«Mit dem Denza können wir in China punkten»

Mercedes-Vertriebschef Ola Källenius

«Mit dem Denza können wir in China punkten»
Mercedes-Vertriebschef Ola Källenius © Daimler

Die USA sind für Mercedes noch der wichtigste Markt. Doch schon in den nächsten ein bis zwei Jahren wird sich das ändern, wie Vertriebschef Ola Källenius im Interview mit der Autogazette sagte.

Der Autobauer Mercedes wird zukünftig immer mehr Fahrzeuge für den chinesischen Markt vor Ort produzieren. «Derzeit produzieren wir die C-, E- und GLK-Klasse in China. Ab 2015 kommt noch der GLA hinzu. Entsprechend gehen wir davon aus, dass der Anteil der in China produzierten Modelle im nächsten Jahr bei rund zwei Dritteln liegen wird», sagte Mercedes-Vertriebschef Ola Källenius im Interview mit der Autogazette.

«China wird USA als größten Einzelmarkt ablösen»

Wie Källenius sagte, gehe er davon aus, dass China bald die USA als wichtigster Markt überholt haben dürfte. «Die USA bleibt in diesem Jahr auf jeden Fall unser wichtigster Markt. Aber der chinesische Markt wächst so stark, dass ich davon ausgehe, dass China in den nächsten ein bis zwei Jahren die USA als unseren größten Einzelmarkt ablösen wird.»

Källenius zeigt sich zudem zuversichtlich, dass das zusammen mit dem chinesischen Partner BYD für den dortigen Markt und die Bedürfnisse der chinesischen Kunden entwickelte Elektrofahrzeug Denza in China gut ankommen werde. Weltweit befindet sich die Elektromobilität noch im Anlaufstadium. Doch die Tendenz zeigt nach oben. «Es ist ein vollwertiges Elektroauto für fünf Personen und davon versprechen wir uns viel. Mit dem Denza können wir in China punkten.»

«Smart ideale Marke für urbane Mobilität»

Smart Fortwo
Der neue Smart Fortwo Daimler

Autogazette: Herr Källenius, sind Sie erleichtert, dass Sie nach einer jahrelangen Durststrecke den Smart-Kunden mit dem neuen Fortwo und dem Forfour endlich mal wieder Neuheiten präsentieren können?

Ola Källenius: Es ist ein wichtiger Tag: der neue Smart ist da und dann gleich mit zwei Modellen: als Fortwo und Forfour. Wir zeigen damit, dass Smart die ideale Marke für urbane Mobilität ist und führen die Marke damit in eine erfolgreiche Zukunft. Mit diesen beiden Modellen wird es für die Marke nach oben gehen.

Autogazette: Aufgrund fehlender Neuheiten dümpelte Smart seit Jahren im Bereich von unter 100.000 Autos dahin. Wie sehr werden diese beiden Modelle den Absatz beflügeln?

Källenius: Ein Absatz von 100.000 Einheiten ist eine gute Zahl für ein solches Auto am Ende des Lifecycles. Urbane Mobilität ist ein Wachstumsthema – und daran wollen wir teilhaben. Es gibt viel Potenzial für die neuen Smart-Modelle.

Autogazette: Geht es genauer?

Källenius: Wir geben bekanntlich keine Absatzprognosen ab – und wir tun dies auch nicht für Smart.

«Zuversichtlich, erhebliches Wachstum zu erzielen»

Autogazette: Es war einmal die Rede von einem mittelfristigen Absatzziel von 200.000 Einheiten.

Källenius: Wir werden mit Smart wachsen, vor allem auch angesichts der Erweiterung des Portfolios. Hier sind wir sehr zuversichtlich, ein erhebliches Wachstum zu erzielen.

Autogazette: Mit welcher Verteilung der beiden Modelle rechnen Sie?

Källenius: Ich gehe von zwei Dritteln für den Fortwo und ein Drittel für den Forfour aus.

