Der Karmann-Insolvenzverwalter fordert 20 Millionen Euro von den früheren Managern. Diese hatten Sozialplanzahlungen vorgenommen, die sie angeblich nicht mehr hätten bewilligen dürfen.
Der Sozialplan für frühere Mitarbeiter des Cabrio-Spezialisten Karmann im westfälischen Rheine beschäftigt die Justiz. Bei den Schadensersatzforderungen an den früheren Karmann-Finanzchef Wilhelm-Dietrich Karmann und den damaligen Sprecher der Geschäftsführung, Peter Harbig, gehe es im Wesentlichen um Sozialplanzahlungen für das Werk Rheine, sagte ein Sprecher von Insolvenzverwalter Ottmar Hermann am Mittwoch. Am Dienstag hatte der Gläubigerausschuss Hermann mit der Klage beauftragt. Medienberichten zufolge verlangt Hermann rund 20 Millionen Euro von den Managern. Eine offizielle Bestätigung dieser Zahl seitens Hermanns gibt es nicht.
Sozialplan für 650 Karmann-Mitarbeiter
Karmann hatte im April 2009 Insolvenzantrag gestellt. Dem Unternehmen war es zuletzt nicht mehr gelungen, Nachfolgeaufträge für die Fahrzeugfertigung in Osnabrück und in Rheine zu bekommen. Das Werk in Rheine, Mitte der 60er Jahre erbaut, hatte wenige Wochen vor der Insolvenz im Februar 2009 das letzte Auto, ein Audi A4 Cabrio, produziert.
Ende 2009 wurde das Werk komplett dicht gemacht. Für den Standort Rheine hatte sich die Karmann-Geschäftsführung mit dem Betriebsrat und der IG Metall für 650 Mitarbeiter auf einen Sozialplan verständigt, der eine Transfergesellschaft und Abfindungen vorsah.
Zahlungen hätten nicht erfolgen dürfen
Nach Ansicht Hermanns und seiner juristischen Berater hätten kurz vor der Insolvenz Zahlungen im Zusammenhang mit dem Sozialplan nicht mehr erfolgen dürfen. Daneben gebe es noch weitere Zahlungen, die nun im Zuge einer Anfechtung zurückverlangt würden, erläuterte der Sprecher Hermanns. Mit dem Osnabrücker Werk habe diese Klage nichts zu tun. «Das Werk in Rheine ist kein Tochterunternehmen, sondern ein Schwesterunternehmen», sagte der Sprecher. Die Klage ist noch nicht eingereicht.
Hermann prozessiert bereits gegen die Besitzerfamilien des Traditionsunternehmens. Das Osnabrücker Landgericht hatte im Oktober Hermann 150 Millionen Euro an Steuerrückerstattung zugesprochen, die die Karmann-Besitzer zahlen sollen. Diese legten allerdings Berufung zum Oberlandesgericht Oldenburg ein. Zu den Besitzerfamilien gehört auch der jetzt erneut verklagte Wilhelm-Dietrich Karmann.
Einzelne Karmann-Standorte an Konkurrenz verkauft
Nach der Insolvenz wurden die einzelnen Standorte der Dachfertigungssparte Karmanns an die Konkurrenten Magna, Webasto und Valmet verkauft. Große Teile des Osnabrücker Werks übernahm auch Volkswagen. Der Autokonzern fertigt dort seit vergangenem Jahr das Golf Cabrio. Wegen der guten Nachfrage laufen demnächst möglicherweise auch Porschemodelle in Osnabrück vom Band. (dpa)