Hyundai Deutschland bekämpft «Wäscheleinen-Effekt»

28 Modelle mit alternativem Antrieb bis 2020

Hyundai Deutschland bekämpft «Wäscheleinen-Effekt»
Die Hyundai Deutschland-Zentrale in Offenbach © Hyundai

Hyundai setzt sich bis 2020 hohe Ziele in Deutschland und Europa. Mit Verbesserungen beim Bekanntheitsgrad soll das Image als asiatisches Schnäppchen zu höheren Verkaufszahlen führen.

Von Thomas Flehmer

Das silberne Jubiläum geht seinem Ende entgegen. 1991 war Hyundai in den deutschen Markt eingestiegen und hat seine Fahrzeuge vor allem über den günstigen Preis an den Mann oder die Frau gebracht. 25 Jahre später freut sich Markus Schrick, Geschäftsführer von Hyundai Deutschland, darüber, dass „Hyundai kein asiatisches Schnäppchen mehr ist, sondern ein ernstzunehmender Mitspieler“, der bis 2020 in Europa „zur asiatischen Marke Nummer eins“ aufsteigen möchte.

Auf dem größten Einzelmarkt in Europa hat Hyundai nach Marktanteilen die meisten Importeure hinter sich gelassen hat. Mit 3,4 Prozent Marktanteil bei 108.434 Verkäufen im Jahr 2015 lag Hyundai knapp hinter Renault, aber weit vor den anderen Importeuren aus Japan, Frankreich, Italien oder England.

Hyundai peilt fünf Prozent Marktanteil an

Als mittelfristiges Ziel bis 2020 wurden sogar fünf Prozent Marktanteil ausgerufen. Damit würden die Koreaner dem langjährigen Spitzenreiter Skoda recht nah auf den Pelz rücken. Die tschechische VW-Tochter wies zum Ende des letzten Jahres einen Marktanteil von 5,6 Prozent aus. Dabei betont Schrick, dass die Deutschland-Filiale nachhaltig wachsen möchte, sodass die bis Ende Oktober 90.300 Verkäufe, mit denen Hyundai lediglich auf Vorjahreskurs liegt, keine Schweißausbrüche bereiten.

Die Nachhaltigkeit bewertet der Auto-Manager unter anderem daran, dass Hyundai in Deutschland „mit 56 Prozent den mit Abstand höchsten Anteil an Privatkunden aufweist.“ Beim Gesamtmarkt seien es nur 36 Prozent. Die Privatkunden würden dann natürlich auch zu einer höheren Marge führen.

Vier Modelle als Fundament

Hyundai stattet den Tucson mit zahlreichen Assistenten aus.
Der Tucson ist ein gewichtiges Fundament von Hyundai Hyundai

Doch auch die Auswahl der Privatkunden führt im Vergleich zu den Flottenkunden zu einem höheren Gewinn. Während bei den Flotten zumeist die Modelle mit weniger Ausstattung und Leistung gewählt werden, greifen die Privatkunden bei den höheren Ausstattungsvarianten und PS-Zahlen zu. „Im Schnitt werden pro Auto rund 1000 Euro mehr ausgegeben als früher“, sagt Schrick.

Der hohe Anteil an Kunden zieht auch einen niedrigen Anteil an Eigenzulassungen nach sich. Mit 25 Prozent liegt Hyundai am unteren Ende der Skala. Sehr zur Freude des ehemaligen Toyota-Managers basieren die Verkäufe dabei nicht nur auf einem Top-Modell, sondern verteilt sich auf mehrere Schultern. „Der i30, der Tucson sowie der i20 und i10 machen rund 80 Prozent des Gesamtabsatzes aus“, so Schrick, „wenn da mal ein Modell schwächelt, passiert der Ausgleich über die anderen Modelle.

Fluch und Segen als Hauptsponsor

Hyundai ist langjähriger Fifa-Sponsor
Hyundai ist langjähriger Fifa-Sponsor Hyundai

Trotz der erfreulichen Entwicklung sieht Schrick noch viel Luft nach oben. „Beim Bekanntheitsgrad der Marke sowie beim Image stecken noch viel Potenzial. Wenn wir bekannter werden und auch noch unser Image pflegen, dann würde das auch Auswirkungen auf unsere Verkäufe haben“ und zugleich helfen, die für 2020 anvisierten Ziele zu erreichen.

Das Jahr 2020 wurde dabei bewusst gewählt, findet doch in diesem Jahr die Fußball-Europameisterschaft quer über den Kontinent verteilt statt, bei der Hyundai einer der Hauptsponsoren ist. Dabei sieht Schrick gerade bei diesem Sponsoring Fluch und Segen zugleich. „In den Jahren mit Europa- oder auch Fußball-Weltmeisterschaften steigt die Bekanntheitskurve nach oben, in den zwei Jahren dazwischen fällt sie nach unten. Es ist ein Wäscheleinen-Effekt, den wir durchbrechen müssen.“

28 Modelle mit alternativem Antrieb bis 2020

Hyundai forciert mit dem Ioniq die alternativen Antriebe
Der Ioniq ist er erste von 28 Modellen mit alternativem Antrieb Hyundai

Neue Modelle sollen dabei zum Durchbruch verhelfen. Der Ioniq wird dabei eher eine untergeordnete Rolle spielen, auch wenn Hyundai mit dem Fahrzeug, einmalig in der Autowelt ist. „Mit dem Ioniq sind wir von relativ weit hinten nach relativ weit vorn gekommen und stellen als einziger Hersteller ein Auto mit drei alternativen Antrieben“, so Schrick.

Trotzdem macht der Ioniq den Anfang einer speziellen Modelloffensive. Gemeinsam mit der Unternehmensschwester Kia werden bis 2020 28 zum Teil neue Modelle mit alternativen Antrieben auf den Markt kommen.

Da die alternativen Antriebe – trotz Elektroprämie – aber immer noch in der Nische fahren, verspricht sich Schrick von den beiden weiteren Neuen in der kommenden Zeit viel mehr – jedenfalls im Hinblick auf die Stückzahlen. Denn der i30, der bereits Anfang September das erste Mal gezeigt wurde, erreicht den Markt im Februar 2017, die Kombi-Variante im darauf folgenden Sommer.

Neue Design-DNA mit dem neuen Hyundai i10

Noch im Dezember stellt der neue i10 zugleich die neue Design-DNA vor, die einen so genannten Kaskaden-Grill im Frontbereich mit sich trägt. Diese Sprache werden dann auch das kleine SUV, das eventuell noch 2017 das Boom-Segment im Automarkt auffüllen soll, sowie ab 2018 ein Shooting Brake mit sich führen.

Besonders das kleine SUV, das spätestens im Jahr der Weltmeisterschaft in Russland zur Verfügung stehen wird, soll den Bekanntheitsgrad insoweit anheben, das Hyundai auf der Einkaufsliste potenzieller Kunden „als Alternative zu Volkswagen erscheint. Egal, ob an dritter, fünfter oder zehnter Stelle“, wie Schrick betont. Vor 25 Jahren konnte Hyundai davon noch nicht mal träumen.

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Thomas Flehmer
Der diplomierte Religionspädagoge arbeitete neben seiner Tätigkeit als Gemeindereferent einer katholischen Kirchengemeinde in Berlin in der Sportredaktion der dpa. Anfang des Jahrtausends wechselte er zur Netzeitung. Seine Spezialgebiete waren die Fußball-Nationalelf sowie der Wintersport. Ab 2004 kam das Autoressort hinzu, ehe er 2006 die Autogazette mitgründete. Seit 2018 ist er als freier Journalist unterwegs.

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