Wenn das Auto zum Konzertsaal mutiert

Mark Levinson und Lexus

Teurere Audioanlagen für Autos werden immer beliebter. Zugleich tragen die technischen Errungenschaften dazu bei, trotz höheren Musik-Komforts den Verbrauch des Autos zu senken.

Von Thomas Flehmer

Im Sommer ist es am schlimmsten, wenn die Goldkettchen-Träger in offenen Premium-Modellen bassbummernd den gesamten Straßenverkehr unterhalten. Recht häufig und besonders in Großstädten ist dieses Phänomen anzutreffen. Doch ist Lautstärke nicht unbedingt ein Zeichen dafür, dass im Innenraum des Fahrzeugs auch eine gutes Audiosystem installiert ist. Eher das Gegenteil ist der Fall.

Entspanntes Fahren

"Je höherwertiger eine Anlage ist, um so entspannter fahren sie im Auto", sagt Arndt Hensgens, Senior Manager Akustik bei Mark Levinson, einem Tochterunternehmen vom Unterhaltungsspezialisten Harman International Industries, "denn je besser die Anlage ist, umso leiser kann man alles hören. Man braucht also gar nicht aufdrehen." Trotzdem ist es auch mit den Car-Audiosystemen von Mark Levinson, die vor allem in Lexus-Fahrzeugen anzutreffen sind, möglich, das Auto in einen Kino- oder Konzertsaal zu verwandeln.

Serienmäßig in allen LS-Modellen ist eine Anlage von Mark Levinson enthalten, ansonsten kostet das Surround System rund 4000 Euro, allerdings sind dann auch noch Multimediasysteme sowie Navigationssystem im Paket mitenthalten. Sicher eine Stange Geld, doch wer einmal sich vom Klang hat beeindrucken lassen, kommt sicherlich ins Schwanken, beim nächsten Wagen auch auf die richtigen Klangerlebnisse zu achten. Egal ob Hiphop, Jazz oder der Ritt der Walküre durch die je nach Marke 17 Lautsprecher in den Innenraum dringen, man hat den Eindruck man ist mittendrin statt nur dabei.

Vorbereitung wie im Krimi

Die Vorbereitugnen für den Einbau beginnen bei Lexus sehr früh Lexus

Auch das Schauen von DVDs wird ein Genuss. Sicher ist die Leinwand nicht ganz so groß wie im Filmpalast, doch der Raumklang reißt alles heraus. Ein Geheimnis des guten Klangs liegt darin begründet, dass die seit 1998 währende Partnerschaft zwischen Mark Levinson und Lexus vom ersten Zeichenstrich eines neuen Modells aufbaut. "Bei der Konzeption am Reißbrett muss man sich bereits Gedanken machen, was für Lautsprecher wo eingebaut werden", so Hensgens, "die Sicherheitsvorkehrungen sind sehr hoch, da das Auto in einer frühen Phase zu uns kommt."

Wie in einem Krimi wird in geheimen Aktionen dann das jeweilige Modell im Tieflader zu Mark Levinson ins badische Karlsbad gebracht und dort bestückt, ehe es Jahre später seinen Markteinstand gibt. "Je nach Modell werden andere Komponenten eingesetzt und ausgerichtet. Zum einen nach dem Design des Autos, zum anderen aber auch nach der erwarteten Zielgruppe", sagt Lexus-Sprecher Karsten Rehmann. So kommen in einem Lexus IS andere Komponenten zum Einsatz als in der Manager-Limousine LS. Durch den frühen Austausch kann so das Auto als Klangkörper wahrgenommen und die einzelnen Komponenten optimal eingesetzt werden. "Bei anderen Herstellern beißt man in dieser Phase häufig auf Granit", sagt Hensgens.

Bis zu 80 Prozent Stromersparnis

Und ebenso wie an den Antrieben der Zukunft herumgedoktert wird, verfeinern die Klangingenieure die Entwicklung der Audiosysteme. So wird im limitierten Supersportsportwagen LF-A die Technologie Green Edge Premiere feiern. Bei diesem System wird mehr auf Spannung gesetzt, um weniger Strom zu benötigen. "Bis zu 80 Prozent Stromeinsparungen können wir erzielen, indem mehr Spannung am Schwingungssystem zu bewegen", so Hensgens.

Wichtig für Hybrid- und Elektrofahrzeuge

In Hybridautos wie dem Lexus CT 200h ist Strom doppelt kostbar Lexus

Zugleich wird an der Gewichtsspirale gedreht. So verliert der Kabelbaum ungefähr die Hälfte seiner sieben bis acht Kilo. Immerhin ziehen sich rund ein Kilometer Kabel durch das gesamte Auto. "Der Gewichtsverlust und die Verringerung des Stromverbrauchs bei den Audioanlagen sind gerade für die Hybrid- und Elektrofahrzeuge Gold wert", sagt der studierte Nachrichtentechniker, denn damit werde die Reichweite der Autos erhöht.

Doch noch müssen sich die Kunden mit den herkömmlichen Erzeugnissen zufrieden geben. Bei Lexus lassen sich "rund 60 Prozent der RX und IS-Fahrer eine Mark Levinson-Anlage einbauen", sagt Lexus-Vertriebschef Ferry Franz, "das ist ein sehr viel höherer Prozentanteil als der übrige Wettbewerb aufweist." Und auch wenn die Kunden besonders im LS wohl eher den Raumklang der Surround-Anlage genießen, so könnten sie die Goldkettchenträger wohl locker in punkto Lautstärke schlagen – und das nicht nur im Sommer.

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Thomas Flehmer
Der diplomierte Religionspädagoge arbeitete neben seiner Tätigkeit als Gemeindereferent einer katholischen Kirchengemeinde in Berlin in der Sportredaktion der dpa. Anfang des Jahrtausends wechselte er zur Netzeitung. Seine Spezialgebiete waren die Fußball-Nationalelf sowie der Wintersport. Ab 2004 kam das Autoressort hinzu, ehe er 2006 die Autogazette mitgründete. Seit 2018 ist er als freier Journalist unterwegs.

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