Hyundai sieht sich als Vorreiter bei alternativen Antrieben

22 Modelle bis 2020

Hyundai sieht sich als Vorreiter bei alternativen Antrieben
Hyundai forciert mit dem Ioniq die alternativen Antriebe © Hyundai

Hyundai setzt verstärkt auf alternative Antriebe. Bis zum kommenden Jahr werden die Koreaner alle gängigen alternativen Antriebe in ihren Serienmodellen anbieten.

Von Thomas Flehmer

Hyundai beschreitet den Toyota-Weg. Die Japaner haben mit dem Prius vor knapp 20 Jahren den Grundstein beim Hybrid-Antrieb gesetzt und gelten seitdem als Vorreiter. Von vielen anfangs belächelt, besitzt Toyota nun besonders bei den potenziellen Kunden ein grünes Image.

Hyundai schickt sich nun an, ein eben solches Image zu erhalten. „Wir wollen einer der Vorreiter bei den alternativen Antrieben weltweit werden“, sagte Markus Schrick, Geschäftsführer von Hyundai Deutschland, am Rande der Präsentation des Ioniq in Amsterdam.

Hyundai Ioniq mit drei Antrieben

Der 4,47 Meter lange Fünftürer ist dabei für eben diese Vorreiterrolle prädestiniert. Kann er doch gleich drei Antriebe unter der Haube beherbergen. In der ersten Oktober-Woche wird der Ioniq mit einem Hybrid-Antrieb in den Markt eingeführt, einen Monat später folgt das reine Elektroauto.

Im Oktober 2017 dann wird es noch eine Plugin-Hybrid-Variante geben. Gemeinsam mit dem ix35 Fuel Cell wird Hyundai dann als erster Hersteller überhaupt alle gängigen alternativen Antrieben in Serienfahrzeugen anbieten können.

22 neue Modelle bis 2020

Doch das ist erst der Auftakt einer Offensive. „Wir werden bis 2020 insgesamt 22 Modelle mit alternativen Antrieben im Portfolio anbieten“, so Schrick weiter. Darunter sollen sich nicht nur bereits laufende Modelle befinden, denen ein alternativer Antrieb anstatt eines Verbrennungsmotors eingepflanzt wird, sondern auch völlig neue Modelle. Um wie viele neue Modelle es sich dabei handelt, wollte Schrick noch nicht sagen.

Neben dem Engagement für die Umwelt setzen die Koreaner laut Schrick auf „die Erschließung neuer Zielgruppen“. Angesichts des Diesel-Abgasskandals von Volkswagen und der neuen Ausrichtung von Europas größtem Hersteller in Richtung alternativer Antriebe keine verwegene Aussage. Derzeit hält Hyundai in Deutschland einen Marktanteil von 3,1 Prozent, der bis zum Ende des Jahres wieder auf 3,4 Prozent ansteigen soll. Rund 110.000 Neuzulassungen wären dafür nötig. 108.000 Einheiten verkaufte Hyundai im vergangenen Jahr in Deutschland und lag damit hinter Skoda und Renault auf Platz drei der Importeure.

Bescheidene Zielsetzung bei den Händlern

Doch nicht nur die Kunden, auch die eigenen Händler müssen vom neuen Weg überzeugt werden. Von den 380 in Deutschland vertretenen Händlern sollen in diesem Jahr erst einmal 30 Händler die Elektrovariante des Ioniq anbieten. Diese müssen neben dem eigentlichen Verkauf des Fahrzeugs ihre Mitarbeiter auch extra schulen und zertifizieren lassen, damit sie Elektrofahrzeuge mit ihren speziellen Anforderungen im Hochvolt-Bereich auch warten oder reparieren können.

Bis Ende 2017 soll die Zahl der Betriebe dann auf 120 Händler steigen, die den Elektro-Hyundai im Schaufenster stehen haben. „Wir gehen bescheiden an die Aufgabe heran, wollen aber unsere kleineren Ziele eher erfüllen als große Ziele zu verfehlen“, sagt Schrick, der natürlich eine größere Anzahl möglicher Händlerbetriebe im Hinterkopf hat.

Elektroantrieb aus dem urbanen Umfeld befreien

Zumal Schrick „den Elektroantrieb aus dem urbanen Umfeld hinaus anbieten“ möchte. War bisher die geringe Reichweite der Elektrofahrzeuge überhaupt ein Hinderungsgrund für die Anschaffung, so soll der Ioniq bis zu 280 Kilometer schaffen, ehe er an die Ladesäule muss. Im Alltag werden sicherlich rund 100 Kilometer weniger mit einer Ladung absolviert werden können, doch auch 180 Kilometer würden den meisten Autofahrern reichen.

Mit Schnellladesäulen, in denen der Ioniq innerhalb von nur 23 Minuten wieder aufgeladen wird, könnten dann auch größere Reisen unternommen werden, wenn eine vernünftige Ladeinfrastruktur in Deutschland bestehen würde. Schrick rechnet deshalb damit, dass sich lediglich 500 Kunden für eine Elektrovariante entscheiden, eine doppelte Anzahl soll beim Hybrid zugreifen – überschaubare Zahlen. So muss Hyundai damit leben, zuweilen mit seinen Zielen belächelt zu werden. Aber auch das ist der Toyota-Weg.

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Thomas Flehmer
Der diplomierte Religionspädagoge arbeitete neben seiner Tätigkeit als Gemeindereferent einer katholischen Kirchengemeinde in Berlin in der Sportredaktion der dpa. Anfang des Jahrtausends wechselte er zur Netzeitung. Seine Spezialgebiete waren die Fußball-Nationalelf sowie der Wintersport. Ab 2004 kam das Autoressort hinzu, ehe er 2006 die Autogazette mitgründete. Seit 2018 ist er als freier Journalist unterwegs.

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