Mercedes A-Klasse: Auf der Suche nach Lars M.

Abschied von der Van-Optik

Mercedes A-Klasse: Auf der Suche nach Lars M.
Daimler-Chef Dieter Zetsche vor der neuen Mercedes A-Klasse © dpa

Mercedes hat auf dem Autosalon Genf die neue A-Klasse vorgestellt. Das neuste Modell der Stuttgarter hat nichts mehr gemeinsam mit dem Vorgängermodell und verabschiedet sich von der Van-Optik.

Von Frank Mertens

Sie ist für Mercedes-Benz eines der wichtigsten Modelle der vergangenen Jahre, vielleicht sogar das wichtigste: die neue A-Klasse. Am Vorabend des Genfer Autosalon feierte das neuste Modell der Stuttgarter am Montagabend seine Weltpremiere. Mit dem Vorgängermodell hat dieses Auto nichts mehr gemein. "Sie ist neu bis ins letzte Detail", sagte Daimler-Chef Dieter Zetsche bei der Vorstellung der neuen A-Klasse. "Diese Chance, mit einem weißen Blatt Papier zu beginnen, gibt es in der Autoentwicklung nicht oft."

Mercedes A-Klasse soll neue Zielgruppe erschließen

Für Zetsche hätten seine Designer und Entwickler diese Chance eindrucksvoll genutzt. Vergleicht man den dynamischen Auftritt der ab September auf den Markt kommenden A-Klasse mit dem der äußerlich nach wie vor bieder daher kommenden B-Klasse, kann man dem Daimler-Chef zustimmen. Die A-Klasse soll neue Zielgruppen für Mercedes-Benz erschließen. Mercedes-Vertriebschef Joachim Schmidt, der für den Februar gerade ein neues Absatzplus von über 20 Prozent vermelden konnte, hat Kunden im Blick, die deutlich jünger als 50 Jahre sind.

So dynamisch-jugendlich wie die neue A-Klasse daher kommt, sollen auch die neuen Kunden sein. Während die alte A-Klasse mit ihrer erhöhten Sitzposition bei vielen Rentnern beliebt war, soll der Nachfolger zum "Mercedes-Sportler unter den Kompakten" werden, wie Schmidt sagt. "Sie ist das richtige Produkt zur richtigen Zeit – mit großem Potenzial, neue Zielgruppen zu erschließen."

Besuch von der DFB-Nationalmannschaft

Den Hang zur Sportlichkeit versucht Mercedes auch dadurch zu unterstreichen, dass man die deutsche Fußball-Nationalmannschaft im EM-Jahr für die A-Klasse werben lässt. In Genf waren neben Bundestrainer Joachim Löw und Manager Oliver Bierhoff auch Nationalspieler Mario Götze zugegen.

Vor dem Hintergrund dieser Ansprüche hat Mercedes gut daran getan, die beachtete Studie "Concept A-Class" mit Konsequenz umzusetzen. "Kaum einer hätte es uns zugetraut, dass wir unsere Studie fast 1:1 in die Serienfertigung bringen. Doch Mercedes ist immer für eine Überraschung gut", sagte Daimler-Entwicklungsvorstand Thomas Weber.

Daimler-Chef Zetsche: "A steht für Angriff."

Und die neue A-Klasse fällt dann gleich um 18 Zentimeter flacher aus; allein das lässt sie im Vergleich zum Vorgängermodell schon deutlich sportlicher erscheinen. Eigentlich hätte diese A-Klasse eine neue Modellbezeichnung verdient, denn mit dem Vorgängermodell hat sie so wenig gemeinsam wie die CDU mit den Linken. Die A-Klasse ist ein vollkommen neues Fahrzeug. Mit ihm setzt Mercedes voll auf Angriff, wie Daimler-Chef Dieter Zetsche wie bereits bei der Vorstellung der Concept A-Klass im April des Vorjahres in Shanghai sagte. "A steht für Angriff."

