Fiat Freemont: Der amerikanische Freund

Nachfolger des Dodge Journey

Fiat ist in die Van-Klasse zurückgekehrt. Als Nachfolger von Multipla und Ulysse steht mit dem Fiat Freemont ein auf europäische Verhältnisse umgebauter Dodge Journey zur Verfügung.

Von Axel F. Busse

Der Dodge Journey ist wieder da. Allerdings steckt er ab November im Kleid des Fiat Freemont. Der amerikanischen Großraumlimousine fallen nach Durchlaufen des Turiner Copyshops große Aufgaben zu. Sie soll praktisch drei Produkte aus dem Fiat Modellprogramm ersetzen, die kurz nacheinander eingestellt wurden. Für die Hochdachlimousine Croma und die beiden Vans Multipla und Ulysse hat Fiat keine direkten Nachfolger entwickelt. Dabei geben sich die Italiener redlich Mühe, den wieder belebten Fünftürer nicht als Untoten erscheinen zu lassen. Bei der im Hinblick auf europäische Kundenerwartungen erfolgten Überarbeitung habe das Fahrzeug "deutlich an Profil gewonnen", sagt Fiat-Kommunikationsdirektor Roberto Corradi. Die Modifikationen an Frontgestaltung, Innenraum, Fahrwerk und Lenkung stellten "eine Teamarbeit auf beiden Seiten des Atlantik" dar.

Diesel in zwei Leistungsstufen

Der Fiat-Dieselmotor mit Multijet-Einspritzung ist in zwei Leistungsstufen zu haben. Bei jeweils zwei Litern Hubraum leistet der Vierzylinder wahlweise 103 kW/140 PS oder 125 kW/175 PS. Stattliche 4,89 Meter Außenlänge erhalten ihren wuchtigen Auftritt durch eine hohe Motorhaube und eine kantige Linienführung. Von Hause aus ist der Wagen mit 17-Zoll-Alufelgen bestückt. Auf Wunsch sind sogar 19-Zoll-Felgen zu haben. Im Innenraum herrscht ein üppiges Raumgefühl, Verkleidungen und Instrumententräger sind in einem weiten Bogen um die Passagiere herum gespannt, die hohe Sitzposition trägt ein Übriges zur gefühlten Großzügigkeit bei.

Die Polster der zweiten Reihe sind etwas höher montiert als die Vordersitze, so dass die "Hinterbänkler" einen großzügigen Rundumblick genießen können. Die nochmalige Anhebung der dritten Reihe nach dem System der "Kinobestuhlung" soll diesen Vorteil weiter reichen, jedoch stößt dieser Anspruch durch die nach hinten etwas abfallende Dachlinie der Karosserie bald an ihre Grenzen. Immerhin ist das Zustiegsystem für die dritte Reihe so geregelt, dass die äußeren Sitze der zweiten Reihe mit wenigen Handgriffen minimal zusammengefaltet werden und eine ausreichende Lücke zum Ein- und Aussteigen bietet.

Solides Ausstattungsniveau

Mit einem soliden Ausstattungsniveau versucht Fiat, das Auto den europäischen Kunden schmackhaft zu machen: Ab Werk sind bereits Alufelgen und CD-Radio, Drei-Zonen-Klimaautomatik und Nebelscheinwerfer, schlüsselloses Zugangssystem, Tempomat und Alarmanlage vorhanden. Auf Isofix-Kindersitzbefestigungen braucht man nicht zu verzichten, für die etwas älteren Sprößlinge sind ausklappbare Zusatzpolster in die Sitze der zweiten Reihe integriert. Die teurere "Urban"-Ausstattung bietet obendrein Parksensoren hinten, einen elektrisch verstellbaren Fahrersitz, Dachreling und Multifunktionslenkrad. Das alles ist ab 25.990 Euro zu haben. Der Dodge kostete bei seiner Einführung 2008 knapp 24.000 Euro.

Obwohl nach Aussage von Roberto Corradi an Aufhängung und Lenkung eifrige geschraubt worden ist, kann der Freemont seine amerikanische Herkunft nicht verleugnen. Die Abstimmung ist kommod und komfortorientiert, eine direkte Lenkung sucht man hier aber vergebens. Der Schalthebel des manuellen Sechsganggetriebes sitzt so weit hinten, dass Fahrer, die aufgrund ihrer Körpergröße Nähe zu den Pedalen suchen müssen, in einem ungünstigen Winkel zum Knauf sitzen. Ein Automatikgetriebe ist derzeit nicht erhältlich. Sie soll aber zum Jahresende in Verbindung mit einer Allrad-Variante des Freemont angeboten werden.

Knurriger Geselle beim Beschleunigen

Der 103 kW/140-PS-Diesel ist dem mit knapp 1 900 Kilogramm recht stattlichen Gewicht des Fahrzeugs durchaus gewachsen. Vom stärkeren Motor sollte man einen deutlichen Temperamentsgewinn nicht erwarten, da beide Aggregate mit 350 Newtonmetern auf das gleiche maximale Drehmoment kommen. Die vom Hersteller zu den Modifikationen gezählte bessere Geräuschdämmung war auf den ersten Testkilometern nicht hörbar.

Stattdessen erwies sich der 140-PS-Motor als etwas knurriger Geselle, vor allem, wenn man ihm zum Beschleunigen mehr als 3000 Umdrehungen pro Minute abverlangt. Der brummige Schallpegel veranlasst dann zu schnellem Hochschalten, was die Chancen erhöht, in der Endabrechnung in die Nähe des werksseitig vorgesehenen Verbrauchs von 6,4 Litern je 100 Kilometer zu kommen. (mid)

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Thomas Flehmer
Der diplomierte Religionspädagoge arbeitete neben seiner Tätigkeit als Gemeindereferent einer katholischen Kirchengemeinde in Berlin in der Sportredaktion der dpa. Anfang des Jahrtausends wechselte er zur Netzeitung. Seine Spezialgebiete waren die Fußball-Nationalelf sowie der Wintersport. Ab 2004 kam das Autoressort hinzu, ehe er 2006 die Autogazette mitgründete. Seit 2018 ist er als freier Journalist unterwegs.

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