Toyota Yaris: Der Neue ist erwachsen geworden

Zehn Zentimeter länger

Toyota hat den Kleinwagen Yaris einer deutlichen Modellüberarbeitung unterzogen. Dabei hat er gleich um zehn Zentimeter in der Länge zugelegt.

Wohl keine japanische Automarke wird mit Qualität so eng in Verbindung gebracht wie Toyota. Daran konnten selbst angeblich klemmende Gaspedale, rutschende Fußmatten und diverse Rückrufaktionen in jüngster Vergangenheit nicht rütteln. Dennoch: Bei Klein- und Kleinstwagen setzte der weltgrößte Autohersteller bisweilen den Rotstift so arg an, was sich heute in einer billigen Materialanmutung im Cockpit widerspiegelt.

Dies trifft auch auf den derzeitigen Toyota Yaris zu. Dem Erfolg des sympathischen Kleinwagens, der seit zehn Jahren im französischen Valenciennes produziert wird, tut dies allerdings keinen Abbruch. Er hat sich im vergangenen Jahr in Deutschland über 20 000 Mal verkauft. Jeder vierte bei uns neu zugelassene Toyota ist damit ein Yaris.

Yaris ist nun 3,89 Meter lang

Eine Quote, die der Nachfolger (3.Generation) locker überbieten dürfte. Dafür sorgt schon sein Äußeres. Der neue Yaris ist gegenüber seinem Vorgänger um zehn Zentimeter auf 3,89 Meter gewachsen, sieht deutlich erwachsener und solider aus, aber gleichzeitig auch gefälliger. Einen gefühlt noch größeren Sprung macht der Yaris im Innenraum. Verschwunden ist die triste und dunkle Plastiklandschaft mit dem Anzeigenschirm in der Mitte des Armaturenbretts. Chefdesigner Dezi Nagya hat endlich zu klaren Rundinstrumenten hinter dem Lenkrad zurückgefunden und hat damit ein aufgeräumtes Cockpit geschaffen, dessen Bedienung sich sofort selbst erklärt.

Das Cockpit des Toyota Yaris Toyota

Auch die Kunststoffoberflächen geben in Relation zur Fahrzeugklasse keinen Anlass zur Kritik, wenn auch die kreppbandartige Struktur nicht jedermanns Geschmack sein dürfte. Dafür sitzt es sich bequem, das Lenkrad steht nun wesentlich steiler als zuvor und lässt sich zudem in Höhe und Tiefe verstellen. Auch hinten muss im Yaris keiner Kopf oder Beine einziehen. Der gewonnene Radstand von fünf Zentimetern erlaubt selbst großgewachsenen Personen einen unbeengten Aufenthalt. Hinten wartet er mit einem Kofferraum von ca. 286 Litern auf, der sich über die geteilt umlegbaren Rücksitzlehnen auf knapp die vierfache Kapazität erweitern lässt. Ein doppelter Ladeboden erhöht die Variabilität zusätzlich.

Zwei Benziner und ein Diesel

Zum Marktstart Ende September stehen für den Yaris zwei Benziner und ein Diesel zur Auswahl. Die Einstiegsmotorisierung bildet der bekannte 1,0-Liter-Dreizylinder-Ottomotor mit 51 kW/69 PS, dessen Normverbrauch das Werk mit 4,8 l/100 km angibt. Die Mehrheit der Yaris-Kunden wird laut Toyota allerdings zum 1,3-Liter-Vierzylinder-Benziner greifen, der mit 73 kW/99 PS deutlich bessere Fahrleistungen erzielt und mit 5,5 Litern nicht wesentlich mehr verbraucht. Wer möchte, kann diesen Motor auch mit einer Start-Stopp-Automatik erhalten, was wirtschaftlich jedoch wenig Sinn macht. Maximal 0,3 Liter Verbrauchseinsparung in der Stadt stehen einem unverhältnismäßigen Aufpreis von 550 Euro gegenüber.

Das Heck des neuen Yaris von Toyota Toyota

Besser angelegt ist das Geld für das neue Navigationssystem "Touch&Go", das Toyota für die gleiche Summe anbietet und das in dieser Klasse in seiner Art bislang einmalig ist. Über den im Armaturenbrett integrierten Touchscreen lassen sich nicht nur die Bluetooth-Freisprecheinrichtung oder die mitgebrachte Musik vom iPhone steuern, sondern Google liefert auch Infos über die nächsten freien Parkhäuser, die günstigsten Tankstellen oder das Wetter entlang der Route. Voraussetzung ist lediglich ein internetfähiges Handy.

Preislich startet der neue Yaris, den es als Drei- oder Fünftürer gibt, bei 11 675 Euro. Die Basisversion dürfte allerdings nur ein Lockangebot darstellen und wenig Zuspruch finden, da sie weder Klimaanlage noch Radio enthält. Kühle Luft und Musik bietet erst die Version "Cool" ab 13 280 Euro. Als Volumenmodell sieht Toyota den fünftürigen 1,3-Liter-Yaris "Life", der neben Lederlenkrad und diversen Chromelementen auch ein Multimedia-System mit Touchscreen und Rückfahrkamera serienmäßig an Bord hat. Sein Preis: 15 850 Euro. (mid)

Vorheriger ArtikelAutofahren wird immer teurer
Nächster ArtikelErster Fisker Karma geht an Leonardo di Caprio
Frank Mertens
Nach dem Studium hat er in einer Nachrichtenagentur volontiert. Danach war er Sportjournalist und hat drei Olympische Spiele begleitet. Bereits damals interessierten ihn mehr die Hintergründe als das Ergebnis. Seit 2005 berichtet er über die Autobranche.

Keine Beiträge vorhanden