Dass die neue A-Klasse das wichtigste Modell für Mercedes der zurückliegenden Jahre ist, wollte Vertriebschef Schmidt zwar nicht sagen, doch eines dann doch: "Sie ist ohne Frage eines der wichtigsten der zurückliegenden Jahre, sie wird wie damals der Mercedes 190 neue Kunden zur Marke Mercedes bringen", ist Schmidt überzeugt.

Hohe Eroberungsrate durch die Mercedes A-Klasse erhofft

Der Vertriebschef geht dann auch von einer Eroberungsrate von satten 50 Prozent aus. "Die A-Klasse ist ein Auto, dass zwar nicht günstig ist, aber die Marke Mercedes durchaus erreichbar macht und viele Kunden dazu bewegen wird, umzusteigen." Während der typische Mercedes-Kunde in Europa deutlich über 50 Jahre alt ist (in China liegt das Durchschnittsalter übrigens bei jugendlichen 38 Jahren), soll die A-Klasse ab September von Kunden um die 40 Jahre gekauft werden. Kunden also, die sich auch ein solches Auto leisten können. Für die Marketingstrategen heißt dieser Kunde Lars M., ist 29 Jahre alt und ist "Always on", wie es im Marketingsprech heißt. Soll heißen: Der künftige A-Klasse-Käufer legt Wert darauf, in seinem Auto auch ständig Online zu sein. Das kann er in der A-Klasse, denn das Smartphone lässt sich wie bereits beim Concept A-Class voll in der Bedien- und Anzeigesystem des Autos integrieren.

Doch die Vernetzung des Smartphones mit dem Auto ist das eine, sein Alltagsnutzen das andere. Und hier hat die neue A-Klasse einiges zu bieten, trotz der geringeren Höhe und des Wegfalls des Sandwichbodens. So wächst die neue A-Klasse zunächst einmal auf 4,29 Meter an und wird dadurch im Innenraum deutlich geräumiger als das Vorgängermodell. Die Breite liegt bei 1,78 Metern, die Höhe bei 1,43 Metern. So unterwegs, können auch zwei Großgewachsene im Fond bequem Platz nehmen, für ausreichend Knie- und Kopffreiheit ist gesorgt. Der Kofferraum bietet Raum für 400 Liter Gepäck, 50 Liter mehr als beim VW Golf.

Drei Benziner und drei Diesel für die Mercedes A-Klasse

Zum Start der neuen A-Klasse mit dem neuen Design und dem deutlich aufgefrischtem Innenraum wird der sportliche Kompakte der Schwaben drei Benziner mit einem Leistungsspektrum von 115 PS im A 180 über 156 PS im A 200 bis hin zu 211 PS im A 250 aufweisen. Bei den Selbstzündern stehen der A 180 CDI (109 PS), der A 200 CDI (136 PS) und der A 220 (170 PS) zur Wahl. Für das effizienteste Modell verspricht Mercedes einen Durchschnittsverbrauch von 3,7 Litern, was einem CO2-Ausstoß von gerade einmal 99 Gramm pro Kilometer entspricht.

In der neuen A-Klasse kommen– so wie man es von den Oberklassemodellen von Mercedes kennt – eine Vielzahl von Fahrassistenzsystemen zum Einsatz. Serienmäßig an Bord ist eine radargestützte Kollisionswarnung (Prevention Assist). Mit der neuen A-Klasse stellt Mercedes in Genf – übrigens zeitgleich mit dem Audi A3 (dem großen Konkurrenten aus Ingolstadt) ein überzeugendes Auto vor. Es bietet erstmals auch für Kunden den Einstieg in die Marke, die noch nicht an den Vorruhestand denken.

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Thomas Flehmer
Der diplomierte Religionspädagoge arbeitete neben seiner Tätigkeit als Gemeindereferent einer katholischen Kirchengemeinde in Berlin in der Sportredaktion der dpa. Anfang des Jahrtausends wechselte er zur Netzeitung. Seine Spezialgebiete waren die Fußball-Nationalelf sowie der Wintersport. Ab 2004 kam das Autoressort hinzu, ehe er 2006 die Autogazette mitgründete. Seit 2018 ist er als freier Journalist unterwegs.

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