Erst seit 2010 ist Falken als Reifenhersteller auf dem deutschen Markt aktiv. Das vor allem mit Performance-Pneus in Verbindung gebrachte Unternehmen will über eine Image-Erweiterung das Bewusstsein im europäischen Markt schärfen.
Von Thomas Flehmer
James Deane gibt den Takt vor. Wenn auch die Schreibweise nicht identisch ist mit dem 1955 tödlich verunglückten US-Schauspielers, so erfreut sich der Ire ebenso an schnellen Autos wie das Idol früherer Generationen, wenn er mit seinem selbst gewerkelten Nissan Silvia S14 mit 700 PS über den zugefrorenen Pätsinperä-See in der Nähe des finnischen Kuusamo zumeist quer rast. Als europäischer Drift-Champion drückt der 23-Jährige passgenau seinem Sponsor den Stempel auf. „Das Image von Falken bewegt sich sehr in Richtung Performance-Reifen“, sagt Stephan Cimbal.
Deutsche Premiummarken als Ziel
Der Marketingleiter von Falken Tyre Europe (FTE), die in Deutschland erst im Jahr 2010 gestartet sind, wird zumeist mit Motorsport in Verbindung gebracht, hat aber auch ganz normale Pneus im Angebot. „Der Focus liegt auf dem Vollsortiment vom Kleinwagen bis zum Bus“, sagt der 43-Jährige. Dabei bog die erst 1983 gegründete Tochter des japanischen Großkonzerns Sumitomo fast schon sportlich auf den Erfolgskurs ein.
Über Erstausstattungen bei neuen Fahrzeugmodellen wollen die verantwortlichen das Image in Richtung Vollangebot öffnen. Im Volkswagen-Konzern und bei Toyota werden neue Fahrzeuge bereits mit Falken-Produkten ausgestattet. „Unser Ziel sind die deutschen Premiummarken. Da sind wir gerade mittendrin“, so Cimbal.
Deutscher Unternehmensname - japanische Marke
Angst, aufgrund des relativ jungen Marktstartes mit chinesischen Billigangeboten dabei verwechselt zu werden, hat der gelernte Industriekaufmann und diplomierte BWLer dabei nicht. „Es war 1983 bei der Gründung eine kluge Entscheidung, dem Unternehmen einen deutschen Namen zu geben. Es gibt viele Personen, die glauben, wir wären eine deutsche Marke.“
Hinzu kommt, dass das Angebot qualitativ nicht bei Null angefangen hat, sondern zunächst von der japanischen Mutter Sumitomo, weltweit die Nummer sieben bei den Reifenherstellern, profitieren konnte. „Wir sind bei der aktuellen Entwicklung ganz vorne dabei“, sagt deshalb auch Bernd Löwenhaupt, der technische Leiter bei FTE. „In Japan haben wir den Reifen mit dem geringsten Rollwiderstand und sind auch beim Schaum ‚Silent Call‘ vorn dabei.“
Falken mit neuem Werk in Ankara
Zudem profitierte Falken vom Joint Venture mit Dunlop, das im vergangenen Jahr offiziell ausgelaufen war. „Wir haben von der Technologie profitiert“, sagt Löwenhaupt, der zuvor in identischer Stellung bei Goodyear Dunlop engagiert war, „die Technik des allseits geachteten und prämierten Dunlop Blue Response kommt auch bei uns zum Einsatz, nur unter neuem Namen.“
Auch bei den Entwicklungs- und Lieferwegen tun sich kleinere Kilometerzahlen auf. Die neuen Pneus werden seit 2014 in Hanau entwickelt und für Europa im türkischen Werk in Ankara gefertigt. „Zuvor kam das Volumen aus Thailand“, so Löwenhaupt. „Wir können nun schnell auf Kundenwünsche reagieren“, ergänzt Cimbal.
Sportliche Partnerschaften außerhalb des Reifensegmentes
Damit die Wahrnehmung gesteigert wird, wurde eine Partnerschaft mit dem Fußball-Bundesligisten FC Ingolstadt eingegangen, der eine ähnliche Entwicklung als Underdog genommen hat und nun in der ersten Liga mitspielt. Die Nähe des Vereins zu VW-Tochter Audi, die 19 Prozent der Vereinsanteile hält und der zu 100 Prozent die Spielstätte der Ingolstädter gehört, war dabei nicht ohne Eigennutz. Nach der Erstausstattung des neuen Passat mit 16 Zoll-Pneus sollen auch die Premiumprodukte aus Franken den Schriftzug „Falken“ tragen.
Neben dem Invest in den Fußball liegt ein besonderer Aspekt auf Action und Lifestyle, derzeit besonders zu Red Bull. „Wir stellen für das Red Bull Air Race ein eigenes Falken-Flugzeug“, sagt Cimbal, der seit Juli 2015 die Geschicke leitet, nachdem er zuvor jahrelang als externer Berater für den Reifenhersteller tätig war. „Mit dem Flugzeug unterscheiden wir uns von den anderen Mitbewerbern.“
Fünf Prozent für den europäischen Markt
Mit den Aktivitäten und Produkten soll so ein europäischer Marktanteil von fünf Prozent erzielt werden, wobei Deutschland eine gewichtige Rolle spielt. „Der deutsche Markt generiert genauso viel Volumen wie alle anderen europäischen Märkte zusammen“, sagt Cimbal.
Doch daran wird sich demnächst etwas ändern, wenn der erste Spike-Reifen in den skandinavischen Ländern und vor allem auf dem russischen Markt rund 280 Millionen Autofahrern zur Verfügung stehen wird. Und auch dafür zieht James Deane in der Driving Academy des viermaligen Rallye-Weltmeisters Juha Kankkunen seine Kreise auf dem See.