«Lars M. ist heiß auf die A-Klasse»

Mercedes-Vertriebschef Joachim Schmidt

«Lars M. ist heiß auf die A-Klasse»
Mercedes-Vertriebschef Joachim Schmidt rechnet mit einem Rekordabsatz. © Daimler

Mercedes wird in diesem Jahr einen neuen Absatzrekord aufstellen. Im Interview mit der Autogazette spricht Vertriebschef Joachim Schmidt über die Absatzerwartung, neue Modelle und darüber, warum Audi und BMW in China besser unterwegs sind.

Der Autobauer Daimler wird in diesem Jahr so viele Autos wie nie zuvor absetzen. «Ich gehe davon aus, dass wir mit Mercedes-Benz Cars in diesem Jahr bei über 1,4 Millionen Fahrzeugen landen werden», sagte Vertriebschef Joachim Schmidt im Interview mit der Autogazette. Im Vorjahr hatten die Stuttgarter weltweit 1,36 Millionen Fahrzeuge abgesetzt und damit einen neuen Rekordabsatz erzielt.

Wachstumsziel für 2015 wird früher erreicht

Wie der Manager hinzufügte, rechne er zudem damit, dass die Kernmarke Mercedes-Benz ihr selbst gestecktes Wachstumsziel von 1,5 Millionen Fahrzeugen für das Jahr 2015 früher als geplant erreichen werde. «Wir trauen uns aufgrund unserer derzeit guten Performance zu, dass wir die anvisierten 1,5 Millionen Fahrzeuge bereits im Jahr 2014 erreichen können, also ein Jahr früher als geplant. Vorausgesetzt natürlich, die Märkte brechen nicht ein.»

«Wir sind voll im Plan»

Autogazette: Herr Schmidt, Audi hat gerade seine Absatzprognose für dieses Jahr auf 1,4 Millionen Fahrzeuge erhöht. Muss sich Mercedes-Benz auch in diesem Jahr wieder mit dem dritten Platz unter den Premiumherstellern zufrieden geben?

Joachim Schmidt: Das werden wir am Jahresende sehen. Die Erklärung für unsere aktuelle Position ist allerdings die: Wir haben bei Mercedes derzeit keinen kleinen Geländewagen wie den BMW X1 oder einen Kleinwagen wie den Audi A1 im Angebot, die bekanntermaßen Volumenmodelle sind. Zieht man diese Fahrzeuge vom Gesamtabsatz der Konkurrenz ab, sind wir recht nah beieinander. Das erklärt den Unterschied. Wir sind mit unserem Absatzrekord für Mercedes-Benz im 1. Halbjahr 2012 voll im Plan und werden dieses Jahr so viele Fahrzeuge verkaufen wie noch nie.

Autogazette: Man kann sich seine Zahlen auch schön rechnen...

Schmidt: ...das hat damit nichts zu tun. Wir können in diesen unteren Segmenten den Kunden momentan schlichtweg kein Angebot machen. Aber unsere Strategie ist ja bekannt: Wir sind dabei, unser Portfolio weitreichend zu erweitern, dazu gehört im Rahmen unserer neuen Kompaktwagenfamilie auch ein kleiner SUV. Unsere neuen Kompakten werden erheblich dazu beitragen, dass wir wieder an die Spitze kommen werden.

Autogazette: Im vergangenen Jahr konnten Sie weltweit 1,36 Millionen Fahrzeuge absetzen...

Schmidt:
...bei Mercedes-Benz waren es 1,26 Millionen, zusammen mit Smart waren es 1,36 Millionen Fahrzeuge für Mercedes-Benz Cars...

«Halte 1,4 Millionen Fahrzeuge für realistisch»

Mercedes CLS Shooting Break
Der Mercedes CLS Shooting Break Daimler

Autogazette: ...und diesen Absatz wollen Sie in diesem Jahr übertreffen. Wo wollen Sie denn Ende des Jahres landen?

Schmidt: Ich gehe davon aus, dass wir mit Mercedes-Benz Cars in diesem Jahr bei über 1,4 Millionen Fahrzeugen landen werden.

