Das langsame Ende der klassischen Autotür

Experimentierfeld Tür

Das langsame Ende der klassischen Autotür
Mercedes SLS AMG E-Cell neu dpa © Mercedes SLS AMG E-Cell neu dpa

Die Autohersteller haben ein neues Experimentierfeld entdeckt: die Türen. Opel hat beim Meriva neuerdings Flex-Doors im Angebot, Mercedes beim SLS seit geraumer Zeit Flügeltüren und bei den Fans sind Schiebetüren angezeigt.

Sie verschwinden wie von Geisterhand in der Karosserie, schwingen auf wie Flügel, öffnen sich breit wie ein Scheunentor oder schnellen zur Seite wie die Klinge eines Taschenmessers: die klassische Klapptür am Auto hat offenbar ausgedient. Diesen Eindruck vermitteln jedenfalls zahlreiche neue Serienmodelle. Und noch mehr Mut beweisen die aktuellen Designstudien, wie sie noch bis zum 13. März beim Genfer Automobilsalon im Rampenlicht stehen. «Ganz offenbar sind im letzen Jahr mit Serienfahrzeugen wie den Flügeltüren des Mercedes SLS oder den Portaltüren des Opel Meriva wieder ein paar Dämme gebrochen», schätzt Nick Margetts vom Analyse-Institut Jato Dynamics in Limburg: «Seitdem experimentieren die Designer und Entwickler verstärkt mit einer neuen Zugangsordnung zum Auto.»

Designer lassen Gedanken freien Lauf

Dass Messestudien experimenteller sind, hat einen Grund: Die Entwickler müssen sich kaum um Stabilität oder Sicherheit sorgen. Und da auch Fragen der Produktion getrost vernachlässigt werden können, lassen die Designer ihren Gedanken freien Lauf. Was dabei herauskommt, sind etwa die am jeweiligen Ende der Karosserie angeschlagenen Türen der futuristischen Renault-Großraumlimousine R-Space. An scharfe Klingen erinnernde Schwingtüren, wie man sie sonst nur von Lamborghini kennt, sind der Blickfang von Autos wie dem Renault Captur oder dem Tata Pixel.

Der Mini Rocketman Mini

Für das Kofferraumkonzept des Mini Rocketman stand offenbar eine Schreibtischschublade Modell - denn eine ähnliche Lade lässt sich unterhalb der Heckklappe herausziehen. Oder man lässt wie bei der BMW-Studie Vision Connected Drive die Türen auf Knopfdruck in der Karosserie verschwinden. «So könnte man sogar mit offenen Türen fahren», sagt Pressesprecherin Katharina Singer. Eine ähnliche Lösung hatte BMW mit dem Roadster Z1 schon einmal auf den Markt gebracht. Dagegen haben laut Singer weder die Studie selbst, noch ihr neues Türkonzept eine Chance auf die Serie.

Und dennoch: Immer wieder schaffen es ungewöhnliche Konstruktionen auch in die Serie. Bei Lamborghini hat das schon Tradition. So klappt auch der neue Aventador auf wie ein Taschenmesser - schon beim legendären Countach war das so. Aber dass sich die Türen des schwedischen Sportwagens Koenigsegg Agera um volle 90 Grad nach oben drehen lassen, ist schon ungewöhnlich. Unkonventionell ist auch die Lösung, die Ford beim neuen B-Max gefunden hat - zum ersten Mal hat der Hersteller Schiebetüren eingebaut und dabei auf die B-Säulen verzichtet. Designer Stefan Lamm preist die Vorzüge des leichten Zustiegs: Wenn alle Türen geöffnet seien, entstehe eine 1,50 Meter breite Luke. Dies erleichtere etwa das Verstauen von Einkäufen oder das Anschnallen des Nachwuchses. Dem Konzept werden bei Ford gute Serienchancen eingeräumt.

Neues Konzept beim Rocketman

Schiebetür am VW Sharan VW

Einen bequemen Ein- und Ausstieg in besonders engen Parklücken soll der Mini Rocketman ermöglichen. Das Designteam der Studie hat für den Kleinwagen Türen entwickelt, die samt des Seitenschwellers an Doppelgelenken montiert sind. «So schwingt die Tür gleichzeitig nach vorne und zur Seite auf und braucht damit weniger Platz», erläutert Designer Oliver Sieghart und schränkt ein, dass es bis zur Produktion wohl nicht reichen wird. Dafür sei die Konstruktion zu fragil, zu aufwendig und vermutlich auch noch zu teuer, heißt es bei Mini. Dass man sich mit Tür-Experimenten aber durchaus an die Kundschaft wagt, hat Mini bereits bewiesen. Der 2007 vorgestellte Clubman hat am Heck Türen wie ein Kleiderschrank und an der Seite eine versteckte zweite Tür für die Hinterbänkler.

Beim Meriva kann jetzt auch zwischen drei Dieseln gewählt werden
Die Türen am Opel Meriva Opel

Mit ihrer Zurückhaltung beim doppelten Türgelenk aber sind die Briten womöglich gut beraten. Denn nicht immer ist ein unkonventionelles Türkonzept Garant für den Erfolg eines neuen Modells. Aufmerksamkeit stellen Experimente zwar sicher. Doch kann der Schuss auch nach hinten losgehen: Der futuristische Renault Avantime zum Beispiel wurde nach Angaben eines Renault-Sprechers auch deshalb nach nur gut zwei Jahren wieder eingestellt, weil die Ingenieure seine an Doppelgelenken nach vorn und zur Seite aufschwingenden Riesentüren nicht in den Griff bekommen haben. (dpa/tmn)

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