Sag zum Abschied ganz laut Servus

Buell Lightning CityX XB 12 SX

Trotz der Produktionseinstellung von Buell Ende 2009 sind die noch verfügbaren Bikes der US-Schmiede attraktiv. Das gilt vor allem für die Lightning CityX XB 12 SX des Modelljahres 2010 – die letzte ihrer Art.

Von Heiko P. Wacker

Für Freunde dynamischer Motorräder war es ein Schock, als Erik Buell im vergangenen Herbst das Ende verkünden musste: Zum Jahreswechsel wurde die Produktion der extravaganten Maschinen eingestellt. Weil jedoch sowohl Garantie als auch Ersatzteilversorgung durch den Mutterkonzern Harley-Davidson gesichert sind, bleiben die noch verfügbaren Bikes durchaus attraktiv. Das gilt vor allem für die Lightning CityX XB 12 SX des Modelljahres 2010 - die letzte ihrer Art.

Deftiger Zweiradspaß

Der Streetfighter sorgt ab 10.999 Euro für deftigen Zweiradspaß. Immerhin kombiniert die XB12SX den alles andere als schwächlichen Thunderstorm-Twin-Motor mit dem Fahrwerk und der Federung der bekannten Lightning CityX XB 9 SX. Resultat ist ein beeindruckendes Kraftpaket mit kompakten Abmessungen und einer mehr als auffälligen Optik, die sich auch transparenten Abdeckungen verdankt.

Allein aufgrund ihres Designs erregt die große "CityX" (gesprochen: City Cross) Aufsehen. So beherbergt der opulente Rahmen den Tank, während die Schwinge zugleich als Motoröl-Reservoir dient. Im Interesse zentralisierter Massen trägt die SX zudem ihren ofenrohrdicken Schalldämpfer unter dem Motor, so wie es sich für eine Buell gehört.

Bikes für Individualisten

Wendigkeit als Ideal Foto: Buell

Im Zentrum der Extravaganz steckt ein luftgekühlter 45-Grad-V2-Motor. Das charakterstarke Aggregat schöpft aus 1203 ccm Hubraum 69 kW/94 PS Leistung bei 7000 U/min sowie ein maximales Drehmoment von 104 Nm bei 5550 Touren; überträgt seine Kraft via Zahnriemen und schiebt die 215 Kilogramm leichte Maschine bereits kurz nach dem Verlassen der Leerlaufdrehzahl vehement voran. Vor allem im Bereich jenseits von 3500 Touren macht sich das Potential des Kraftpakets bemerkbar, das zudem mit seinem erfrischend ehrlichen Klang verwöhnt.

Schon wegen des Sounds einer Buell ist es zu bedauern, dass die kleine Schmiede aus East Troy den Laden dicht machen musste. Hier wurden eben immer Bikes für Individualisten gefertigt und keine Massenware, schon gar nicht für Einsteiger. Die Kombination aus potentem Antrieb, kurzem Radstand und knorrigem Fahrwerk sorgt für eine bestechende, beinahe nervöse Dynamik: Sowohl die steil stehende 43-mm-Upside-Down-Gabel als auch das Zentralfederbein mit seinem unter der Sitzbank positionierten Ausgleichsbehälter stammen von Showa und sind voll einstellbar.

Ideal der leichten, wendigen Fahrmaschine

Lebensfroher Charakter auf dem Asphalt Foto: Buell

Auf solch einem Motorrad empfiehlt es sich, mit wachen Sinnen unterwegs zu sein - wobei das wilde Schütteln im Standgas die Aufmerksamkeit zumindest beim Ampelstopp garantiert. Der lebensfrohe Charakter der bis zu 217 km/h schnellen Buell schlägt sich indes auch im Verbrauch nieder, der selbst bei normaler Fahrweise bei 6,4 Litern Superbenzin auf 100 Kilometer liegt. Dies macht in Verbindung mit dem 14,5 Liter fassenden Rahmentank Etappen von rund 220 Kilometern möglich.

Doch eigentlich sollte man sich unterstehen, die 12er des Modelljahrs 2010 über schnöde Verbrauchsdaten definieren zu wollen. Dafür ist sie viel zu eigenständig, ja viel zu unnormal. Denn Erik Buell ging es nie um Alltagsnutzen, um Windschutz oder darum, mit seinen Maschinen möglichst viele Menschen anzusprechen. Er ordnete alles dem Ideal einer leichten, wendigen Fahrmaschine unter, die mit ungewöhnlichen technischen Lösungen und einer gehörigen Prise Individualismus für Furore sorgen durfte.

Abgang mit Würde

Die 10.999 Euro teure XB 12 SX verkörpert Eriks Ideen deshalb in Perfektion - und ist durchaus geeignet, den Schlusspunkt einer rund 25 Jahre währenden Markenhistorie zu setzen. Ein Abgang mit Würde, die Motorradwelt wird ohne Buell ein Stück ärmer sein. (mid)

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Thomas Flehmer
Der diplomierte Religionspädagoge arbeitete neben seiner Tätigkeit als Gemeindereferent einer katholischen Kirchengemeinde in Berlin in der Sportredaktion der dpa. Anfang des Jahrtausends wechselte er zur Netzeitung. Seine Spezialgebiete waren die Fußball-Nationalelf sowie der Wintersport. Ab 2004 kam das Autoressort hinzu, ehe er 2006 die Autogazette mitgründete. Seit 2018 ist er als freier Journalist unterwegs.

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