Autogazette: Wenn man die derzeitige Performance von Mercedes-Benz Cars hochrechnet, erscheinen 1,45 Millionen realistisch zu sein.

Schmidt: Unser Ziel war und ist es in diesem Jahr stärker zu wachsen als der Gesamtmarkt, bei dem wir von einem Wachstum von rund vier Prozent ausgehen. Dementsprechend halte ich über 1,4 Millionen Fahrzeuge für Mercedes-Benz Cars in diesem Jahr für realistisch.

Autogazette: Bis zum Jahr 2015 wollen Sie mit Mercedes-Benz, also ohne Smart, 1,5 Millionen Fahrzeuge absetzen. Sieht es nicht danach aus, dass Sie dieses Ziel schon ein Jahr früher erreichen können?

Schmidt: Wir trauen uns aufgrund unserer derzeit guten Performance zu, dass wir die anvisierten 1,5 Millionen Fahrzeuge bereits im Jahr 2014 erreichen können, also ein Jahr früher als geplant. Vorausgesetzt natürlich, die Märkte brechen nicht ein.

«Gewinnen in West-Europa Marktanteile»

Mercedes B-Klasse Daimler

Autogazette: Der Automarkt in Europa steckt in einer Krise, dennoch liegen Sie per Mai mit 4,4 Prozent im Plus..

Schmidt: ...ja, eine sehr erfreuliche Situation. Wir gewinnen derzeit in West-Europa in fast allen Regionen Marktanteile, wobei der Absatz in südlichen Ländern wie Spanien und Italien dabei marktbedingt rückläufig ist. Das Plus resultiert vor allem aus der Stärke in England und den Zuwächsen in Frankreich. Maßgeblich dafür verantwortlich ist die neue B-Klasse, die fantastisch läuft.

Autogazette: Rechnen Sie in diesem Jahr trotz der Schuldenkrise mit einer Erholung des Absatzmarktes in Europa?

Schmidt: Wir gehen davon aus, dass die Märkte in Spanien und Italien die Talsohle erreicht haben. Wir haben dort zurzeit einen Automobilmarkt, der schlechter läuft als während der großen Finanzkrise 2008/2009. Was 2012 noch kommen wird, wissen wir nicht. Doch ab 2013 gehen wir derzeit von sich erholenden Märkten aus.

Autogazette: Warum läuft es derzeit in China für Sie nicht rund? Im Mai lag der Absatz bei Mercedes-Benz dort gerade einmal bei 16.529 Einheiten, ein Plus von nur 0,8 Prozent. Die Konkurrenz von BMW/Mini kam mit fast 28.000 Einheiten auf einen Zuwachs von 31,5 Prozent, Audi mit über 36.000 Einheiten auf 44 Prozent. Warum kommen Ihre Autos dort weniger gut an als die der Konkurrenz?

Schmidt: Dafür gibt es mehrere Gründe: Zum Beispiel wird die volumenstarke B-Klasse erst mit kleinen Stückzahlen im August in China eingeführt. Auch die neue M-Klasse ist dort erst angelaufen und die lokale Produktion des GLK befindet sich noch im Hochlauf. Mit der Einführung der neuen Modelle und Varianten und der Ausweitung der lokalen Produktionskapazitäten wird unser Absatz sicher wieder an Tempo gewinnen.

«2015 wollen wir 300.000 Autos in China verkaufen»

Der GLK wird in China produziert Daimler

Autogazette: Im Vorjahr konnten Sie 193.000 Einheiten in China absetzen. Müssen Sie in diesem Jahr fürchten, dieses Ziel knapp zu verpassen?

Schmidt: Nein, wir werden diesen Ziel nicht verpassen, dafür werden schon alleine die neue B- und M-Klasse sowie der GLK sorgen, der seit März vor Ort produziert wird. Ich bin zuversichtlich, dass wir dieses Jahr über 200.000 Autos verkaufen.

Autogazette: Daimler-Chef Dieter Zetsche ließ Anfang dieses Jahres auf der Consumer Electronic Show in Las Vegas wissen, dass man den Absatz in China bis 2015 verdoppeln wolle. Gemessen an den Zahlen aus 2011 wären das 380.000 Einheiten...

