Flaggschiffe und vernünftige Alternativen

Honda-Neuheiten 2010

Honda hat nach dem Debüt der VFR 1200 mit einer weiteren Überraschung aufgewartet. für die neue Saison wurde zudem der Klassiker CBF 1000 mit Stotterbremse ausgestattet.

Von Heiko P. Wacker

Mit einer weiteren Neuheit vom Motorradhersteller Honda hatte nach der spektakulären VFR 1200 in diesem Jahr keiner mehr gerechnet. Doch die Japaner wissen zu überraschen, was ihnen nun mit dem Europadebüt der VT 750 S gelungen ist. Dabei wurde schnell deutlich, dass das 6990 Euro kostende Bike mehr ist als eine kernige Allrounderin. Sie erweitert die Shadow-Baureihe des Jahrgangs 2010 um eine vernünftige, aber keineswegs langweilige Variation.

Allrounder ohne Starallüren

Mit ihrem schlichten Charme und dem gradlinigen Konzept stellt die VT einen bewussten Gegenpart zur allgemeinen Tendenz im Markt dar, die Motorräder stets schneller, teurer oder edler zu machen. Denn all dies ist die Japanerin nicht. Ganz gezielt werden mit ihr jene Biker angesprochen, die ein wenig in traditionellen Bahnen denken, aber dennoch einen stilechten Allrounder ohne Starallüren möchten - und das möglichst mit V2-Motor.

Der 32 kW/44 PS starke 745-ccm-Twin liefert 62 Nm bei 3250 Touren und ist allemal potent genug, sowohl für den Weg zum Büro, als auch für Wochenendtouren. Die schlanken Proportionen und die Sitzhöhe von 75 Zentimetern sorgen schon beim ersten Probesitzen für Vertrauen. Das spricht Einsteiger an, aber auch erfahrene Biker, die auf eine vergleichsweise simple, eher ursprüngliche Formensprache stehen. Diese kombiniert die 750er mit einigen Roadster-Elementen, weshalb verchromte Auspuffrohre und klassische Speichenräder Pflicht sind.

Dominierender Luftfilter

Währenddessen versteckt sich der komplett geschwärzte Twin hinter dem optisch dominierenden Luftfilter. Das trübt die Ansicht der Schokoladenseite ein wenig. Den Endantrieb des Hinterreifens übernimmt eine rustikale O-Ring-Kette, während die fünf Gänge eher auf Spurtvermögen als auf Geschwindigkeit ausgelegt wurden. Kernig über die Landstraße oder flink durch den Berufsverkehr zu rollen, stellt mit der kompakten VT kein Problem dar.

Das Motorrad ist ganz klassisch auf einem Doppelschleifenrahmen aus Stahl aufgebaut, der auch in sportiven Kurven genügend Reserven bietet - zumal die Rasten eher früh aufsetzen als spät. Die lediglich in der Farbe "Heavy Grey Metallic" erhältliche VT 750 S ist dennoch ein gelungenes Motorrad: eine pure Fahrmaschine ohne Starallüren und ohne Schnickschnack. Der bekannt niedrige Verbrauch der 750er-Cruiser-Motoren, der ein marginales Tankvolumen von 10,7 Litern erlaubt, dürfte ein Übriges für das nachhaltige Vergnügen tun.

Voluminöser "Bobber-Stil"

Die Shadow "Black Spirit" Foto: Honda

Wer indes ein wenig mehr Aufsehen möchte - möglichst mit den selben Vorteilen des 750-ccm-V2 - der muss zur mattschwarz gehaltenen Shadow Black Spirit greifen, die für 8370 Euro nicht nur voluminösen "Bobber-Stil" bietet, sondern auch ein klein wenig böse daher kommt. Wer jedoch darüber hinaus Wert auf ABS legt, wird zur ebenfalls neuen Shadow Sprit mit Flammendesign greifen, die mit 8970 Euro die Obergrenze der kleinen Cruiser darstellt.

Oberhalb rangiert seit diesem Jahr die kompromisslos gestaltete VT 1300 CX, die für 13.990 Euro nicht nur ein sehr klares Design bietet, sondern auch deftigere Fahrwerte. Der 43 kW/58 PS starke Chrom-Twin schwebt geradezu im lang gereckten Rahmen des Custombikes, das gegen einen Aufpreis von 600 Euro mit ABS erhältlich ist. Eine gute Entscheidung - bei einem Lebendgewicht von rund 300 Kilogramm. Ein Combined-ABS ist in der neuen CBF 1000 F serienmäßig verbaut. Ohnehin wären die Stückzahlen der ohne ABS ausgelieferten Fahrzeuge homöopathisch gewesen.

CBF mit ABS

Die CBF hat ein ABS erhalten Foto: Honda

Auch die bekannte CBF 1000 wird nun übrigens nur noch mit Stotterbremse angeboten. Wem jedoch die 9990 Euro kostende 1000er CBF zu brav ist, hat nun mit der F-Version eine sportliche Alternative, die sich unterhalb der aggressiven CB 1000 R einsortiert. Der Motor der vollgetankt 245 Kilogramm wiegende F leistet 79 kW/107 PS bei 9000 Touren, eine versicherungsfreundliche 72-kW-Variante wird ohne Aufpreis angeboten.

Das maximale Drehmoment von 96 Nm liegt bei 6500 Touren an. Somit bietet die F völlig ausreichende Leistung für sportliche Spritztouren und auch für den längeren Urlaubstrip mit Sozius. Die Erfolgsgeschichte der CB-Familie in Deutschland mit ihren bislang mehr als 42.000 verkauften Exemplaren dürfte folglich weiter gehen. Man sieht: Honda hat weit mehr zu bieten als technisch anspruchsvolle Flaggschiffe. (mid)

Vorheriger ArtikelBundesregierung lehnt Pkw-Maut ab
Nächster ArtikelVerhaltener Budenzauber
Thomas Flehmer
Der diplomierte Religionspädagoge arbeitete neben seiner Tätigkeit als Gemeindereferent einer katholischen Kirchengemeinde in Berlin in der Sportredaktion der dpa. Anfang des Jahrtausends wechselte er zur Netzeitung. Seine Spezialgebiete waren die Fußball-Nationalelf sowie der Wintersport. Ab 2004 kam das Autoressort hinzu, ehe er 2006 die Autogazette mitgründete. Seit 2018 ist er als freier Journalist unterwegs.

Keine Beiträge vorhanden