Autogazette: Der neue Smart ist in Kooperation mit Renault Nissan entstanden. Ist die Kooperation mit den Franzosen so gelaufen, wie Sie sich das erhofft haben?

Källenius: Sie ist so gelaufen, wie wir uns das gewünscht haben. Beide Seiten profitieren davon. Jede Seite stellt sicher, dass die Kunden das Auto bekommen, das sie von der jeweiligen Marke erwarten. Ein Smart bleibt ein Smart. Und ein Renault ein Renault.

«Durch Kooperation Skaleneffekte erzielt»

Der Smart Fortwo bei der Weltpremiere.
Der Smart Forfour AG/Mertens

Autogazette: Wäre es ohne dieses Kooperation möglich gewesen, dass der Smart preisstabil bleibt? Der Zweisitzer kostet 10.340 Euro, der Viersitzer 650 Euro mehr.

Källenius: Wir haben durch die Kooperation Skaleneffekte erzielt, die sich auch positiv auf die Preisbildung ausgewirkt und dazu geführt haben, dass wir ein technologisch höherwertigeres Auto zum gleichen Preis anbieten können.

Autogazette: Der neue Smart kommt Ende des Jahres auf den Markt. Wie lange wird es dauern, bis Sie den neuen Elektro-Smart Ihren Kunden präsentieren können?

Källenius: Elektromobilität ist ein wichtiger Kern der Marke Smart – und entsprechend werden wir ab dem Jahr 2016 von den beiden neuen Modellen auch Elektroversionen anbieten.

Autogazette: Der E-Smart kam im Vorjahr auf einen Anteil von 4,5 Prozent an den Gesamt-Verkäufen. Wird sich dieser Anteil ab 2016 steigern lassen?

Källenius: Für die Elektromobilität sehen wir gute Wachstumschancen, auch wenn dies unter anderem von der Gesetzgebung abhängt. Wir profitieren davon, dass wir mit unserem Carsharing-Angebot car2go gute Wachstumschancen haben. So sind bei uns in Stuttgart ausschließlich Elektro-Smarts im Angebot. Nicht jeder Standort muss gleich ein Elektro-Standort sein, aber die Konzepte funktionieren gut, wie das Beispiel Stuttgart zeigt.

«In China konzentrieren wir uns auf den Denza»

Elektroauto Denza
Der Denza kommt Ende des Jahres Daimler

Autogazette: Welche Rolle kommt China perspektivisch bei der Elektromobilität zu?

Källenius: Weltweit befindet sich die Elektromobilität noch im Anlaufstadium. Doch die Tendenz zeigt nach oben. In China haben wir zusammen mit unserem Partner BYD das Elektro-Auto Denza entwickelt, das Ende des Jahres auf den Markt kommt. Es ist ein vollwertiges Elektroauto für fünf Personen und davon versprechen wir uns viel. Mit dem Denza können wir in China punkten.

Autogazette: Bis 2016 sollen in mindestens 30 Prozent der von Behörden gekauften Neuwagen Elektro- oder Hybridautos sein. Spielt das Ihnen mit dem Denza in die Hand?

Källenius: Diese Pläne werden sicherlich dazu beitragen, dass der Denza, der noch dieses Jahr auf den Markt kommt, seinen Marktstart in einem guten Umfeld feiern kann.

Autogazette: Wenn Sie von E-Mobilität in China sprechen, sprechen Sie dann nur vom Denza oder auch vom E-Smart?

Källenius: In China haben wir zusammen mit BYD den Denza für den dortigen Markt und die Bedürfnisse der chinesischen Kunden entwickelt. Das ist ein Vorteil, um den Kunden von diesem Fahrzeug zu überzeugen. In China konzentrieren wir uns auf den Denza, auch wenn wir bereits seit Ende 2013 den Smart Fortwo ed als Importfahrzeug in China anbieten.

