«Drei-Prozent-Hürde fällt im nächsten Jahr»

Hyundai Deutschland-Geschäftsführer Werner Frey

«Drei-Prozent-Hürde fällt im nächsten Jahr»
Hyundai Deutschland-Geschäftsführer Werner Frey © Hyundai

Hyundai Deutschland ist auf Platz drei der Importeure aufgestiegen. Im Interview mit der Autogazette spricht Geschäftsführer Werner Frey von neuen Zielen, dem kleiner werdenden Abstand zu Skoda und einer dicken Acht.

Bei Hyundai geht es kontinuierlich aufwärts. Der Autohersteller aus Korea hat in Deutschland Fiat und Peugeot überholt und belegt in der Importeurswertung derzeit den dritten Platz hinter Renault/Dacia und Skoda. «Es mag so erscheinen, als würde uns der Erfolg in den Schoß fallen, aber es ist ein hartes Arbeiten mit unserer Händlerschaft zusammen», sagt Deutschland-Geschäftsführer Werner Frey im Interview mit der Autogazette, «und man weiß ja auch nicht, wie der Markt sich entwickelt. Ich bin eher für ein solides Bauen, das macht die ganze Sache wetterfest.»

Frey rechnet damit, mindestens 80.000 Fahrzeuge in diesem Jahr zu verkaufen. «Vielleicht kommt eine dicke Acht heraus.» Im kommenden Jahr soll dann die Drei-Prozent-Hürde fallen, nachdem Hyundai Deutschland die Zahl schon in drei Monaten erreicht hatte. einen Angriff auf Renault/Dacia kann sich Frey derzeit nicht vorstellen. «Schnell die 100.000 zu erreichen und zu sagen, wir haben es geschafft, ist nicht unsere Sache. Mir geht es nicht darum, auf der Position drei zu sein. Ich weiß, das Hyundai entsprechend wächst.»

Abstand zu Skoda schrumpft

Allerdings schrumpft der Abstand zu Skoda: «Es gibt im Verlauf eines Monats Tage, an denen wir sehr nah an Skoda dran sind», so Frey. Auch eine mögliche Krise werde das Unternehmen nicht vom Kurs abhalten: «Ich glaube, dass wir sehr gut aufgestellt sind.»

Auch weltweit gäbe es keine Zielvorgabe im Kampf um den größten Autohersteller. «Wir stehen mittlerweile in einem ganz anderen Fokus», sagt Frey, «und es ist klar, dass wir weiter wachsen wollen.» Der Manager schränkt aber auch ein, dass man mit der Größe auch an den Aufgaben wachsen müsse, wenn die kritische Größe zwischen acht und neun Millionen verkauften Einheiten weltweit pro Jahr erreicht werde. «Wer weiß, vielleicht kommt Hyundai mal in diese Größenordnung. Ob wir dann Zweiter sind oder Dritter weiß ich nicht.»

Hoffen auf die dicke Acht

Der Hyundai i30 ist das stärkste Modell in Deutschland Hyundai

Autogazette: Herr Frey, können Sie derzeit vor Freude überhaupt schlafen?

Werner Frey: Ich kann eigentlich immer gut schlafen und gut essen. Das soll auch so sein, denn dann macht ein Job wirklich Spaß. Aber es ist natürlich überhaupt nicht schlecht, wenn man so erfolgreich unterwegs ist.

Autogazette: Hyundai ist in Deutschland auf Rang drei der Importeure vorgerückt. Starten Sie jetzt den Angriff auf die Nummer eins?

Frey: Das haben wir uns so nicht vorgenommen, aber wir wollen weiter wachsen. Deshalb bin ich ganz ruhig und um die Stückzahl ist mir nicht bange. Ich weiß nicht, ob die anderen es schaffen werden, aber ich werde es schaffen.

Autogazette: Knapp 59.000 Fahrzeuge wurden bis August verkauft. Was ist das Ziel für das Gesamtjahr 2011?

Frey: Eine Acht wird stehen, das werden wir auch nicht ändern. Aber vielleicht wird ja eine dicke Acht stehen.

«Kann sein, dass die Drei 2012 fällt»

Die Auslieferung beim Hyundai ix35 hakt Hyundai

Autogazette: Im Februar haben Sie gesagt, sie wollen bis 2015 einen Marktanteil in Deutschland von über drei Prozent erreichen. Ein halbes Jahr später ist Hyundai schon dicht dran . . .

Frey: . . .wir hatten sogar schon drei Monate in diesem Jahr, in denen wir über drei Prozent waren.

Autogazette: Wann fällt die Drei-Prozent-Hürde?

Frey: Es könnte sein, dass die Drei im nächsten Jahr fällt.

Autogazette: Das wäre dann drei Jahre vor dem eigentlichen Ziel. Wo wollen Sie dann 2015 stehen?

