Fiat Freemont: Ein Amerikaner in Turin

Außen USA, innen Italien

Fiat nutzt seine Vorherrschaft bei der Chrysler Group. Dem Dodge Journey wurde ein Fiat-Aggregat eingepflanzt – heraus kam der Fiat Freemont.

Von Helmut Weinand

Der Fiat Freemont steht ab sofort bei den deutschen Händlern. Im Blut hat die italienische Großraumlimousine Chrysler-Gene, in den USA wird der Wagen als Dodge Journey verkauft. Unter der Motorhaube arbeitet ein 2,0-Liter-Multijet II-Dieselmotor von Fiat mit wahlweise 103 kW/140 PS oder 125 kW/170 PS, der mit Frontantrieb und manuellem Sechsganggetriebe kombiniert ist. Zum Jahresende gesellt sich ein Allrader mit einem Sechsgang-Doppelkupplungsgetriebe hinzu. Die Preisliste startet bei 25.990 Euro für die schwächere Ausführung. Der stärkere Motor - nur in Kombination mit der gehobenen Variante "Urban" erhältlich - kostet 28.790 Euro. Der Aufpreis für die Allrad-Version liegt rund 4000 Euro darüber. Auf absehbare Zeit werden in Deutschland keine Benzinmotoren angeboten.

VW Tiguan kann mehr Gepäck aufnehmen

Bereits die 140-PS-Basisversion ist mit Drei-Zonen-Klimaautomatik, CD-Radio mit sechs Lautsprechern, elektrischen Fensterhebern, dem Schleuderschutz ESP, Berganfahrhilfe, sechs Airbags, Tempomat, Alarmanlage und 17-Zoll-Aluräder anspruchsvoll ausgestattet. Beim "Urban" kommen unter anderem Parksensoren hinten, elektrisch verstellbare Sitze, eine Bluetooth-Freisprechanlage und ein Multifunktionslenkrad hinzu.

Der Siebensitzer kommt auf eine Länge von 4,89 Metern, eine Breite von 1,88 Metern und eine Höhe von 1,69 Metern. Der Radstand wird mit 2,89 Meter angegeben. Das maximale Ladevolumen liegt bei 1461 Litern. Zum Vergleich: Der VW Tiguan, 48 Zentimeter kürzer, lädt mit maximal 1985 Litern deutlich mehr. Weiteres Manko: Auch gebremst kann das fast zwei Tonnen schwere Auto nicht mehr als 1100 Kilogramm an den Haken nehmen.

Kleiner Motor des Fiat Freemont reicht aus

Der Fiat Freemont wurde auf europäische Ansprüche umgepolt Fiat

Dank Eingriffe beim Design mit gefälligeren Front- und Heckleuchten sowie mit filigraneren Stoßfängern wurde dem europäischen Geschmack Genüge getan. Amerikanische Plastikarchitektur im Inneren wurde zurückgedrängt, der Komfort verbessert. In den großen Sitzen fühlt man sich wohl. Die hohe Position vermittelt wie immer Sicherheit im Straßengewühl. Leider lässt sich beim Fahrersitz die Lehne nur mit spitzen Fingern und einiger Übung schnell verstellen. Dafür verdienen Federung und Geräuschdämmung die Note "gut".

Gleiches gilt für die beiden modernen Diesel-Aggregate, die mit bis zu acht Einspritzvorgängen pro Arbeitstakt für einen wirtschaftlichen Umgang mit dem Treibstoff sorgen. Der kleinere Motor reicht vollkommen aus, zumal der Zugewinn gegenüber dem größeren Triebwerk von plus 12 km/h bei der Spitzengeschwindigkeit bei unverändertem Drehmoment von 350 Nm unerheblich ist. Die Sechsgangschaltung arbeitet leichtgängig und exakt.

Ausreichende Bequemlichkeit in hinteren Reihen des Fiat Freemont

Rund 30.000 Mal soll der Fiat Freemont in Europa 2012 verkauft werden Fiat

Die Reihen zwei und drei bieten ebenfalls ausreichende Bequemlichkeit, wobei man die Plätze ganz hinten besser Kindern überlässt. Schön in diesem Zusammenhang: Höhenverstellbare Sitzpolster liefern den Kleinen zusätzliche Sicherheit und erhöhen dank Sichtverbesserung ihre Zufriedenheit auf längeren Reisen. Die Ladefläche ist eben und leicht zu erreichen. 25 Ablagefächer, Nischen und Netze bieten Platz für allerlei Kleinkram, angeblich kommen so 138 Liter Volumen Stauraum zustande.

Über Verkaufszahlen in Deutschland spricht Fiat nicht. In ganz Europa sollen es im nächsten Jahr insgesamt 30.000 Einheiten sein, die vom Chrysler-Werk in Mexiko über den Teich kommen. Dies wäre schon ein Achtungserfolg für die ungleichen Brüder von Chrysler und Fiat. (mid)

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Thomas Flehmer
Der diplomierte Religionspädagoge arbeitete neben seiner Tätigkeit als Gemeindereferent einer katholischen Kirchengemeinde in Berlin in der Sportredaktion der dpa. Anfang des Jahrtausends wechselte er zur Netzeitung. Seine Spezialgebiete waren die Fußball-Nationalelf sowie der Wintersport. Ab 2004 kam das Autoressort hinzu, ehe er 2006 die Autogazette mitgründete. Seit 2018 ist er als freier Journalist unterwegs.

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