Das Gerangel der Nachzügler

Begegnung in Fernost

Das erste Kräftemessen von Audi Q5 und Mercedes GLK fand auf fremdem Territorium statt. Auf einer Automesse in China begegneten sich erstmals die Wettbewerber aus Stuttgart und Ingolstadt. Beide sind spät dran.

Von Stefan Grundhoff

Besonders schlimm wurde es 2004, als BMW den X3 präsentierte. Der brach zur Überraschung vieler nicht nur in Deutschland alle Verkaufsrekorde und trieb den schmerzenden Stachel noch tiefer in die Wunde der konkurrierenden Premiumhersteller aus Ingolstadt und Stuttgart. In Schwaben hatte man sich frühzeitig auf die größeren Modelle kapriziert. Die beiden Generationen des ML sowie der noch üppigere GL kommen beim Publikum prächtig an und auch um den Wettbewerber von Audi, den üppigen Audi Q7 ist es nicht schlecht bestellt.

Salamitaktik und Geheimniskrämerei

Es dauerte lange, bis Mercedes und Audi ihre kleinen SUV-Brüder entwickelt hatten. Im Hause Mercedes setzte man auf die Salami-Taktik und machte den GLK messeweise zum visionären deutschen SUV-Star. Bei Audi gab es hingegen Sicherheitsstufe eins. Alles, was mit dem neuen Q5 zusammenhing, war streng geheim und so musste die Schar hechelnder Fans von Ingolstädter Mittelklasse-Geländewagen bis zum Vorabend der Peking Motorshow warten, bis man den neuen Liebling zum ersten Mal bestaunen konnte.

Kraftvolle Konturen

Der Mercedes GLK Foto: Daimler

Obwohl Mercedes GLK und Audi Q5 auf das gleiche Publikum aus sind, gingen beide nicht nur in der Kommunikation völlig unterschiedliche Wege. Auch die Fahrzeuge selbst könnten unterschiedlicher kaum sein. Mercedes will mit kantigen Formen und deutlichen Anleihen beim robust-luxuriösen GL die nötige Konturschärfe geben, untermauert von eindrucksvoller Geländegängigkeit. Abseits befestigter Wege und Pisten dürfte dem auf der C-Klasse-Plattform basierenden GLK zumindest in der kleinen Geländewagenklasse kaum einer etwas vormachen.

Der Q5 gibt sich ganz smart

Der 4,63 Meter lange Audi legt auf solche Fähigkeit hingegen keinen gesteigerten Weg und positioniert den Q5 deutlich sportlicher. Das Design ist das komplette Gegenteil vom maskulinen und nur 4,53 Meter langen GLK. Der Q5 wirkt wie ein schneidiger und zugleich smarter Geländekombi. Die starke Anlehnung an den Q7 und die Avant-Kombifamilie überraschte in Fernost nicht nur das Fachpublikum. Der Q5 bietet wegen seines 2,81 Meter langen Radstandes (GLK 2,75 Meter) viel Platz für bis zu fünf Personen. Wirklich bequem wird es jedoch wohl nur in der Sitzkombination 2+2. Die in der Neigung verstellbare Rückbank lässt sich um zehn Zentimeter in der Länge verschieben. Hinter der Heckklappe steht ein Laderaum zwischen 540 und 1.560 Litern zur Verfügung. Etwas weniger geräumig es im GLK zu, ohne dass man was vermissen würde.

Nur ein Vierzylinder-Benzner im Q5

Formschön, der Q5 Foto: Audi

Große Unterschiede gibt es auch unter der Haube. Audi bietet ab Herbst die Versionen 2.0 TDI, 2.0 TSI und 3.0 TDI an. Der kleine Diesel leistet 125 kW/170 PS und hat ein maximales Drehmoment von 350 Nm. Er soll sich durchschnittlich mit 6,7 Liter auf 100 Kilometern zufrieden geben. Neben dem 240 PS starken und 225 km/h schnellen Top-Diesel steht zunächst nur ein Vierzylinder-Benziner zur Verfügung. Der leistet Dank Turboaufladung und Direkteinspritzung 211 PS. Die Versionen 2.0 TFSI und 3.0 TDI werden mit dem neuen Doppelkupplungsgetriebe mit sieben Gängen ausgestattet. Alle Modelle verfügen über einen Quattro-Antrieb.

Start mit Sechszylindern

Mercedes startet zunächst mit den Sechszylinder-Versionen GLK 280, GLK 350 und GLK 320 CDI. Im April kommenden Jahres wird die Modellpalette um den neuen Vierzylinder-Diesel GLK 220 CDI BlueEfficency mit 125 kW/170 PS erweitert. Sein Verbrauch soll bei 6,9 Litern Diesel auf 100 Kilometern liegen. Alle Modellvarianten werden mit einer Siebengang-Automatik gekoppelt. Eine manuelle Schaltung wird es für die GLK-Familie nicht geben. Eine günstigere Heckantriebsversion ist zudem nur für die preissensiblen USA geplant. In Europa verfügen alle GLK über den bekannten 4matic-Antrieb. Die Bodenfreiheit liegt je nach Modell zwischen 18 und 20 Zentimeter.

Showdown im Herbst

Das Heck des GLK Foto: Mercedes

Ab Herbst werden beide Konkurrenten auf den europäischen Straßen zeigen müssen, was sie drauf haben. Ziel sind der längst enteilte BMW X3 und der kleine Wolfsburger Bruder VW Tiguan. Die Preise der Neulinge werden auf Augenhöhe liegen. Das Basismodell des Audi Q5 2.0 TDI dürfte bei rund 38.000 Euro starten. Der günstigste GLK mit Vierzylinder-Diesel kostet mit vergleichbarer Komfort- und Sicherheitsausstattung mindestens 40.300 Euro.

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