Hyundai Veloster: Der Janus-Faktor

Nur ein Motor im Angebot

Hyundai Veloster: Der Janus-Faktor
Der Hyundai Veloster erhält mehr Power © Hyundai

Hyundai bringt mit dem Veloster ein innovatives Coupé auf den Markt. Doch der 1+2-Türer wird es nicht leicht haben, da die Stärken allein dem Design vorbehalten sind.

Von Thomas Flehmer

Janus ist der römische Gott des Anfangs und des Endes und wird immer mit zwei Köpfen abgebildet, die auch als doppelte Sichtweise interpretiert werden kann. Diesen Dualismus hat Hyundai auf das neue Coupé des Unternehmens übertragen, das ab dem dritten September-Wochenende in Deutschland eingeführt wird. Der Veloster, der in Konkurrenz zu dem VW Scirocco treten soll, ist aufgrund seines innovativen Türkonzepts ein Vertreter, der den dualen Gedanken umgesetzt hat.

Innovatives Türsystem

Denn das 4,22 Meter lange Coupé verfügt lediglich über drei Türen und sieht so von jeder Seite anders aus. Auf der Fahrerseite, bei der es lediglich einen Einstieg gibt, entpuppt sich der Veloster in klassischer Coupé-Form mit einer sportlichen Dachschräge und einem kleinen Fenster hinter der B-Säule.

Von der Beifahrerseite aus betrachtet, zeigt sich der Veloster mit den beiden Türen als sportlicher Vertreter der Kompaktklasse. Der Türgriff zum hinteren Einstieg ist dabei in der in schwarz gehaltenen Fensterumrahmung integriert. Doch auch der Rest des Coupés erstrahlt in sportlicher Form, angefangen von der aggressiv gestalteten Frontpartie bis zum harmonisch runden Heck mit eleganten Schlussleuchten.

Enge auf dem Rücksitz

Der Innenraum des Hyundai Veloster ist mit Chromapplikationen aufgepeppt worden Hyundai

Im Innenraum setzt sich der duale Gedanke fort, denn der Veloster ist ein 2+2-Sitzer im wahrsten Sinne des Wortes. Fahrer und Beifahrer können auf gut konturierten Sitzen Platz nehmen und haben viel Freiheit hinter dem modern abgestimmten Armaturenbrett mit zahlreichen in Metall gehaltenen Einfassungen.

Dagegen müssen sich nicht nur Sitzriesen hinter den Vordersitzen beschränken. Selbst der Kopf kleinerer Menschen unter 1,80 Meter berührt dank der sich stark senkenden Coupé-Form das Dach und auch die Beinfreiheit besitzt einschränkenden Charakter. Zudem ist die Sicht für die Person hinter dem Fahrer nur bedingt gegeben und erinnert mehr an eine Schießscharte als an ein Fenster.

Eingeschränkte Sicht

Der Passagier hinter dem Fahrer des Hyundai Veloster sieht nicht so viel Hyundai

Auch die Sicht nach hinten ist durch den teilenden Dachspoiler eingeschränkt. Sie ist zwar besser als im auf gleichem Fensterkonzept basierenden Honda Civic und Toyota Prius, aber halt so eingeschränkt, dass sich die Anschaffung des 1300 Euro teuren Navigationssystems mit Rückfahrkamera lohnt, ohne spätere Nebenkosten für das Ausbeulen aufwenden zu müssen.

Die werden sich tatsächlich auf das Einparken minimieren, denn trotz der sportlichen Form zeigt der Veloster beim Motor auch eine zweite, andere Seite. Das 1,6 Liter große Aggregat mit 103 kW/140 PS zieht nun nicht gerade die Wurst vom Teller. 167 Newtonmeter reichen nicht aus, um den lediglich knapp 1300 Kilogramm schweren Veloster in den sportlichen Bereich zu hieven, den die äußere Hülle vorgauckelt.

Eher Cruiser als Sportler

Das Heck des Hyundai Veloster ist sehr sportlich ausgefallen Hyundai

Es bietet sich eher das gemütliche Cruisen an, dass der Benziner auch sehr gut meistert. Die sechs Gänge lassen sich gut einlegen, das Fahrwerk ist für dieses Tempo gut eingestellt, der Verbrauch von 6,5 Litern kann auf diese Art und Weise besser erzielt werden.

Soll es sportlich vorangehen, müssen die Umdrehungen knapp bei 5000 anliegen, doch dann werden auch die Kurven eher wankend genommen und der Verbrauch wird sich viel höher einpendeln. Wer den Veloster sportlich bewegen möchte, sollte deshalb auf den 200 PS-Turbomotor warten, um schneller als in 9,7 Sekunden die 100 km/h zu erreichen oder auch schneller als 200 km/h unterwegs sein zu können.

Ambitionierte Ziele

Günstig ist die Fahrt im Hyundai Veloster nicht Hyundai

Neben dem zweiten Gesicht des Velosters in Bezug auf sportliches Vorkommen, wird auch noch der Preis für das anvisierte junge Klientel zum Hindernis werden. Während der bereits in der Basisversion gut ausgestattete Veloster bei noch akzeptablen 21.600 Euro startet, kostet die Premium-Version mindestens 26.200 Euro. Kommt noch ein wenig Ausstattung hinzu, stehen unterm Strich knappe 29.000 Euro.

Und auch hier zeigt sich der Janus-Faktor. Das sportlich auftretende Coupé kommt unter der Haube den Ambitionen nicht nach und der Preis ist nicht viel niedriger als beim VW Scirocco. 1500 Einheiten sollen laut Hyundai noch in diesem Jahr in Deutschland verkauft werden, 2012 sollen es 3000 Einheiten sein. Nichts gegen ambitionierte Ziele, aber vermutlich wird der äußerlich Begehrlichkeiten weckende Veloster auch hier seine zwei Seiten präsentieren.

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Thomas Flehmer
Der diplomierte Religionspädagoge arbeitete neben seiner Tätigkeit als Gemeindereferent einer katholischen Kirchengemeinde in Berlin in der Sportredaktion der dpa. Anfang des Jahrtausends wechselte er zur Netzeitung. Seine Spezialgebiete waren die Fußball-Nationalelf sowie der Wintersport. Ab 2004 kam das Autoressort hinzu, ehe er 2006 die Autogazette mitgründete. Seit 2018 ist er als freier Journalist unterwegs.

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