Schmidt: Bis 2015 wollen wir in China über 300.000 Autos verkaufen – lassen Sie sich überraschen, wie viel genau das sein werden..

Autogazette: Während China enttäuschend läuft, schreiben Sie in den USA ein sattes Plus...

Schmidt: ...ja, die USA ist für uns ein sehr erfolgreicher Markt, hier können wir unsere Produktstärke voll ausspielen und liegen im Premiumsegment vor unseren Wettbewerbern.

«A-Klasse wird die Marke verjüngen»

Mercedes A-Klasse
Die neue Mercedes A-Klasse Daimler

Autogazette: Im Spätsommer bringen Sie die neue A-Klasse auf den Markt. Ist es das Auto, das Lars M. kaufen würde?

Schmidt (lacht): Ja, da bin ich mir sicher. Schließlich kenne ich Lars M. gut, ich habe ihn mit meinem Team als typischen A-Klasse-Kunden definiert. Er ist Ende dreißig und mag sportlich-dynamische Autos. Lars M. ist heiß auf die A-Klasse. Wenn ich mit der A-Klasse unterwegs bin, kommen viele junge Leute auf mich zu und sagen, dass sie das Auto klasse finden.

Autogazette:
Ist die A-Klasse das Auto, das der Marke einen deutlichen Push beim Absatz geben kann?

Schmidt: Nicht nur einen Push beim Absatz, sondern auch beim Image. Die A-Klasse wird die Marke verjüngen und dynamisieren. Sie können zwar viel mit Marketing machen, doch letztendlich ist immer noch das Produkt entscheidend, um die Marke nachhaltig zu verändern. Zudem wird nicht nur die A-Klasse den Absatz befördern, sondern unsere gesamte neue Kompaktwagenfamilie, insgesamt bringen wir ja fünf Fahrzeuge in diesem Segment auf den Markt. Wir rechnen bei der A-Klasse mit einer Eroberungsquote von circa 50 Prozent.

«In Deutschland 1200 Vorbestellungen für Elektro-Smart»

Der neue Elektro-Smart kommt im Spätsommer auf den Markt.
Der neue Elektro-Smart Daimler

Autogazette: In Berlin wurde gerade die dritte Generation des Elektro-Smart vorgestellt. Was heißt es genau, wenn Sie von einer fünfstelligen Absatzerwartung sprechen?

Schmidt: Es bleibt bei dieser Aussage: im ersten Jahr der vollen Verfügbarkeit erwarten wir einen fünfstelligen Absatz. Allein in Deutschland gibt es bereits mehr als 1200 Vorbestellungen. Das ist ein sehr gutes Signal! Der Elektro-Smart ist für mich das ideale Auto für emissionsfreie urbane Mobilität – dazu brauchen wir keine neue Marke, wir haben sie!

Autogazette: Sie haben Tesla gerade den Auftrag erteilt, den Antriebsstrang für eine elektrisch angetriebene B-Klasse zu bauen: Wann wird Sie denn auf den Markt kommen, schon 2014?

Schmidt: Wir sind Anteilseigner bei Tesla und nutzen ihre Erfahrungen und Schnelligkeit bei der Entwicklung unserer B-Klasse mit Elektroantrieb. Wann genau es soweit sein wird, werden wir in Kürze bekannt geben.

Autogazette: Ursprünglich wollten Sie die B-Klasse ja mit Range Extender bringen. Hat sich das Thema damit erledigt?

Schmidt: Wir haben zunächst den reinen Elektroantrieb vorgezogen, weil wir hier eine stärkere Nachfrage erwarten. Die Kunden wollen konsequent auf ein wirklich lokal emissionsfreies Fahrzeug umsteigen und diese Fahrzeuge erfahren weltweit die stärkste Förderung. Außerdem haben wir bei den Verbrennungsmotoren sehr große Fortschritte erzielt, etwa bei der neuen A-Klasse mit nur 98 Gramm CO2/km. Der so genannte Energy Space bei unserer B-Klasse erlaubt es, unterschiedliche Varianten von alternativen Antrieben zu integrieren. Dabei ist prinzipiell auch der Range-Extender nicht ausgeschlossen.

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