Harley Road Glide Special: Gleiter durch die Zeit

Premiere in Deutschland

Harley Road Glide Special: Gleiter durch die Zeit
Die Harley-Davidson Road Glide Special. © Harley

Harley-Davidson führt die bereits seit 16 Jahren auf dem Weltmarkt existierenden Road Glide Special nun auch in Deutschland ein. Der 385 Kilogramm schwere Tourer lässt sich aber souverän pilotieren.

Sie sind eine Wissenschaft für sich, die Modellkürzel von Harley-Davidson. Kann man sich noch merken, dass ein Modellcode mit FL am Anfang auf ein Tourermodell hinweist, wird’s danach schon übel: Scheinbar sinnlos purzeln die Buchstaben durcheinander. In unserem Fall lautet die Modellbezeichnung im Harley-Sprech FLTRXS, gemeint ist damit ein extrem auffälliges Bike, nämlich die Road Glide Special.

Harley Road Glide in "Amber Whiskey" besonders auffällig

Ohne die Beifügung "Special" bereits 1998 erstmals erschienen, war sie zwar auf vielen Märkten der Welt jahrelang im Programm, nicht aber in Deutschland. Zu uns kommt das auffällige Motorrad nun erstmals, und wer mit einer Version in der Farbgebung "Amber Whiskey" unterwegs ist, erntet reichlich Aufmerksamkeit. Als Fahrer hat man von der höchst speziellen Lackierung nur im Stehen etwas. Unterwegs dominiert anderes: Das mehr als großzügige Raumgefühl hinter der weit entfernten kleinen Plexiglas-Scheibe. Ein echter Gleiter durch Zeit und Raum.

Markant und unübersehbar ist die rahmenfest montierte Verkleidung der Road Glide Special. Dominierend in ihr sind die beiden Voll-LED-Scheinwerfer, die Harley einprägsam "Daymaker" nennt; ob sie diesen Namen zu Recht tragen, konnten wir nicht überprüfen. Auffällig im Verkehr sind sie jedenfalls. Ebenfalls neu in der Verkleidung sind "Air-Vents". Darunter sind drei Lüftungskanäle zu verstehen, die mit einer Taste oben am Cockpitrand freigeschaltet oder versperrt werden können. Zweck der Übung soll es laut Harley sein, Einfluss auf den Luftstrom um Fahrers Nase und Helm nehmen zu können. Wir gestehen: Unsere Nase hat wenig Unterschiede zu verspüren vermocht. Fraglos ist die Road Glide Special ein Cabrio, und da zieht’s halt. Das will man ja schließlich auch so. Immerhin verschont einen die Luftführung von lästigen Turbulenzen am Helm; Tempo 120 ist eine absolut genussvolle Geschwindigkeit.

Niedrige Sitzhöhe der Harley-Davidson Road Glide

Die Harley-Davidson Road Glide Special ist erstmals in Deutschland vertreten.
Die Harley-Davidson Road Glide agiert absolut souverän SP-X

Trotz des massiven Vorbaus unterscheidet sich das Handling des fahrfertig 385 Kilogramm wiegenden Raumgleiters im Grunde nicht von dem der 13 Kilogramm leichteren Street Glide mit lenkerfest montierter, weit kleinerer Verkleidung. Lediglich bei Schritttempo, beim Wenden und Rangieren ist vielleicht ein wenig mehr Konzentration vonnöten. Doch die Sitzhöhe von 69,5 Zentimetern ist niedrig genug, um stets für besten Bodenkontakt der Stiefel zu sorgen. In Fahrt macht die Road Glide Special ihrem Namen alle Ehre: Einlenken in Kurven ist dank breitem Lenker genauso easy wie die Stabilität beim Umrunden von Biegungen tadellos ist.

Dabei macht es keinen nennenswerten Unterschied, ob man im Flachland oder in bergigen Regionen unterwegs ist, in denen Kurven weitaus zahlreicher sind. Stimmen des Fahrers Auge und damit die gewählte Linie mit dem Straßenverlauf überein, absolviert die Road Glide sowohl weite Bögen wie auch Serpentinen willig und ohne besondere fahrerische Konzentration. Die von Harley-Davidson angegebene Schräglagenfreiheit von 31 Grad ist nicht üppig, aber ausreichend: Mit etwas Gefühl lässt sich damit gut leben, ohne dass man in jeder Kurve die Trittbrett-Halterungen über den Asphalt schrappen lässt.

Feine Ausstattung der Harley-Davidson Road Glide

Die Harley-Davidson Road Glide Special ist erstmals in Deutschland vertreten.
Betörender Sound der Harley-Davidson Road Glide SP-X

Nicht unwichtig für die leichte Fahrbarkeit ist der bekannte luftgekühlte V2-Motor mit 1690 Kubik Hubraum und 64 kW/87 PS Leistung. Liegen erst mal 2000 Umdrehungen an, ist jedes Zurückschalten überflüssig; der Durchzug ist genauso begeisternd wie der klappengesteuerte Sound. Auf Landstraßen wird eigentlich alles in den Gangstufen drei und vier erledigt; die obersten zwei Gänge sind der Autobahn vorbehalten.

Großen Wert hat der Hersteller auf die feine Ausstattung der "Special" gelegt. Das fängt bei Kleinigkeiten wie den in die beiden Blinker integrierten Rück- und Bremsleuchten an und geht über das praktische Security System mit integrierter Wegfahrsperre bis zum aufwendigen Infotainment-System. Der Farbtouchscreen mit 6,5 Zoll Diagonale ist ganz oben im Cockpit montiert und liegt damit ausgezeichnet im Blickfeld. Integriert ist ein Navigationssystem, dazu Voice-Control, Bluetooth-Konnektivität und das sogenannte Jukebox-Mediafach mit USB-Port; damit wird das eigene Smartphone zur Musikquelle. Gesteuert wird das System mittels zweier Joysticks, die in die vielfältig bestückten Lenkerarmaturen integriert sind.

Vorheriger ArtikelJeep Wrangler-Studie macht auf ganz hart
Nächster ArtikelMit Bridgestone in die Winterreifenzeit
Thomas Flehmer
Der diplomierte Religionspädagoge arbeitete neben seiner Tätigkeit als Gemeindereferent einer katholischen Kirchengemeinde in Berlin in der Sportredaktion der dpa. Anfang des Jahrtausends wechselte er zur Netzeitung. Seine Spezialgebiete waren die Fußball-Nationalelf sowie der Wintersport. Ab 2004 kam das Autoressort hinzu, ehe er 2006 die Autogazette mitgründete. Seit 2018 ist er als freier Journalist unterwegs.

Keine Beiträge vorhanden