantige Form sorgte damals für einen Aufschrei in der Sportwagenszene. Viele Fans der britischen Traditionsmarke konnten sich mit dem «Folded-Paper-Stil» nicht anfreunden hielten die Winkelorgie des Lagonda für eine Verunglimpfung der klassischen DB-Linien.

Seriennahe Studie

Und auch beim Anblick des neuen Lagonda stockt einem der Atem nicht nur aus Anerkennung. Die Studie wirkt trotz zahlreicher Designraffinessen klobig und unförmig. Kein Gedanke an die eleganten Sportwagen wie ein Vantage oder ein DBS. Zudem wagen die Briten mit dem Lagonda in schwierigen Zeiten einen mutigen Spagat zwischen Limousine und SUV. Technisch soll der Nobel-SUV auf der Plattform eines Mercedes GL basieren. Der gigantische Kühlergrill macht einem nicht nur im imaginären Rückspiegel Angst, die Gürtellinie befindet sich gefühlt in Kopfhöhe und die schmalen Fenster lassen den Lagonda 2009 wie eine mobile Trutzburg erscheinen. Im Innern gibt es nüchternen Luxus mit vier Einzelsitzen und einem visionären Bedienkonzept.

Firmenchef Ulrich Bez unterstreicht, dass es sich bei dem Lagonda um eine überaus seriennahe Studie handelt: «Das ist das Luxusauto der Zukunft. Eine Kombination aus neuen Formen, neuen Technologien und Materialien.» Das Serienmodell soll in drei Jahren folgen und dürfte selbst noch so vielfältig kritisierte Modelle wie den BMW X6, den 5er GT oder einen Porsche Cayenne in den Schatten stellen. Der mächtige Aston Martin bedient sich bei Mercedes-Benz nicht nur in Sachen Bodengruppe. Auch Fahrwerk und Allradantrieb stammen vom Vorzeige-Geländegänger mit Produktionsstandort Tuscaloosa. Die Studie wird von einem mächtigen V12-Triebwerk abgetrieben. Doch auch einen V8-Diesel oder gar ein Hybridmodul hält Bez im Wüstenschlachtschiff für möglich.

Anleihen bei Mercedes

Der Lagonda aus dem Jahr 1976 Foto: Aston Martin

Der Preis soll zwischen 150.000 und 200.000 Euro liegen und die Marke Aston Martin für deutlich mehr Luxusmärkte interessant machen. Derzeit ist Aston in 30 Ländern unterwegs; mit einem Modell wie dem Lagonda sollen es bis zu 100 sein. Bei der neuen Popularität soll nicht nur der neue SUV, sondern insbesondere auch der traditionsreiche Name helfen.

Bis Lagonda von Aston Martin übernommen wurde und 1964 völlig verschwand, war der Konzern seit dem Jahre 1899 eine eigenständige Marke. Aston Martin ließ die Bezeichnung 1976 mit dem kantigen Luxusexoten im Ufo-Design nochmals aufleben. Doch Ende der 80er Jahre verschwand der Begriff mit der Produktionseinstellung des Aston Martin Lagonda völlig. Von der 5,30 Meter langen und rund 200.000 D-Mark teuren Luxuskarossen wurden weltweit nicht einmal 700 Fahrzeuge verkauft.

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