Mercedes Trucks fahren autonom in die Zukunft

Shaping Future Transportation

Mercedes Trucks fahren autonom in die Zukunft
Der Lkw fährt autonom und der Fahrer kann sich um andere Dinge kümmern. © Daimler

Mercedes hat am Donnerstag den „Future Truck 2025“ vorgestellt. Er ist in der Lage, autonom unterwegs zu sein, wie er bei einer Jungfernfahrt auf der A14 bei Magdeburg zeigte. Damit sollen die Zukunfts-Probleme des Straßentransports gelöst werden.

Von Frank Mertens

Mercedes geht den nächsten Schritt auf dem Weg zum autonomen Fahren - diesmal mit seinen Trucks. Nachdem der Autobauer im Vorjahr mit einem S 500 Intelligent Drive eine Strecke von über 100 Kilometern autonom zurücklegte, legte am Donnerstag ein Lkw der Stuttgarter eine Strecke auf der Autobahn bei Magdeburg automatisiert zurück. "Der Lkw der Zukunft ist ein Mercedes-Benz und fährt autonom", sagte Daimler-Vorstand Wolfgang Bernhard, der bei den Schwaben den Bereich Lkw und Busse verantwortet. "Die Welt schaut in diesen Tagen auf die WM. Dort geht es um den Titel für die nächsten vier Jahre. Bei uns geht es um die Weichenstellungen für die nächsten Jahrzehnte", hob Bernhard die Bedeutung des "Future Truck 2025" hervor.

Highway-Pilot autonom bis 85 km/h

Der "Mercedes-Benz Future Truck 2025" ist mit einem so genannten Highway-Pilot ausgestattet. Dieses Assistenzsystem ist in der Lage, bis Tempo 85 km/h selbständig zu fahren. Dass dies auch unter realistischen Fahrsituationen funktioniert, stellte der "Future Truck 2025" auf einem abgesperrten Teilabschnitt der A14 unter Beweis. Mit dieser Jungfernfahrt will Mercedes eine Diskussion über den Transport der Zukunft anregen. Mit Blick auf die wachsenden Herausforderungen an den Güterverkehr kommt dabei autonom fahrenden Fahrzeugen eine zentrale Rolle zu, wie der Hersteller sagte.

Für Daimler-Vorstand Bernhard könnte der Highway-Pilot Mitte des kommenden Jahrzehnts seine Markteinführung feiern, so denn bis dahin die gesetzlichen Rahmenbedingungen für autonomes Fahren geschaffen werden. Daimler will deshalb die Diskussion mit den Entscheidern aus Politik und Behörden vorantreiben. "Wir sehen hier sehr gute Chancen, denn beim autonomen Fahren gehen wirtschaftliche und technologische Ambitionen Hand in Hand mit dem Nutzen für Gesellschaft und Umwelt", betonte Bernhard.

Unterstützung durch Bundesregierung

Staatssekretärin Katherina Reiche und Daimler-Vorstand Wolfgang Bernhard
Staatssekretärin Katherina Reiche und Daimler-Vorstand Wolfgang Bernhard dpa

Mit Blick auf diese gewünschte Diskussion kann sich Bernhard der Unterstützung der Bundesregierung sicher sein. Wie die Staatssekretärin im Bundesverkehrsministerium Katherina Reiche sagte, komme derartigen Innovationen wie dem autonomen Fahren nicht nur aus wirtschaftlicher Sicht für den Standort Deutschland eine wichtige Rolle zu, sondern sei auch wichtig für die Verkehrssicherheit, die Vermeidung von Unfällen und der Entlastung für den Fahrer, wie die CDU-Politikerin sagte.

"Innovative und effiziente Fahrzeuge sind der Schlüssel für die Reduzierung der CO2-Belastung", sagte die Politikerin. Auf dem Weg zum autonomen Fahren spiele aus Sicht von Reiche auch die gerade erfolgte Modifikation des Wiener Abkommens für den Straßenverkehr durch die UN eine wichtige Rolle. Es gestattet den Einsatz von autonomen Systemen, so lange der Fahrer die Möglichkeit zum Eingreifen besitzt.

