Mercedes Lkw fordert integrierten Ansatz zur CO2-Reduktion

Effizienter Lkw-Motor vorgestellt

Mercedes Lkw  fordert integrierten Ansatz zur CO2-Reduktion
Mercedes Lkw-Chef Stefan Buchner in Berlin © Daimler

Mercedes-Benz Lkw hat mit dem OM 471 einen neuen Motor vorgestellt. Er verbraucht drei Prozent weniger. Doch allein die Motoren effizienter zu machen, reiche nicht, so Lkw-Chef Buchner.

Von Frank Mertens

Die Zahlen sind beachtlich. Seit 1965 hat Mercedes den Kraftstoffverbrauch pro Tonnenkilometer bei seinen Lkw um 60 Prozent reduziert. Doch die Anstrengungen zur Steigerung der Effizienz gehen weiter. So bringen die Stuttgarter nun ihren neusten Lkw-Motor auf den Markt, den OM 471. Er reduziert den Verbrauch erneut um drei Prozent.

Vorgestellt wurde das neue Aggregat am Freitag bei der Veranstaltung „Shaping Future Transportation“ in Berlin-Schönfeld. Daimler hat in die Entwicklung dieses neuen Motors 60 Millionen Euro investiert, wie LKW-Chef Stefan Buchner sagte. Eine Investition, die sich für Daimler rechnen dürfte.

Spediteur spart 900 Euro pro Truck

Denn für einen Spediteur zahlt sich eine Verbrauchsreduktion von drei Prozent schnell aus. Bei einer Fahrleistung von jährlich 130.000 Kilometer sei das eine Ersparnis von 1100 Litern Diesel pro Jahr, „also 900 Euro pro Truck“ rechnet Buchner vor. Das rechnet sich, wenn man sich die Gesamtkosten eines Lkw anschaut: denn hier entfallen 29 Prozent der Kosten auf den Kraftstoff, 26 Prozent aufs Personal und nur neun Prozent auf den einmaligen Anschaffungspreis. Aber nicht nur der Spediteur profitiert, sondern auch die Umwelt. So reduziert sich der CO2-Ausstoß um drei Tonnen. „Innovationen bringen somit ökonomische und ökologische Ziele in Einklang“, sagte Buchner.

Die Herausforderungen an die Zukunft werden aus der Sicht Buchners mit Blick auf die weitere Effizienzsteigerung aber nicht weniger werden, wie der Lkw-Chef betonte. Denn mit Blick auf alternative Antriebe für Lkw wie einen Elektromotor machte Buchner wenig Hoffnung, dass dieser sich schnell durchsetzen werde. „Die Kunden akzeptieren nur Angebote, die wirtschaftlich sind.“

Verbrennungsmotor bleibt Maß der Dinge

OM 471 Lkw-Motor
Der OM 471, er verbraucht drei Prozent weniger Daimler

Von daher bleibe der Verbrennungsmotor für lange Zeit im Schwergüterverkehr das Maß der Dinge. Mercedes Trucks stelle sich weiter den anstehenden Herausforderungen an die Mobilität der Zukunft („Wir stehlen uns nicht aus der Verantwortung“, Buchner). Doch um diese zu meistern, brauche man auch die Unterstützung seitens der Politik. Aber der Lkw-Chef zeigte sich zuversichtlich, dass die Branche und die Politik hier gute Mitstreiter sein können.

Doch um die Transporteffizienz im Straßengüterverkehr weiter zu steigern, benötige es neben effizienten Motoren, aerodynamischen Auffliegern auch dem weiteren Ausbau der Verkehrsinfrastruktur. Diese und andere Aspekte müssten Teil eines integrierten Ansatzes sein, um den Kraftstoffverbrauch und damit die CO2-Emissionen weiter zu reduzieren. „Den Verbrennungsmotor immer weiter zu optimieren, ist wichtig, genügt aber nicht. Wir müssen von einem reinen Neufahrzeugansatz zu einem vollständig integrierten Ansatz übergehen. Damit ließen sich die jährlichen CO2-Einsparungen unserer Branche mehr als verdoppeln“, betonte Buchner. Wie ein solcher integrierter Ansatz aussehen kann, will Mercedes in drei Monaten bekannt geben. „Sie können gespannt sein“, ließ der Lkw-Chef wissen.

Feldversuch Lang-Lkw ausweiten

Baden-Württemberg will sich am Feldversuch Lang-Lkw beteiligen.
Ein Lang-Lkw im Einsatz dpa

Zu diesem integrierten Ansatz dürfte auch gehören, dass der Feldversuch Lang-Lkw an Fahrt aufnimmt. Hier hat Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) zwar bereits im September des vergangenen Jahres auf der IAA Nutzfahrzeuge in Hannover eine freie Fahrt für XXL-Laster gefordert, aber so richtig in Fahrt gekommen ist das Thema seither nicht. Zumindest nicht so, wie es sich die Branche das wünschen dürfte.

Zwei Lang-Lkw sind in der der Lage, drei reguläre Lkw zu ersetzen. Ein Lang-Lkw – er ist bis fast sieben Meter länger - kann auf einen Effizienzgewinn zwischen 15 bis zu 25 Prozent kommen und damit den CO2-Ausstoß drastisch senken. Mit Stand 26. Juni beteiligen sich bislang 45 Unternehmen mit 119 Lang-Lkw an dem Test der Bundesanstalt Straßenwesen (Bast), die hierzu im Sommer des zurückliegenden Jahres bereits einen ersten Zwischenbericht vorgelegt hatte.

Zu den Bundesländern, die sich auch im Test beteiligen, gehört auch Baden-Württemberg. Der Feldversuch soll dort auf rund 350 Kilometer des Autobahnnetzes des Landes stattfinden. Daimler hatte diese Entscheidung des Landes im März des Jahres begrüßt und will mit dem Land bei einer begleitenden Studie zur Verbrauchsreduktion zusammen arbeiten.

Bernhard: Weitere Schritte sollten folgen

Staatssekretär Norbert Barthle (l.) und Daimler-Nutzfahrzeugchef Wolfgang Bernhard
Norbert Barthle (l.) und Wolfgang Bernhard AG/Flehmer

Daimler hatte Ende 2014 beim Verkehrsministerium Baden-Württemberg konkrete Transportverbindungen für die Nutzung mit Lang-Lkw beantragt. Damit sollten jährlich 3,2 Millionen gefahrene Kilometer eingespart und rund 3000 Tonnen CO2 Ausstoß vermieden werden. Mit den jetzt freigeschalteten Strecken könnten in einem ersten Schritt rund 1000 Tonnen CO2 Ausstoß vermieden werden.

„Es handelt sich um einen sehr guten ersten Schritt, aber weitere sollten folgen. Über 8000 Lkw Fahrten, zwei Millionen gefahrene Kilometer und zweitausend Tonnen CO2 in Baden-Württemberg bleiben vorerst im wahrsten Sinne des Wortes auf der Strecke. Wir könnten das Verkehrsaufkommen und den CO2 Ausstoß im Land mit zusätzlichen Lang Lkw Fahrten noch deutlich weiter reduzieren“, hatte Daimler-Vorstand Wolfgang Bernhard in einer Pressemitteilung im März gesagt. Darauf wartet die Branche derzeit aber noch immer. Entsprechend kann man in der Tat gespannt sein, was Mercedes in drei Monaten mit Blick auf seinen integrierten Ansatz zu verkünden hat.

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