«Wollen bei SUVs noch stärker zulegen»

Mercedes GLA
Der Mercedes GLA Daimler

Autogazette: Wie wichtig ist der Smart für Ihr Unternehmen zur Erreichung des CO2-Grenzwertes von 100 g/km bis 2021?

Källenius: Natürlich kommt ihm eine wichtige Bedeutung für den Flottenverbrauch zu, wenngleich wir den Anspruch haben, dass jedes Segment die geltenden Grenzwerte erreicht.

Autogazette: Im Herbst kommt der neue S 500 Plug-in-Hybrid auf den Markt, der nur 2,8 Liter verbraucht und einen CO2-Ausstoß von 65 g/km aufweist. Welche Modelle Rolle spielen die Plug-in-Hybride für das Erfüllen der CO2-Grenzwerte?

Källenius: Wir werden in mehreren Baureihen Plug-in-Hybride ausrollen. Jetzt kommt die S-Klasse, dann die C-Klasse und dann folgen in den nächsten fünf bis sechs Jahren weitere Volumen-Baureihen mit einem Plug-in-Hybrid. Wir setzen auf dem Weg zur Verringerung der Emissionswerte auf die Kombination aus Elektroautos und den Plug-in-Hybriden, aber auch auf innermotorische oder aerodynamische Maßnahmen zur Effizienzsteigerung.

Autogazette: Der SUV-Anteil an den Mercedes-Verkäufen lag im Vorjahr bei 22,2 Prozent. Wie problematisch ist die hohe Nachfrage der Kunden nach Geländewagen für die Erreichung des CO2-Grenzwertes?

Källenius: Wir haben die CO2-Grenzwerte für alle unsere Fahrzeuge und natürlich auch für die SUVs bereits drastisch reduziert und werden sie weiter reduzieren. Das heißt, wir haben die hohe Nachfrage bei den SUVs mit Blick auf die Erreichung der von der EU geforderten Grenzwerte bereits berücksichtigt. SUVs sind für unsere Wachstumsziele im Rahmen der Strategie Mercedes-Benz 2020 sehr wichtig, entsprechend wollen wir dort noch stärker zulegen.

«Dynamik ins zweite Halbjahr mitnehmen»

Autogazette: Mercedes hat gerade sein bestes Halbjahresergebnis mit 783.520 Autos und einem Plus von 12,8 Prozent erzielt. Werden Sie dieses zweistellige Wachstum bis Ende des Jahres halten?

Källenius: Das erste Halbjahr war für uns sehr erfolgreich, unter anderem dank unserer neuen Kompaktwagenfamilie sowie der E- und S-Klasse. Die Dynamik des ersten Halbjahres wollen wir ins zweite Halbjahr mitnehmen. Wo wir Ende des Jahres letztlich landen werden, das kann ich jetzt leider noch nicht vorhersagen.

Autogazette: In den USA konnten Mercedes mit fast 152.000 Einheiten im ersten Halbjahr um 6,8 Prozent wachsen. Ab wann wird China die USA als wichtigster Einzelmarkt abgelöst haben?

Källenius: Die USA bleibt in diesem Jahr auf jeden Fall unser wichtigster Markt. Aber der chinesische Markt wächst so stark, dass ich davon ausgehe, dass China in den nächsten ein bis zwei Jahren die USA als unseren größten Einzelmarkt ablösen wird.

Autogazette: Momentan wird das Gros der Fahrzeuge für den chinesischen Markt noch in Europa produziert. Wann wird es so weit sein, dass Sie primär die Autos für den chinesischen Markt auch in China produzieren?

Källenius: Derzeit produzieren wir die C-, E- und GLK-Klasse in China. Ab 2015 kommt noch der GLA hinzu. Entsprechend gehen wir davon aus, dass der Anteil der in China produzierten Modelle im nächsten Jahr bei rund zwei Dritteln liegen wird.

Das Interview mit Ola Källenius führte Frank Mertens

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