"Wir sind in der glücklichen Situation, dass die internationale Gesetzgebung mit der Modifikation des Wiener Abkommens bereits so schnell geändert wurde. Nun gilt es, dies auch in unsere nationale Straßenverkehrsordnung zu bringen", so Bernhard. Nun gelte es, die offenen rechtlichen Fragen zu klären, möglichst noch in diesem Jahrzehnt, sagte Bernhard. Denn Daimler sei bereit, dieses System bis zum Jahr 2025 auf den Markt zu bringen. Im Idealfall wolle man dies zunächst auf dem Heimatmarkt anbieten. Sollte das bis dahin nicht möglich sein, dann werde dies halt im Ausland erfolgen. In Arizona beispielsweise, so Bernhard, sei autonomes Fahren bereits heute erlaubt.

Güterverkehr steigt

Wie wichtig eine neue Strategie mit Blick auf den Güterverkehr ist, belegen auch die Ergebnisse einer Studie ("World Transport Reports") der Experten von ProTrans. Sie sagt voraus, dass der Güterverkehr in der Europäischen Union in den Jahren von 2008 bis 2025 um rund 20 Prozent steigen werde. Drei Viertel aller Güter sollen auch zukünftig weiterhin auf der Straße transportiert werden. Der umweltschonendere Schienenverkehr scheint derzeit in der Branche keine prioritäre Rolle zu spielen, weil er mit höheren Kosten einhergeht. Das Bundesverkehrsministerium prognostiziert bis zum Jahr 2050 eine Steigerung des Güterverkehrs von derzeit 3,7 auf dann 5,5 Milliarden Tonnen.



Für die Transportgüterindustrie steigen damit die Herausforderungen: Sie sehen sich nicht nur steigenden Kraftstoffkosten und Mautabgaben gegenüber, sondern haben zunehmend Probleme, gut ausgebildete Fahrer zu finden. Mercedes betont dabei, dass das autonome Fahren den Fahrer nicht überflüssig machen soll, sondern ihn insbesondere bei monotonen Fahrten auf der Autobahn entlasten solle. Aus Sicht von Mercedes kann hier das autonome Fahren und die Verbesserung der bestehenden Assistenzsysteme eine Lösung für die Entlastung des Fahrers darstellen. So könne beispielsweise der die Verkehrslage analysierende Tempomat "Predictive Powertrain Control" durch die Vernetzung der unterschiedlichen Informationen wie Topographie und Streckenverlauf mit dem Antriebsstrang nicht nur den Fahrer entlasten, sondern dazu beitragen, signifikant Kraftstoff zu sparen, heißt es bei den Stuttgartern.

Stauvermeidung durch Assistenzsysteme

Mercedes Future Truck 2025
Der Mercedes Future Truck 2025 dpa

Perspektivisch arbeitet Mercedes daran, zusätzliche Assistenzsysteme in die Lkws zu bringen. Sie sollen den Truck in die Lage versetzen, insbesondere auf Autobahnen und Fernstraßen ohne Fahrer auszukommen. Dieses System sei mit einem Autopiloten zu vergleichen, so Mercedes.

Perspektivisch soll dies auch dazu beitragen, zu einem besseren Verkehrsfluss und einer besseren Nutzung der zur Verfügung stehenden Straßenfläche kommen. Durch die Kommunikation der Fahrzeuge untereinander sei es auch möglich, dass die Lkw geringere Sicherheitsabstände einhalten können und somit auch zur Stauvermeidung beitragen.

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Thomas Flehmer
Der diplomierte Religionspädagoge arbeitete neben seiner Tätigkeit als Gemeindereferent einer katholischen Kirchengemeinde in Berlin in der Sportredaktion der dpa. Anfang des Jahrtausends wechselte er zur Netzeitung. Seine Spezialgebiete waren die Fußball-Nationalelf sowie der Wintersport. Ab 2004 kam das Autoressort hinzu, ehe er 2006 die Autogazette mitgründete. Seit 2018 ist er als freier Journalist unterwegs.

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