Frey: Ich habe mein Ziel nicht verändert. Es müssen viele Dinge gemeistert werden, von der Produktion bis zum Verkauf und den Auslieferungen, wo es bisher beim ix35 etwas hakt. Bis Ende September aber soll das Problem behoben sein. Es mag so erscheinen, als würde uns der Erfolg in den Schoß fallen, aber es ist ein hartes Arbeiten mit unserer Händlerschaft zusammen. Und man weiß ja auch nicht, wie der Markt sich entwickelt. Ich bin eher für ein solides Bauen, das macht die ganze Sache wetterfest.

Autogazette: Welche Maßnahmen führten zu dem Erfolg?

Frey: Unser ruhiges Wachsen, auch wenn Sprünge wie bei der Umweltprämie enthalten sind. Das solide Wachsen macht uns in den Grundfesten sehr stark und widerstandsfähiger, wenn uns der Wind mal härter ins Gesicht bläst. Schnell die 100.000 zu erreichen und zu sagen, wir haben es geschafft, ist nicht unsere Sache. Mir geht es nicht darum, auf der Position drei zu sein. Ich weiß, das Hyundai entsprechend wächst.

«Befinden uns jetzt in einer schwierigen Phase»

Mit dem i40 will Hyundai vornehmlich Flottenkunden gewinnen Hyundai

Autogazette: Also doch der Angriff auf den Titel des stärksten Importeurs?

Frey: Ich schaue immer nach oben. Es gibt im Verlauf eines Monats Tage, an denen wir sehr nah an Skoda dran sind. Und Skoda ist die Nummer zwei.

Autogazette: VDA-Präsident Matthias Wissmann hat vor dem Beginn der IAA gesagt, die deutschen Hersteller seien robust aufgestellt. Müsste Hyundai eine mögliche Krise fürchten?

Frey: Ich glaube, dass wir sehr gut aufgestellt sind. Wir haben das zuletzt bewiesen, als wir in der Krise weiter gewachsen sind. Und wir sind profitabel gewachsen. Es gibt nur einen Konzern, der das auch noch geschafft hat und das ist Volkswagen. Und wir wachsen in allen Kontinenten, das ist das Starke an Hyundai.

Autogazette: Rechnen Sie mit einer neuen Finanzkrise?

Frey: Wenn Sie mich vor ein paar Monaten gefragt hätte, hätte ich geantwortet: Nein, da kommt nichts. Doch wir befinden uns jetzt in einer schwierigen Phase. Ich weiß nicht, ob eine kommen wird, aber gewisse Rückschritte wird es schon geben.

Autogazette: Die Deutschen sind in Zeiten der Krise aber auch zurückhaltender mit dem Autokauf . . .

Frey: . . . und zwar bevor die Krise da ist machen die Menschen sich Sorgen und Gedanken, ob sie sich ein Auto kaufen oder das Geld lieber auf die Seite legen sollen. Andere sagen, bevor jetzt alles den Bach hinuntergeht, kaufe ich mir ein Auto. Die sind aber eher in der Minderheit. Es wird eine gewisse Zurückhaltung geben.

«Kia Mitbewerber wie jeder andere»

Kia ist Hyundai-Tochter und Mitbewerber zugleich Kia

Autogazette: Auch für Hyundai?

Frey: Mein Vertriebsleiter ist vor zwei Wochen zu mir gekommen und hat mir die Ergebnisse einer Studie gegeben, die den Gesamtmarkt auf 3,25 Millionen Einheiten prognostiziert. Ich bin da zurückhaltender und gehe von 3,1 Millionen Pkw-Neuzulassungen für 2012 aus.

Autogazette: Während der Krise kam die Abwrackprämie. Kam durch das Programm für Hyundai ein Imagewandel zustande?

Frey: Wir haben die Abwrackprämie als Chance genutzt und waren vor allem im A-, B- und C-Segment sehr gut aufgestellt. Eine Beschleunigung kam durch die neue Kfz-Steuer. Wir hatten damals fünf Modelle, die unter 120 Gramm CO2-Ausstoß lagen. Das hat gepasst. Dadurch hat es eine andere Präsenz und Wahrnehmung unserer Modelle gegeben und man hat die Wertigkeit unserer Produkte erkannt. Es gab auch eine gute Mund-zu-Mund-Propaganda. Wir befinden uns nun auf einer Welle und werden als Gewinner wahrgenommen. Und wir gehören natürlich lieber zu den Gewinnern als zu den Verlierern.

Autogazette: Sie könnten noch mehr gewinnen, wenn Hyundai – wie Renault und Dacia zum Beispiel – zusammen mit Kia gemeinsame Zahlen veröffentlichen . . .

Frey: . . . bei gewissen Statements wird das praktiziert. Wir haben zusammen 5,74 Millionen Autos weltweit pro Jahr abgesetzt. Aber Kia ist auf dem deutschen Markt auch ein Mitbewerber wie jeder andere, ein Mitbewerber, den wir ernst nehmen.

«Vor Rückrufen nie gefeit»

Das neue Hyundai Genesis Coupé Hyundai

Autogazette: Aber trotzdem sind technisch viele Gemeinsamkeiten bei den verschiedenen Modellen enthalten . . .

Frey: . . . das auch gut ist, weil es uns in eine Position bringt, besser einzukaufen oder besser zu entwickeln. Andere Konzerne haben einen sehr hohen Anteil an gleichen Komponenten in ihren diversen Fahrzeugen. Wir sind noch dabei zu differenzieren.

Autogazette: Aber knapp 84.000 verkaufte Fahrzeuge beider Marken zusammen in den ersten acht Monaten würde sich auch nicht schlecht anhören.

Frey: Ich weiß nicht, ob das Kia oder uns etwas bringen würde.

Autogazette: Auch wenn Hyundai konstant wächst, wurde doch ein ganz schönes Tempo vorgelegt. Wie lange kann so ein Tempo aufrecht erhalten bleiben ohne dass Fehler passieren – wie es zum Beispiel bei Toyota der Fall war, die dann Massenrückrufe starten mussten?

Frey: Vor Rückrufen ist man nie gefeit. Momentan hatten und haben wir das Glück. Aber Fehler können immer passieren, auch wir sind nur Menschen. Wir müssen mit den Füßen auf dem Boden bleiben und dürfen nicht abheben. Das sage ich auch immer den Händlern.

«Mittlerweile in einem ganz anderen Fokus»

Neu auf dem Markt ist der Hyundai Veloster Hyundai

Autogazette: Auch weltweit hat Hyundai ein hohes Tempo an den Tag gelegt und wird als Konkurrent im Kampf um den größten Automobilbauer mit angesehen . . .

Frey: . . . wir stehen mittlerweile in einem ganz anderen Fokus. Dafür ist man zugleich einem größeren Wettbewerb ausgesetzt.

Autogazette: Wann ist dann die Übernahme der Spitze soweit?

Frey: Es gibt keine Zielvorgabe des Konzerns. Es ist klar, dass wir weiter wachsen wollen, auch mit einer gewissen Aggressivität und Cleverness, um die Menschen für Hyundai zu gewinnen.

Autogazette: Aber der Einzug in die Top Five wurde doch auch 2002 als Ziel ausgegeben.

Frey: Wir werden weiter arbeiten und wer dann der nächste ist, das wird man sehen. Es gibt aber auch die kritische Größe . . .


Autogazette: . . . die zwischen acht und neun Millionen verkauften Fahrzeugen pro Jahr liegt . . .

Frey: . . . Das ist eine Riesenherausforderung. Toyota hat das im letzten Jahr mit den Massenrückrufen erlebt. Man muss mit der Größe auch an den Aufgaben wachsen. Wer weiß, vielleicht kommt Hyundai mal in diese Größenordnung. Ob wir dann Zweiter sind oder Dritter weiß ich nicht.

«Förderung für Elektroautos muss her»

Mit KLeinwagen i10 war Hyundai während der Umweltprämie gut aufgestellt Hyundai

Autogazette: Immer mehr Menschen sind bereit, auf ein eigenes Auto zu verzichten. Einige Hersteller basteln an Mobilitätskonzepten oder haben sie schon am Laufen. Wann macht Hyundai mobil?

Frey: Ich sehe da zunächst die ganz großen Städte wie Peking oder Shanghai in der Pflicht, die eine vernetzte Mobilität aufstellen und Konzepte entwerfen müssen. Wir Hersteller können dabei behilflich sein.

Autogazette: Wann kommen die ersten Elektrofahrzeuge auf den Markt?

Frey: Ich sehe den Elektrohype ganz pragmatisch. In Deutschland könnten wir im nächsten ein Auto anbieten. Allerdings gibt es noch viele Fragen nach den richtigen Batteriekonzepten, Recycling, und so weiter. Und in Deutschland müsste ich die Händler und Mechaniker schulen lassen, für das Bereithalten von Teilen und Werkzeugen und gegebenenfalls Reparaturen, ein Rieseninvestment für ganz wenige Fahrzeuge, die verkauft werden.

Autogazette: Woran liegt es denn, dass der Hype in Deutschland noch nicht so hoch ist?

Frey: Es muss eine Förderung her, ein Anschub, der nicht für immer da sein muss. Generell bin ich ein Vertreter der Vielfalt der Antriebe.

Autogazette: Die ersten Brennstoffzellenfahrzeuge sollen 2015 erscheinen. Was bewirkt denn ein so später Einstieg bei der Clean Energy Partnership?

Frey: Es ist ein Mitarbeiten, dabei sein und davon profitieren.

Autogazette: Und wenn die Partnerschaft 2016 ausläuft, geht es unter Wettbewerbsbedingungen weiter, den sie als Sieger verlassen wollen?

Frey: Das könnte sein (lacht).

Das Interview mit Werner Frey führte Thomas Flehmer

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Thomas Flehmer
Der diplomierte Religionspädagoge arbeitete neben seiner Tätigkeit als Gemeindereferent einer katholischen Kirchengemeinde in Berlin in der Sportredaktion der dpa. Anfang des Jahrtausends wechselte er zur Netzeitung. Seine Spezialgebiete waren die Fußball-Nationalelf sowie der Wintersport. Ab 2004 kam das Autoressort hinzu, ehe er 2006 die Autogazette mitgründete. Seit 2018 ist er als freier Journalist unterwegs.

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